Heidstocker Geschichte

Frühe Vorgeschichte


Obwohl der Heidstock eines der jüngsten Siedlungsgebiete Völklingens ist, befinden sich hier die ältesten historischen Relikte der Mittelstadt.
Der Heidstock liegt östlich des Stadtkerns von Völklingen, an der Straße nach Altenkessel. Die Herkunft des Namens Heidstock ist nicht eindeutig nachzuweisen.

Es besteht jedoch die Möglichkeit, daß sich in der Nähe der alten römischen Burg ein Bildstöckl befand, das dem heidnischen Kult der Besatzung der Burg diente und dieses Gebiet nach der Kultstätte benannt wurde. Ähnliche Namensbildungen im Saarland mit
der Endung - Stock - beweisen es.

Schon 1753/54 berichtete das Völklinger Bannbuch vom "Rammelter Wald und Burg", der Wald wird auch "Burg Wald" oder einfach "Burg" genannt. Bereits 1809/10 erscheint
die Bezeichnung "auf Burg" auf einer Karte Nr.55 des Atlas von Beaunier und Calmelet ( zwei franz.Bergbau - Ingenieure ).Die Anfertigung erfolgte im Auftrag von Napoleon I. (s.Karte, weißes Kreuz im nördlichen Bereich).

Die erste und älteste Erfassung der Burg, als archäologisches Denkmal, erfolgte im Jahre 1846 durch den Nestor saarländischer Bodendenkmalskunde Friedrich Schröter.
Sie war auch die wichtigste, weil Schröter die Befestigungsanlage noch vor dem
Bahnbau gesehen hatte. Beim Lesen der Originalniederschrift von Schröter wird ersichtlich, daß die Geländeveränderungen durch den Gruben - und Bahnbau sehr groß waren und die strategische Lage der Burg fast nicht mehr zu erkennen ist (s.Die "Alte Burg" in Völklingen / Heidstock von G.Weisgerber ).




Nach oben benannter Calmelet-Karte wird bei Völklingen ein von Osten nach Westen zum Köllerbach (=Püttlingerbach ) reichender Bergsporn "auf Burg" benannt. Der Sporn wird im Norden durch ein Tälchen und im Süden durch den Wasserriß "Wolfskaul" begrenzt.
Von diesem Sporn war nur die Südwestspitze befestigt, die Burg gab also einem wesentlich umfangreicheren Waldgebiet den Namen. Die Flurnamen "auf Burg" ( von 1810) oder der heute übliche "Alte Burg" sind allerdings nicht die einzigen des fraglichen Gebietes. Der ältere Name ist zweifellos "Rammelte".

Heute dient er der Städtischen Forstverwaltung zur Bezeichnung einer Waldpartie. Im vorigen Jahrhundert wurde der benachbarte zur Bewetterung dienende 58m tiefe "Rammelter Schacht" ( von 1865 bis 1931 ) danach benannt. Rammelte ist erstmals 1622 als "uff Rammel" belegt.

1738 ist in der "Völklinger Hofs- ,Bann- ,Wald- und Grenzbeschreibung" vom "Rammler Wald" die Rede. Im Meß- und Bann Protokoll des Dorfes Völklingen von 1754/55 heißt es im Tractus 32: "Der Rammelter Wald und Burg liegt einseits neben dem Ackerland, anderseits des gleichenteils das vorderste Simschel, stoßt hinten auf das Ackerland vorn zum Teil desgleichen, teils auf Wiesen". Es kommen noch die Formen "der Rammelter", der "Burg Wald" und "auf Burg" vor. In diesem Zusammenhang bemerkenswert ist, daß die von Dr.Britz festgestellten drei Rodungsvorstöße auf dem Heidstock nur bis zur Wolfskaul reichten und das heutige Rammelter Waldgebiet umgingen. Noch 1750 reichte der "Rammelter Wald" in der Gegend der Einmündung der Stählingerstraße in die Gerhardstraße bis zum "Horberg" zwischen Gerhardstaße und Chaussee im Saartal. Die Wolfskaul wird schon im Völklinger Hofs – Renovatur Protokoll von 1672 genannt: Unbehend Paul, 1 Morgen Land in der Flur Steelingen ( = Stählingen ) bei der Wolfskaul. 1754/55 ist von Ackerland an der Wolfskaul und auf der Wolfskaul die Rede. Der Name "In der Burgwies" für die Wiesen im Köllertal ist relativ jung. Er erscheint erst 1825 für die vorher "Bachwiesen" genannten Parzellen im Urhandriß der Katasteraufnahme der Flur 33.

