Aufgeschrieben von Hans Hamers anl. zum 50-jährigen Bestehen

Aus der Notzeit nach dem ersten Weltkrieg und den bitteren Jahren der Weltwirtschaftskrise, wurde der Siedlergedanke und das Reichsheimstättengesetz besonders gefördert. Damals gab es in Deutschland über 6 Millionen Arbeitslose, und ein Teil dieser „Nichtbeschäftigten“ glaubte man mit der Errichtung eines Familieneigenheimes in Eigenleistung Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu geben. Dieses eigene Heim sollte sie auch sesshaft machen. Auch zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen war dieser Plan gedacht.
Teilnehmer des ersten Weltkrieges und deren Hinterbliebenen gründeten schon 1919 die „Freie Arbeitsgemeinschaft für Kriegersiedlungen“.
Zur Minderung der Erwerbslosigkeit und um den Erwerbslosen den Lebensunterhalt zu erleichtern schuf man ab 1931 „vorstädtische Kleinsiedlungen“, die so genannten Stadtrandsiedlungen. Erbaut wurden diese Siedlerstellen in Eigenleistung bei Gewährung eines Reichsdarlehens von 2500,- Reichsmark.
Intensive Gartennutzung und Kleintierhaltung wurde den Siedlern zur Pflicht gemacht. Das kleine Haus mit dem großen Garten sollte finanziell unterstützen und wirtschaftlich unabhängig machen.
Diese verschiedenen Siedlerverbände schlossen sich 1935 zusammen unter dem Namen „Deutscher Siedlerbund“. Als dann auch in hiesiger Gegend die ersten Kleinsiedlungen entstanden (1932 Dröscheder Feldsiedlung, 1934 Nußbergsiedlung und 1936 die Oestricher Siedlung An der Sonderhorst), regten sich auch in Letmathe siedlungswillige Kräfte und gründeten 1940 mit 29 Mitgliedern die „Siedlergemeinschaft Dümpelacker“. Zweck dieser Gemeinschaft war es, den Siedlungsgedanken und die Siedlerarbeit in Selbsthilfe zu fördern. Das Ziel der Siedler war eine Heimstatt zu erreichten und zu besitzen, eine Stätte, in der sich die Familie heimisch und geborgen fühlen sollte.
Den Grund und Boden musste damals die katholische Kirchengemeinde für dieses Bauvorhaben abgeben, wofür wir heute noch gebührend dankbar sind.
Trägerin der Dümpelacker-Siedlung wurde die Reichsheimstätte. Wegen der Kriegsverhältnisse und den ersten Nachkriegsjahren konnten die Siedler zunächst ihr Vorhaben nicht verwirklichen und die Siedlerstellen wurden als Schrebergärten genutzt. Trotz der riesigen Wohnungsnot nach dem letzten Krieg, konnte, wegen einschränkender Bestimmungen der Siegermächte, und insbesondere durch herrschenden Materialmangel kein Siedlungshaus errichtet werden.
Viele tausend Flüchtlinge und Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten, die Haus, Hof und Heimat verloren hatten, waren in Notquartieren untergebracht. Sie hofften auf eine baldige Besserung. In dieser hoffnungslosen Zeit blieben von den 29 Gründungsmitgliedern nur 15 bei der Siedlergemeinschaft. Während die Anderen resignierten, hielten diese 15 Siedler unbeirrt an ihrem Plan fest. Und schon am 19. April 1947, also noch vor der Währungsreform, begannen die ersten acht Siedler mit dem Bau ihrer Eigenheime.
Diese Worte sind leicht gesagt – doch wie schwer war die Zeit des Beginns. Das Werk begann in einer Notzeit und viele haben über den „Leichtsinn“ der Siedler gelacht, die in einer solch zukunftslosen Zeit, nur gestützt auf ihre eigene Kraft, ein solches Werk begannen. Öffentliche Mittel für den sozialen Wohnungsbau gab es damals noch nichts, die Finanzierung mussten die Siedler selbst durchführen.
Am Tage der Währungsreform, am 20. Juni 1948, war bereits das erste Haus bewohnt. Und im Herbst 1948, als der damalige Wirtschaftsminister von Nordrhein-Westfalen, Prof. Nölting, unserer Siedlung einen Besuch abstattete, waren schon 7 Häuser bezogen und 15 waren in Bau.


