Februar 2022
Das Zuschuss-Programm "Altersgerecht Umbauen" der KfW ist ein Erfolg. Es ermöglicht Umbaumaßnahmen zur Reduzierung von Barrieren mit einem Zuschuss bis zu 6.250 Euro je Wohnung. Das Problem ist nur: Der Fördertopf reicht selten für ein Jahr, 2021 ist er bereits Anfang Juni leer. Der VWE fordert von der Politik eine Verstetigung und ausreichende Finanzierung der Förderung.
Doch anders als vielerorts angepriesen, war es nicht möglich, die Förderung, die sich neuerdings "Barrierereduzierung 455-B" nennt, zu beantragen, moniert der Berliner: "Ich habe mich schon letztes Jahr mehrfach bei der KfW erkundigt und erfahren, dass keine Anträge mehr gestellt werden können."
Auf ihrer Website erklärt die KfW: "Die Nachfrage nach Förderzuschüssen im Bereich ‚Altersgerecht Umbauen‘ ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen - allein im ersten Vierteljahr 2021 um 25 Prozent." Das Programm wird so gut angenommen, dass der Fördertopf in 2021 von 75 Millionen bereits auf 130 Millionen Euro aufgestockt wurde. Die Entwicklung spiegele den höheren Bedarf durch den demografischen Wandel wider. Und: "Immer mehr Menschen interessieren sich dafür, Barrieren in der eigenen Wohnung zu reduzieren, um im Alter möglichst lang und komfortabel in der vertrauten Umgebung leben zu können."
Doch die werden, wie Hans-Christian Drzewiecki, vertröstet. Es ist nicht möglich, Anträge zu stellen.
Aus Sicht von Verband Wohneigentum-Präsident Manfred Jost ist dies nicht hinzunehmen. "Der VWE fordert, das Zuschuss-Programm der KfW schnellstmöglich mit ausreichenden Finanzmitteln auszustatten. Die Menschen brauchen Planungssicherheit und daher eine verlässliche Förderung. Doch der Zeitraum, indem die Förderung beantragt werden kann, wird immer kleiner. Und das, obwohl viele sich wünschen, möglichst lange, eventuell mit ambulanter Pflege, in den eigenen vier Wänden zu leben, anstatt eine zu frühe und dazu noch deutlich teurere Heimunterbringung in Kauf zu nehmen."
Im Koalitionsvertrag verspricht die neue Bundesregierung, die Förderung von altersgerechtem Wohnen und Barriereabbau "auskömmlich" auszustatten. Doch der Bundeshaushalt ist noch nicht verabschiedet. Zu Redaktionsschluss erklärt die KfW, dass die Förderung wieder möglich wird, "falls der Bundeshaushalt 2022 neue Mittel vorsieht".
Menschen wie Hans-Christian Drzewiecki hilft das nicht weiter. "Ich habe inzwischen verschiedene Angebote von Sanitärfirmen, die das machen würden. Ich warte jetzt schon viele Monate und kann mit dem Bau noch nicht einmal anfangen, weil man zuerst die Anträge stellen muss. Das ist eine Voraussetzung, um Geld zu bekommen - wenn welches da ist."
Eine Untersuchung von "KfW Research" aus dem Jahr 2020 bestätigt den steigenden Bedarf nicht nur an barrierefreien, sondern auch an barrierearmen Wohnraum: "Aktuell gibt es 3 Mio. Haushalte mit Mobilitätseinschränkungen, im Jahr 2035 werden es 3,7 Mio. sein." Doch nur 560.000 Wohnungen sind nach der repräsentativen Schätzung tatsächlich barrierearm.
Anders als der Zuschuss ist der zinsverbilligte KfW-Kredit "Altersgerecht Umbauen (159)" weiterhin möglich. Doch auch das zeigt die Untersuchung von KfW Research: Verständlicherweise wird "der Zuschuss umso häufiger in Anspruch genommen, je älter die Antragsteller und je geringer ihre Einkommen sind."
Auch Hans-Christian Drzewiecki möchte sich als Rentner keinen Kredit mehr aufbürden. "Das Bad muss gemacht werden, mir ist es einfach zu gefährlich - ich mach das jetzt irgendwann. Und die 6.250 Euro, die hätten mir wirklich geholfen!"
Anna Florenske