Die erste topographische Vermessung der Burg erfolgte durch R. Schindler in den 1960er Jahren(s. Karte). Aus alten Berichten von Pfarrer Zickwolf (Mitglied im Historisch-antiquarischen Vereins für Saarbrücken und Umgebung), der bereits 1844 die Burganlage untersuchte ist zu entnehmen, daß außer dem heutigen Burgwall noch eine weitere Wallanlage zu sehen war. Nach einem Gewährsmann, der um 1895 über die Burg berichtete, wurde überliefert, daß diese weitere Wallanlage bei Erbauung des "Rammelter Schachtes" den Baumaßnahmen geopfert wurde. Bei Straßenbaumaßnahmen zwischen der heutigen Gerhardstraße und dem früheren Rammelter Schacht, wurde in den 1960er Jahren, ein mit einer Steinpackung versehener Wall gefunden. Die Heimatforscher halten diesen Wall für die Reste des von Pfarrer Zickwolf bereits erwähnten weiteren Walles. Durch den Bau der Grubenbahn 1872 und der Köllertalbahn 1911 wurde der Wasserriß "Wolfskaul" durch einen mächtigen Querdamm überbrückt, so daß die Mündung der Schlucht ins Köllertal heute nur noch mit Mühe erkennbar ist, zumal die talwärtige Dammseite in den 1960er Jahren noch als Schuttplatz benutzt wurde. Im Verlauf der Schlucht auf dem Heidstock wurden durch Müllablagerungen vor und nach dem 2.Weltkrieg weitere Veränderungen vorgenommen. Die Schlucht führte mindestens bis in Höhe der Verbindung von Rhein - und Karl-Peters Straße.

Die Frage der Geschichte einer solchen Befestigung beginnt nach dem Zeitpunkt ihrer Errichtung. Erst die dritte und bisher letzte Grabung zwischen 1968 und 1975 brachte Aufschluß darüber. Aufgrund der römischen Fundmünzen in der Nähe der Burg auf Flur "Rammelte", der römischen Ziegel und der Torarchitektur wurde der Zeitraum der Erbauung in das 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. datiert und liegt damit in einer Zeit, in der unser Land wiederholt unter den Einfällen der Germanen zu leiden hatte (s. die Ausführungen von G.Weisgerber ). Sengend und plündernd drangen sie tief nach Gallien ein und viele römische Villen und Kleinstädte (auch Schwarzenacker) wurden zerstört. Ob um die Burg Kämpfe stattgefunden haben, konnte noch nicht endgültig geklärt werden, hierzu sind sicherlich weitere Grabungen erforderlich. Das weitere Schicksal der Anlage gleicht dem der meisten römischen Ruinen. Sie wurden im Mittelalter als Steinbrüche benutzt.

In einem Bericht des Heimatforschers Franz Knoblauch (1975) ist zu lesen ,daß man auf dem "Hohberg" eine Lanzenspitze, eine Franziska und eine Skramasax fand, die aus der Germanen Besiedlung stammen. Besonders die Gemarkung Heidstock scheint aus dieser Zeit Besiedlung nachweisen zu können. Heimatforscher Knoblauch führt dazu die Flurnamen an, die sich gerade in diesem Bereich massieren und auf germanische Besiedlung hindeuten.

