Diskussion um den Namensvorschlag Für und Wider einer Änderung des Verbandsnamens

1. September 2004
Anfang Juni hat das Präsidium dem Gesamtvorstand einen neuen Namen für den Deutschen Siedlerbund vorgeschlagen („Verband Wohneigentum e.V.”). Die Diskussion, die schon mit dem Namenswettbewerb unter den Mitgliedern begonnen hat, wird in den Untergliederungen engagiert fortgeführt. Neben vorbehaltloser Zustimmung wird auch deutliche Kritik geäußert. Andere Mitglieder sind sich des Für und Widers einer Änderung unsicher. Der Arbeitskreis Zukunft hat sich am 2. August mit Argumenten, die in persönlichen Gesprächen dargelegt wurden, und mit den Zuschriften befasst. Im Folgenden werden die wesentlichen Fragen und Anmerkungen dargestellt.

Ein Name – ein Lebensgefühl


Ein Mitglied aus dem Rheinland: „Dieser Name („Deutscher Siedlerbund”) hat einen großen Wiedererkennungswert. Das brauchen wir in diesen turbulenten Zeiten, weil man sich dort zuhause fühlt.”

Ein Mitglied aus Sachsen: „Dieser Name ist landesweit ein Begriff.”

AK Zukunft: Der „Deutsche Siedlerbund“ begleitet viele Mitglieder schon seit Jahrzehnten. Dennoch bleibt festzustellen: Der jetzige Name ist hauptsächlich unter Mitgliedern und langjährigen Partnern bekannt. Natürlich bietet er vor allem den älteren Mitgliedern Heimat. Dieses Heimatgefühl bezieht sich beim näheren Hinschauen aber doch weit mehr auf die Siedlergemeinschaft und auf bestimmte Personen als auf den Namen des Dachverbands oder der Landesverbände und (nordrhein-westfälischen) Siedlerbünde. Unabhängig von einer Umbenennung des Bundesverbands und der Landesverbände kann die Siedlergemeinschaft ihren angestammten Namen behalten und sie sollte dies auch tun, vor allem wenn sie in ihrer Gemeinde damit bekannt ist.

Ansonsten ist der Verbandsname auch nach fast 70 Jahren außerhalb der eigenen Kreise so wenig geläufig, dass er bei Neukontakten immer erklärt werden muss. Die Funktionäre, die auf Bundes- oder Landesebene tätig sind, und die Mitarbeiter der DSB-Geschäftsstellen bis hin zur Redaktion von Familienheim und Garten können von zahllosen, täglichen Missverständnissen und Verwechselungen berichten: Kleingärtner, Spätaussiedler, Vertriebenenverband.

Pflege der Tradition


Ein Gemeinschaftsleiter aus Westfalen-Lippe: „Man sollte doch auch Traditionen bewahren, und ich denke gerade unser Verband ist sehr traditionsbewusst. …Ich möchte meine Mitglieder auch weiterhin mit „Siedlerfreunde” begrüßen.”

Ein Ehrenvorstandsmitglied aus Bayern: „Unter diesem Namen haben tausende von Siedlern in den Kommunen für ihre Rechte gekämpft.”

Ein Mitglied aus Westfalen-Lippe: „Nur weil es uns heute besser geht als damals und die ursprünglichen Ideen und Ideale eines Siedlerbunds, einer Gemeinschaft in den Hintergrund gerückt sind, wollen Sie den Namen ändern, so dass sich bald niemand mehr daran erinnert, was damals – besonders in den Nachkriegsjahren – vollbracht wurde.

AK Zukunft: Pflege der Tradition ist berechtigt. Das Erinnern an die Leistungen der Vorfahren und altgedienten Mitglieder findet auf Siedlerfesten, Jubiläumsveranstaltungen und bei jeder Verleihung von Ehrenzeichen statt. Eines der Ehrenzeichen des DSB trägt sogar selbst den Namen eines verdienten Mitgliedes: der Wilhelm-Gisbertz-Ehrenbecher. Die ersten eigenen Erfahrungen und die überlieferte Tradition sind in den Köpfen und Herzen insbesondere der älteren Siedlerfreunde präsent. Die Weitergabe an jüngere Generationen ist ausdrücklich gewünscht.

