Verbot von Glyphosat im Haus- und Kleingarten

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Glyphosat - im Bereich Unkrautbekämpfung ist es weltweit der am häufigsten verwendete Wirkstoff. Aktuell ist er in der Diskussion, weil das Europaparlament bis zum Juni darüber entscheiden muss, ob das Pestizid weiter zugelassen wird. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft es aktuell als "wahrscheinlich krebserregend" ein. Das Bundesinstitut für Risi-kobewertung (BfR) und die Europäische Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) halten es hingegen weiter für unbedenklich. Leiden tut auf jeden Fall die biologische Vielfalt.Der US-Agrarkonzern Monsanto brachte Glyphosat 1974 erstmals unter dem Namen ?Roundup? auf den Markt. Inzwischen ist der Wirkstoff Bestandteil von zahlreichen Unkrautvernichtungsmitteln und wird vielfältig eingesetzt: in der Landwirtschaft, im Forst, im Obstbau, auf industriell genutzten Flä-chen, auf Bahngleisen, Wegen und Plätzen und auch in Hausgärten. Glyphosat wirkt über die Blät-ter ? es hemmt die Stoffwechselprozesse und lässt die Pflanzen verwelken.
EU-Zulassung
Im Juni 2016 läuft die EU-weite Genehmigung für das Unkrautvernichtungsmittel aus. Das Europäische Parlament muss bis dahin darüber entscheiden, ob Glyphosat weiter zugelassen wird oder nicht. Bei einer Probeabstimmung im März kamen für einen erneuten Einsatz für weitere 15 Jahre nicht genügend Stimmen zusammen. Die Abstimmung über die Wiederzulassung wurde auf Mai vertagt.
Gefährlich? ? unbedenklich?
Schon lange stehen die Chemikalie und ihre Zusatzstoffe im Verdacht, neben der Vielfalt der Arten auch die Gesundheit von Mensch und Tier zu gefährden. Ob im Bier, Obst oder Brot ? Untersuchungen weisen Spuren von Glyphosat in vielen konventionell erzeugten Lebensmitteln nach. In einer aktuellen Studie des Umweltbundesamts (UBA) konnte eine ?eindeutige Anreicherung von Glyphosat im Urin von Menschen? festgestellt werden. Ebenso wurde Glyphosat in baumwollhaltigem Hygiene- und Verbandsmaterial nachgewiesen. Forscher vermuten negative Auswirkungen auf das menschliche Hormonsystem. Experten der Internationalen Krebsforschungsagentur der Welt-gesundheitsorganisation (WHO) haben den Wirkstoff im vergangenen Sommer zudem als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft.
Die maßgeblichen Behörden wie das deutsche Bundesamt für Risikobewertung (BfR) und die Europäische Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sehen das jedoch anders. Nach einer Prüfung aktueller Daten halten sie das Pflanzenschutzmittel weiterhin insgesamt für unbedenklich.

Neubewertung gefordert
Vieles beim Thema Glyphosat ist nicht transparent. Umweltschützer und Abgeordnete des Umwelt-ausschusses der EU fordern deshalb, dass alle Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit allgemein zugänglich gemacht werden und drängen auf eine neue, unabhängige Untersuchung des umstrittenen Pflanzengifts. Gegen ?zu viel? Transparenz sträuben sich die großen Hersteller ?Glyphosat Task Force? und ?Monsanto? noch. Hoffnung liegt jetzt auf der Europäischen Chemikalienbehörde (ECHA), die derzeit an einer umfangreichen Neubewertung von Glyphosat arbeitet.

Glyphosat daheim
Eine bundesweite Umfrage unter Mitgliedern des Verbands Wohneigentum zum Thema Pflanzen-schutz zeigte im Jahr 2014, dass die Anwendung von chemischen Pflanzenschutzmitteln auch im privaten Garten weit verbreitet ist. Laut Auskunft unserer Gartenberater stellt auch hier besonders Glyphosat eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Mensch und Umwelt dar. Nicht zuletzt, weil gerade Unkrautbekämpfungsmittel mit diesem Wirkstoff häufig auf Flächen wie Wegen und Zufahr-ten angewendet werden, obwohl sie dort heute schon nicht zugelassenen sind. Denn von hier aus kann Glyphosat, welches als schädlich für Wasserorganismen gilt, durch Abwaschung direkt in Gewässer gelangen.

Verbot
Zusammen mit Umwelt- und Verbraucherschützer setzt sich der Verband Wohneigentum für ein Glyphosat-Verbot in der Landwirtschaft, auf öffentlichen Flächen sowie im Haus- und Kleingartenbereich ein. Solange ernsthafte Bedenken nicht ausgeräumt sind, sollte die EU die Zulassung nicht weiter verlängern. Glyphosat steht nicht nur unter Verdacht krebserregend zu sein. Es greift sichtbar in Flora und Fauna ein: durch die gezielte umfassende Vernichtung von Pflanzen leidet die einheimische Pflanzenvielfalt schwerwiegend. Damit gehen Nahrungsquellen für Insekten, Vögel und Kleinsäuger verloren, was zum Artensterben beiträgt.
Unsere Gartenberater empfehlen, daheim alternative Unkrautbekämpfungsmaßnahmen wie Hacken und Mulchen anzuwenden und auf den Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln im Hausgarten ganz zu verzichten. Bundesländer wie Hessen und Rheinland-Pfalz verbieten den Einsatz von Glyphosat auf öffentlichen Flächen schon heute. Baumärkte wie Bauhaus, Obi und Globus haben den mutmaßlichen Gefahrenstoff bis auf weiteres aus dem Sortiment genommen. Es geht auch ohne.

Wetzlar, 16.04.2016

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