In einem Schrifttum von Hoppstädter und Hermann über die Siedlungsgeschichte des Saarlandes (1960 und 1966) wurde die Frage gestellt: Gab es in der Nähe der Burg Ramellte eine Siedlung "Stählingen"? Dieser Frage hat sich der Heimatforscher Oberbergrat Dr.Britz angenommen und er führte in einem Fachvortag vor dem Heimatkundlichen Arbeitskreis der VHS 1969 aus, unter der Einsichtnahme von Akten aus dem Staatarchiv Koblenz: Existierte dieses "Stählingen", so mußte es wie Völklingen selbst in die Gruppe der Orte gehören, welche bereits bei der frühen Landnahme durch die Franken gegründet worden sind!

Ausführlich ging er auf die Ausdehnung von "auf Stählingen" ein, wie sie im Bannbuch von 1753/54 belegt wurde. Die Lagebezeichnung "auf Stählingen" tragen heute die Grundstücke etwa zwischen der Gerhardstraße, der ehemaligen Bahnstrecke nach der Haltestelle Heidstock und dem sogenannten "Schwarzen Weg". Im Jahre 1753/54 jedoch umfaßte "auf Stählingen" den gesamten Bereich zwischen der Chaussee durch das Saartal im Süden und den Köllerbachwiesen, der Wolfskaul und dem Rand des Rammelter Waldes im Norden. "Auf Stählingen“ entsprach somit dem größten Teil des heutigen Stadtteiles Heidstock. In dem genannten Bannbuch wird die heutige Gerhardstraße auch als "Weg über Stählingen" bezeichnet. Die Feststellung, daß nicht nur einige Grundstücke den Namen "auf Stählingen" tragen, sondern unter diesem Flurnamen ein ganzer Höhenrücken zu verstehen ist, macht die an und für sich nur theoretische Existenz einer Siedlung "Stählingen" noch problematischer.

Aber wo liegt nun der eigentliche Heidstock?

Der von 1698 bis 1741 in Völklingen amtierende Pfarrer Horstmann hat 1734 eine Notiz über Völklinger Schulverhältnisse niedergeschrieben, in der er unter den Schulgärten auch einen Garten "bei dem Heydenstock" aufführt. Dieser Schulgarten erscheint 1753/54 im Gewann "im Heydengarthen". Er grenzt an ein Gemeindegrundstück im Gewann "im Köhlgarthen" welches wie folgt beschrieben wird: "ein unbrauchbarer Hübel, einseits die Straß, anderseits theils der Schulgarten, theils Joachim Altpeter". Damit läßt sich die Lage des Heidstockes hinreichend bestimmen: Es muß sich um einen Hügel am Ortsausgang von Völklingen unmittelbar neben der heutigen Karl-Janssen Straße handeln. Dieser Heidstock war noch 1960 im Dreieck zwischen Karl-Janssen Straße, Bahn und dem Gelände der Altwarenhandlung sichtbar, aber im Zuge des Baues der Südtangente mit den Häusern abgetragen worden.

Im Bereich des alten Völklinger Hofes, der das heutige Stadtgebiet, einen Teil von Klarenthal und den gesamten Warndt umfaßte, lag im Mittelalter ein Dorf Tiefental
(Dieffendal), welches wie aus Archivunterlagen ersichtlich, zwischen 1432 und 1447 von seinen Bewohnern verlassen wurde. Bereits 1432 waren einige Gebäude baufällig. Von einem Bewohner ist bekannt, daß er nach St.Johann verzog. Der Verfasser des im Jahre 1899 anonym erschienenen ersten Völklinger Heimatbuches führt Tiefental unter den Warndtdörfern auf. Andere Erwähnungen von Tiefental in der ersten Hälfte des 15.Jahrhunderts lassen jedoch die Vermutung zu, der Ort sei zwischen Burbach und Völklingen auf der rechten Saarseite zu suchen.