Die Siedler setzten Stein auf Stein und langsam, unter größten Schwierigkeiten wuchsen die Häuser. Aber nicht nur ihre Eigenheime haben die Siedler in Selbsthilfe erstellt, auch zu Gemeinschaftsarbeiten waren sie verpflichtet.
Gräben für Wasserleitungen und Kanalisation wurden ausgehoben und Lichtmasten aufgestellt, etwa 10.000 cbm des felsigen Bodens wurden „mit Hand“ bearbeitet. Bei Wind und Wetter haben die Siedler damals nach der Arbeitszeit oft bis Mitternacht Baumaterial abgeladen und gegenseitig am Bau geholfen. Zur Erreichung der Eigenleistung wurden durch Arbeit und Geld Werte in Höhe von etwa 400.000,- DM geschaffen. Als Lohn für diese harte Arbeit wurde im Spätsommer 1949 schon das 33. Richtfest, es war die Siedlerstelle Hohnert – Krahnefeld gefeiert. Die fertigen Häuser waren geschmückt, Fahnen wehten im Wind und ein großes Transparent mit der Aufschrift
„Unsere Arbeit – Unsere Ehre“
stand am Eingang unserer Siedlung. Auch die Letmather Stadtkapelle kam mit klingendem Spiel, vorweg marschierte der Siedlungsvorstand. Die Festansprache hielt der damalige Wiederaufbauminister Franz Steinhoff.
Das Werk wuchs weiter und 1959 war bereits das 40. Haus bezogen. Aber dann kam die Bautätigkeit wegen fehlender Landesmittel fast zum Erliegen. Fertige, in Eigenleistung erstellte Kellergeschosse, mussten zum Teil zwei Jahre auf Zuteilung öffentlicher Mittel warten.
Im Mai 1952 kam Erzbischof Dr. Lorenz Jäger und gab unserer Siedlung seinen Segen. Die ganze Siedlung war wieder geschmückt, vor der Siedlerstelle Hensel war ein Altar aufgebaut und dort hielt der Bischof seine Ansprache. Mit bewegten Worten würdigte er die große Leistung der Siedler.
1953 war mit 60 Häusern das ursprünglich geplante Werk abgeschlossen. Aber die überaus große Wohnungsnot zwang sogleich zu einer Erweiterung. Das Gelände neben dem katholischen Friedhof wurde als Bauland ausgewiesen, und schon 1954 tat dort Stadtdirektor Schoßier den „ersten Spatenstich“.
Sicherlich war es für die Siedlung auch von Nutzen, dass die Siedlerfreunde Heinrich Ruppelt und Werner Weber im Letmather Stadtrat tätig waren. Auf dem neuen Baugebiet gingen dann die Arbeiten zügig voran, und 1956 waren weitere 16 Siedlerstellen errichtet und bezogen. Auch diese 16 Siedlerstellen haben sich zu enormen Eigenleistungen verpflichten müssen, aber der Materialmangel war zu dieser Zeit doch schon behoben.
Auf dem anschließenden Gelände wurden kurze Zeit später noch mehr Eigenheime gebaut, die aber wegen ungenügender Grundstücksgröße nicht als Kleinsiedlungen gelten.
Zahlreiche Familien aus den deutschen Ostgebieten haben auf dem Dümpelacker einen Neubeginn gewagt und eine „neue Heimat“ gefunden. Am 25 Mai 1956 wurden die ersten Häuser überschrieben. Die Westfälische Heimstätte hatte die 35 Siedler in die Gaststätte Quick eingeladen. Im feierlichen Rahmen wurden Urkunden und Grundbücher unterschrieben und ausgehändigt. Und die ersten 35 Siedlerfamilien waren stolze Eigentümer ihrer Siedlerstellen.
Viele sind bereits in der 2. oder 3. Generation bewohnt, aber alle Nachkommen haben unserer Gemeinschaft und dem Deutschen Siedlerbund die Treue gehalten.
Unsere Häuser sind unterschiedlich in Größe und Beschaffenheit, aber eins haben alle gemeinsam, sie sind eine Stätte für familiengerechtes Wohnen, eine Stätte der Erholung und Geborgenheit.
Zum 50-jährigen Jubiläum unserer Siedlung können wir mit Freude feststellen, dass wir mit Fleiß, Zielstrebigkeit und Ausdauer auf dem Dümpelacker rund 140 Wohnungen geschaffen haben um die akute Wohnungsnot in unserer Stadt zu lindern.
Aber wir haben nicht nur unsere Eigenheime geschaffen, sondern durch Wiesen, Blumen, Sträucher und Bäume ein Stück öffentliches Grün erstellt, das alljährlich viele Spaziergänger anlocken. Die Schönheit unserer Siedlung wurde uns bei den Wettbewerben „Die beste Kleinsiedlungen“ immer wieder bestätigt.
Möge es uns allen vergönnt sein, unsere Siedlerstellen auch weiterhin in Frieden und Harmonie genießen zu können.

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