Aber: Traditionspflege ist kein Selbstzweck und darf nicht die künftige Entwicklung blockieren. Um auf Dauer lebensfähig zu sein muss der DSB neue Mitglieder gewinnen, seine Leistungen anbieten und für seine Ziele werben. Hierfür sollen nicht nur Eigenheimbesitzer, sondern auch Wohnungseigentümer geworben werden. Ebenso müssen der Bundes- und die Landesverbände auf Minister und Mandatsträger, auf Beamte in Behörden, Vertreter anderer Verbände, Dienstleister und nicht zuletzt auf Journalisten zugehen. Der Verbandsname muss für diese Kontakte unmittelbar aus sich heraus verständlich sein.
Der Begriff „Wohneigentum” ist nicht nur in entsprechenden Gesetzen verankert und lexikalisch definiert, er ist auch in der Umgangssprache problemlos einzuordnen. Das lässt sich vom „Siedler” nicht (mehr) sagen.

Werte des Siedlergedankens


Ein Mitglied aus Brandenburg: „Unsere Siedlergemeinschaft hat trotz wechselvoller Bedingungen das eigene Wohngrundstück mit Garten und Tierhaltung stets in den Mittelpunkt der Interessenvertretung gerückt. Das ist auch heute so.”

Ein Mitglied aus Sachsen: „…wenn sich auch die Bewirtschaftung der Anlagen verändert hat, so bleibt die Selbständigkeit der Menschen als Siedler unverändert.”

Ein weiteres Mitglied aus Sachsen: „Bedeutet nicht auch Siedler zu sein, Nachbarschaftshilfe zu geben, und zu nehmen?”


AK Zukunft: Die Nutzung des Gartens hat sich von der Selbstversorgung hin zu Hobby und Erholung gewandelt. Auch die Kleintierhaltung ist zu einer Seltenheit geworden. Aber die Selbständigkeit des Eigenheimbesitzers ist geblieben. Die Verantwortungsbereitschaft und den Gestaltungsfreiraum der selbstnutzenden Wohneigentümer will der DSB mit zeitgemäßen Mitteln fördern. Unterstützung junger Familien und solidarisches Gemeinschaftsleben sind nach wie vor Satzungsziele und werden gesellschaftspolitisch immer aktuell sein.

Was den langjährigen Mitgliedern selbstverständliches, positives Lebensgefühl ist, lässt sich an neue Interessenten so nicht vermitteln. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, suchen junge Bauherren und Erwerber von Wohneigentum zunächst Rat und Hilfe, Dienstleistungen und Information. Das Interesse am Verbandsleben einer Siedlergemeinschaft kann doch erst dann eine Rolle spielen, wenn der Verband dem potentiellen oder Neumitglied bekannt geworden ist. Doch dafür muss die „Hemmschwelle” eines erklärungsbedürftigen Verbandsnamens wegfallen.

Die Werte wie Solidarität, Nachbarschaftshilfe, Zusammengehörigkeit sind nicht abhängig vom Namen des Bundes- oder der Landesverbände, sondern vor allem von der lebendigen Gemeinschaft der Gruppenmitglieder .

Verbandszweck


Ein Mitglied aus Sachsen: „Siedlungen im hergebrachten und bekannten Sinn werden nicht mehr gebaut. Jeder baut für sich allein und ist sich selbst der Nächste. Ist das nicht ein Anknüpfungspunkt, um wieder gemeinsames Bauen unter vorteilhafter Mitgliedschaft im DSB anzuschieben?“

Ein Mitglied aus Westfalen-Lippe: „Außerdem stellt sich die Frage, haben sich denn die Inhalte der Satzung des DSB so sehr verändert, dass der Name des Verbands nicht mehr dazu passt?”

AK Zukunft: Man muss zur Kenntnis nehmen, dass die klassische Gruppensiedlung kaum noch verwirklicht werden kann. Manche Landesverbände unterstützen solche Projekte, sie haben aber mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Bedauerlicherweise rühren viele Probleme von den Bauherren her, die keine realistische Vorstellung vom Ablauf einer solchen Maßnahme haben, insbesondere vom Einsatz der Selbsthilfeleistungen. Aber solange es überhaupt funktioniert, wird der DSB diese Art Siedlungsbau fördern.

Auch die weiteren Satzungsziele bleiben von einer Namensänderung unberührt, im Einzelnen richten sie sich ohnehin nach den gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen aus. Für entsprechende sachliche Fortschreibung der Satzung des Gesamtverbands hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in der Regel immer weit mehr als die notwendige qualifizierte Mehrheit gefunden. Wenn nun umgekehrt durch eine Namensänderung den gesellschaftlichen und verbandlichen Entwicklungen entsprochen würde, wäre dies konsequent.

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