Es konnte zwischen 1960 und 1973 die Bestätigung gefunden werden, daß "Tiefental" als Flurname noch um 1600 im heutigen Stadtteil Heidstock vorkam. Durch den Volksmund wurde, wie sich exakt verfolgen läßt, der Name mehrfach abgewandelt. Es gibt ihn heute noch, allerdings kaum mehr erkennbar, in der Heidstocker Gewannbezeichnung
"Auf Diefelder" und im Straßennamen "Diefelder Straße". Eigentlich müßte es "Auf der Diefelder Dell" heißen. Diese Delle, später "Ochsendell" genannt, ist der tiefe Graben, der hinter dem Friedhof Heidstock nach Süden zieht. Von diesem Graben ab zog sich die alte Flur "Tiefental" nach Osten bis zur Püttlinger Banngrenze hin. Sicher hat das Dorf Tiefental nicht dort gelegen, wo sich der Ortsname als Flurname erhalten hat. Hier, am Südhang des Dickenberges, befanden sich die Felder von Tiefental. Der Ort selbst muß, wie schon der Name sagt, tief im Tal gelegen haben. Hier kommen nur zwei Stellen für eine Siedlung in Frage: Sie kann am Austritt des Gahnbachtales, heute Pottaschdelle genannt, in das Saartal oder im oberen Teil der Pottaschdelle unterhalb der Gerhardstraße gestanden haben.

Aus der Geschichte von Tiefental ist nur noch bekannt, daß seine Bewohner im Jahre 1416 Auseinandersetzungen mit den Püttlingern hatten und ihnen vom Püttlinger Burgherrn Schaden zugefügt wurde.

Industrialisierung und Besiedlung


Die bekannte Geschichte des Heidstock ist nicht sehr alt. Sie beginnt erst im 18.Jahrhundert. Im Jahre 1738 wurde der "Judenpfad" als Höhenweg erstmals urkundlich erwähnt. In einer Karte von 1826 heißt dieser Judenpfad – Weeg nach Großwald -. Wann die Umbenennung in Gerhardstraße erfolgte, ist nicht genau festzustellen. Für den Völklinger Hof war dies die Verbindung nach Osten. Dieser Weg war die Postkutschenverbindung Saarbrücken-Mannheim und er führte u.a. über die Ritterstraße nach Holz und Göttelborn.

Die heutige Gerhardstraße, benannt nach dem Oberberghauptmann Gerhard, ist die älteste Straße auf dem Heidstock.

Erst gegen 1820 wurde die Staatsstraße Luisenthal-Völklingen ausgebaut, nachdem das Bett der Saar etwas nach Süden verlegt war und dadurch die Möglichkeit geschaffen wurde, eine Straße zwischen Saar und dem steil abfallenden Ramellter Wald herzustellen. Von der heutigen Gerhardstraße ging damals eine Abzweigung hinunter an die Saar. Ihr Endpunkt war, bevor die Eisenbahn gebaut wurde, in der Nähe der alten Schule Luisenthal.

Die rasche Entwicklung des Heidstocks begann erst mit dem Aufblühen des Bergbaues. Der Anfang der heutigen Besiedlung dürfte wohl damit zusammenhängen, daß die Bergwerksdirektion in Saarbrücken 1842 zur Unterstützung des Siedlungswesens Hausbauprämien und Baudarlehen an die Bergleute gewährte, die eine Baustelle an einem durch Grubenbau ungefährdeten Gelände besaßen. Diese Annahme wird dadurch erhärtet, daß die Bautypen der ältesten Häuser an der Gerhardstraße die gleichen Merkmale aufweisen, wie die alten Bergmannssiedlungen in anderen Orten in unserer Heimat.
Im Jahre 1820 wurden die dicht beieinander liegenden Gruben Großwald und Bauernwald zu einer Grube zusammengefaßt unter dem Namen "Vereinigte Königliche Steinkohlenzeche Bauernwald - Großwald". Bereits ein Jahr später wurde diese Grube umbenannt nach dem damaligen Oberberghauptmann Gerhard in Grube Gerhard ( heute Grube Luisenthal ). Im Zuge der ständigen Erweiterung und Ausbauung erfolgte im Jahre 1861 mit einer Gesamtteufe von 28m der Schachtausbau "Rudolf Nord" in der Pottaschdelle. Im Jahre 1865 erfolgte der Ausbau von "Schacht Rammelter", mit einer Teufe von 58m, auf dem Heidstock (heute Grundstück Dr.Kiefaber an der Diefelder Straße), in der Funktion als Wetterschacht für das Westfeld von Flöz Beust. Danach folgte 1876 der "Simschelter Schacht" zwischen Heidstock und Püttlingen, nahe der alten oberen Bahnlinie, am Weg in Richtung Püttlinger Landstraße. Dieser Seilschacht hatte eine Teufe von 237m und wurde 1902 umgetauft in "Anna Schacht" nach der Gemahlin des Bergrates Anna Althaus. Der "Rudolf Schacht" wurde 1890 ausgebaut mit einer Teufe von 330m in der Funktion als Wetterschacht und Seilschacht und er war durch den Mathilden-Rudolf-Querschlag mit dem Anna Schacht verbunden. Der Standort war Ecke Gerhardstraße und Haldenweg.

