Der Garten, ein Zuhause für Insekten

Der Lebensraum unserer heimischen Insekten ist bedroht. Die intensive Landnutzung, der hohe Einsatz von Pflanzenschutzmitten in den Monokulturen der industriellen Landwirtschaft, der Klimawandel sind Gründe für den Rückgang der Bienen und Insekten in unserer Kulturlandschaft. Es braucht tief greifende Veränderungen, um diese Entwicklung zu stoppen. Im Kleinen kann jeder bei sich selbst damit anfangen, Insekten zu fördern: Unsere Gärten können einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt dieser für uns so wichtigen Nützlinge leisten.

Trockenmauer
Die Trockenmauer: ein beliebter Unterschlupf für Eidechsen   © Görlitz/Verband Wohneigentum
Pflanzen und Insekten bilden eine Symbiose, in der jeder Partner für den anderen wichtig ist. Nicht nur Nektar und Pollen, sondern auch die Stängel und Blätter sind wichtig für Insekten. Raupen ernähren sich von den Blättern und die Stängel sind eine perfekte Kinderstube für den Nachwuchs. Im Gegenzug bestäuben die Insekten die Pflanzen.

Wir brauchen Insekten!

Bezogen auf den Obst- und Gemüsebau, profitieren auch die Menschen von dieser Symbiose: Deutsche und französische Forscher haben im Jahr 2008 den weltweiten ökonomischen Wert der bestäubenden Insekten auf jährlich 150 Milliarden Dollar beziffert. Mit etwas Geduld, der richtigen Pflanzenauswahl und entsprechenden Rückzugsorten kann jeder Gartenbesitzer die bedrohten kleinen Nützlinge in den Garten zurück holen. Damit sie sesshaft bleiben, ist neben einem artspezifischen Lebensraum auch ein entsprechendes, lückenloses Nahrungsangebot wichtig.

Tipps für den Insektengarten:

Der unaufgeräumte Garten

  • Eine wilde Ecke im Garten ist nicht das Ende eines gepflegten Gartens, jedoch eine toller Rückzugsort für viele gefährdete Nützlinge. Es siedeln sich Klee und Brennnesseln an, die sehr gerne von den Raupen der Schmetterlinge verspeist werden.

  • Wildbienen nisten gerne in totem Holz, wie alten, morschen Apfelbaumstämmen. Fällt Totholz an, dann stapelt es lieber an einem halbschattigen Ort im Garten auf, anstatt es zu verbrennen.

  • Insektenhotels bieten bevorzugt in sonniger Lage Lebensräume für Insekten und Bienen. Sie sind jedoch nutzlos, wenn das Nahrungsangebot fehlt.

Nahrung für Insekten bieten

Felsenbirne
Die Felsenbirne: ein wichtiger Pollenspender im Frühjahr   © Pixabay
Ab Anfang März kann man die ersten Hummeln und Wildbienen beobachten, die das Nahrungsangebot der Frühjahrsblüher gerne annehmen. Sie benötigen nun dringend Nahrung für sich selbst und Ihren Nachwuchs. Weiden, Felsenbirnen, Hartriegel, Winterlinge, Schneeglöckchen und Krokusse sind wichtige Trachtpflanzen und Pollenspender. Für die Blüten-bestäubenden Insekten ist es wichtig, bei der Verwendung von Stauden naturnahe, ungefüllt blühende Pflanzen vorzufinden. Doch ein Großteil der Zuchtformen, vor allem gefüllt blühende Arten und Sorten, sind steril und somit nutzlos für Insekten.

Insektenfreundlichen Stauden

Scharfgarbe (Achillea filipendula), Blauer Eisenhut (Aconitum napellus), Akelei (Aquilegia vulgaris), Wiesenglockenblume (Campanula persicifolia, Oregano (Origanum vulgare), Purpur Sonnenhut Echinace purpurea, Gewürz Fenchel (Foenicum vulgare), Kandelaber Ehrenpreis (Veronicastrum vulgare), Purpur Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis), Echtes Seifenkraut (Sanguisorba officinalis) und Disteln, wie die Kugeldistel werden sehr gerne von Schmetterlingen und Bienen besucht.

Tipp: Verzichtet im Herbst auf den Rückschnitt der verblühten Stauden und Gräser, schafft damit ein Winterquartier für Marienkäfer, Florfliegen und Co.

Chemische Pflanzenschutzmittel schaden Insekten

Der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln ist im insektenfreundlichen Garten tabu. Der Grund: Pflanzenschutzmittel wirken nicht nur gegen die Schädlinge, sondern auch gegen die Nützlinge. Vorbeugende Maßnahmen, wie zum Beispiel die Verwendung von robusten Sorten, die Stärkung von Nützlingen und nicht zuletzt die Aneignung einer toleranten Grundhaltung lassen viele Probleme erst gar nicht entstehen.

Garten für Nützlinge attraktiv gestalten

Igel
Natürlicher Schneckenschutz im Garten: Der Igel   © Görlitz/Verband Wohneigentum
Igel willkommen!

Der Igel verspeist für sein Leben gern Schnecken. Eine Igelburg dient der Jungenaufzucht und dem Winterschlaf. Stellt die Burg an einem schattigen und ruhigen Ort im Garten auf. Alternativ zu den im Handel erhältlichen Kunststoff-Igelburgen kann man eine Igelburg auch leicht selbst bauen. Ein Totholzhaufen eignet sich ebenfalls als Unterschlupf für Igel und Insekten. Sofern er richtig angelegt wurde: Unter einem schichtweise gelagerten, Haufen von Stammholz, Ästen und Blättern finden die Nützlinge in einer 50 cm tiefen und 1 m² großen Grube, die mit Blättern gefüllt wird, ein perfektes Winterquartier. Die durch den Rotteprozess entstehende Wärme schützt die Tiere auch in kalten Wintern.

Trockenmauer

Sonnige Standorte eignen sich perfekt für die Anlage eines Steinhaufens oder einer Trockenmauer. In den Hohlräumen der wärmespeichernden Steine ziehen gerne Eidechsen ein. Sie vertilgen mit Vorliebe Blattläuse, Ameisen, Schnecken und Würmer.

Wasser ist Leben

Nach langen Trockenperioden im Sommer benötigen Insekten dringend Wasser und besuchen gerne Vogeltränken. Ein dicker Stein in der Mitte schützt sie vor dem Ertrinken. Flach abfallende Teichufer und Schwimmblattpflanzen sind perfekte Lebensräume und Landeplätze für die faszinierenden Gartenbewohner.

Unsere Gärten können zu wichtigen Lebensräumen für die heimische Pflanzen und Tierwelt werden. Je vielfältiger die Lebensräume und das Nahrungsangebot sind, desto stabiler ist unser heimisches Ökosystem. Stabil bedeutet in diesem Zusammenhang auch, dass sie keine Sorge vor der massenweise Verbreitung von Schädlingen in Ihren Garten haben müssen.

Hans-Willi Heitzer

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