Mit diesem beginnenden Bergbau begann um 1860 auch die langsame Besiedlung des Heidstocks, hier im besonderen die Gerhardstraße, die bis 1910 im unteren Bereich schon relativ dicht bebaut war.

Zu den ältesten Häusern zählt das ehemalige Verwaltungsgebäude mit Steigerwohnungen und Zechenhaus am Schacht Rammelter, heute Gerhardstraße 263, erbaut um 1870. Der Keller in diesem Haus wurde in Gewölbeform gebaut und wegen damals fehlender Wasserleitung, gibt es noch heute einen intakten Brunnen im Keller. Das Zechenhaus, später als Stallung benutzt, wurde als Fachwerkhaus errichtet und damit in der Umgebung Völklingens wohl eines der wenigen Häuser ist, die es in dieser Bauart noch gibt.

Um 1850 entstand an der Gerhardstraße eine Ziegelei, in der Nähe des späteren "Rudolf Schachtes". Die Ziegelei ist auf einer Karte von 1870 eingetragen. Der Ludweiler Ackerer Johann Philipp Eisenbarth erwarb 1884 die Ziegelei mit beachtlichen Grundstücken, aber zu diesem Zeitpunkt wurden anscheinend keine Ziegel mehr hergestellt. Die Ziegelei wurde in den 1920ern abgerissen. Der Standort war auf der linken Seite in der Gerhardstraße, gegenüber den noch heute stehenden Grubenhäusern. Ein Nachkomme baute 1910 weiter oben in der Gerhardstraße ein neues Wohnhaus, das sich noch heute im Familienbesitz befindet. Karl Eisenbarth begann 1946 mit einem
Pferdefuhrwerk Transporte für die Stadt Völklingen durchzuführen. Er belieferte auch Privatleute mit Kohle. Sein Sohn Kurt übernahm 1952 den Fuhrbetrieb. Aus diesen Anfängen heraus, entwickelte sich in den Folgejahren ein kleiner mittelständischer Betrieb, der 1979 von seinem Neffen Dieter Fetzer übernommen wurde und somit heute in Völklingen zu den ältesten, sich noch in Familienbesitz befindlichen, Betrieben gehört.

Die erste zusammenhängende Baumaßnahme wurde in den Jahren 1910 - 1912 durchgeführt. Möglich wurde diese Maßnahme durch ein Testament, der am 30.August 1899 in Wiesbaden verstorbenen Luise Pfähler, die zum Erben ihres Nachlasses, von rund 620 000 Mark den Landkreis Saarbrücken bestimmte. Der Einsatz dieser Mittel sollte ausschließlich zum Bau von Wohnhäusern im Landkreis Saarbrücken eingesetzt werden für einen Personenkreis, die ohne Zuschuß nicht in der Lage sind, sich einen auskömmlichen Lebensunterhalt zu verschaffen.

Am 17.Mai 1900 beschloß der Kreistag des Landkreises Saarbrücken, die Erbschaft unter Übernahme der Verpflichtungen anzunehmen und die Gründung der Pfählerstiftung durchzuführen.

Luise Pfähler war die Schwester von Gustav Pfähler und dieser war Mitglied der am 1.Oktober 1861 gegründeten königlichen Bergwerksdirektion zu Saarbrücken. Später wurde er zum Geheimen Bergrat ernannt.

Die Häuser sollten als Ein - und Mehrfamilienhäuser gebaut werden und tunlichst auf sämtliche Bürgermeistereien des Kreises verteilt werden.
Aus dieser Erbschaft heraus konnten dann 5 Häuser in der Pfählerstraße auf dem Heidstock gebaut werden, bekannt unter Pfählerstift. Heute gibt es noch ein Einzel-
und ein Doppelhaus in der damals erbauten Form, gegenüber von der Gaststätte Dublin.
Die Pfählerstiftung selbst wurde zum 03.10.1966 aufgelöst und die Häuser wurden verkauft.

Weitere große Fortschritte in der Besiedlung machte der Heidstock durch die Völklinger Eisenhütte, die nach der Gründung im Jahre 1873 Arbeitskräfte benötigte, aber erst nach der Übernahme durch das Bankhaus Röchling im Jahre 1881 ständig expandierte und dadurch das Wachstum der Stadt und ihrer Umgebung stark beeinflußte.

Im Jahre 1911/12 wurde die Eisenbahn Völklingen - Lebach in Betrieb genommen und im Jahre 1934 eine Haltestelle auf dem Heidstock errichtet. Die Bahnlinie für Personen - und Güterverkehr wurde Anfang der 1970er eingestellt.

Eine unliebsame Stockung in der Entwicklung des Heidstock brachte der erste Weltkrieg 1914 - 1918. Am 10.1.1920 trat der Friedensvertrag von Versailles formell in Kraft.
In diesem Vertrag wurde festgelegt, daß die saarländischen Kohlegruben, als Reparationszahlung an den französischen Staat, für 15 Jahre in dessen Besitz übergehen. Die Regierungskommission des Völkerbundes, unter der Führung der französischen Miltärverwaltung, beginnt an der Saar eine französische Willkürherrschaft. Damit brachen schwere Zeiten für die saarländischen Bergleute an. Die Ausbeutung des Saarlandes begann. Die geförderte Kohle wurde auf dem Weltmarkt verkauft um die Kriegskosten abzubauen. Aber durch den Zusammenbruch der Weltwirtschaft im Jahre 1931 fand die französische Regierung keine Absatzmärkte mehr und aufgrund der Überproduktion wurden zuerst saarländische Gruben stillgelegt. Im Jahre 1921 gab es in den saarländischen Gruben 75 350 Beschäftigte und 1934 nur noch 46 692 Beschäftigte.

In diese Zeit fiel 1931 die Schließung vom Rudolf Schacht. Der Schacht wurde abgeworfen und 1938 verfüllt und abgedeckt. Die Gebäude wurden abgerissen.
Der Anna Schacht wurde 1937 abgeworfen und 1938 abgedeckt. In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg war in diesen Gebäuden die Bergwerksmaschinenfabrik Saarland. Die Schließung der Fabrik und der Abriß der Gebäude erfolgte bis ca. 1960.

Der Rammelter Schacht wurde 1931 außer Betrieb genommen, 1936 abgemauert (im Volksmund fortan als "Bischeleise" = Bügeleisen bekannt), 1960 verfüllt und 1963 abgedeckt (Grundstück Dr. Kiefaber an der Diefelder Straße ).


Die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung hat sich im Saarland in der ersten "Völkerbundszeit" dramatisch verschlechtert. Höhepunkt der Arbeitslosigkeit war das Jahr 1932 mit über 30
Um die vielen Obdachlosen unterzubringen, wurden in Völklingen städtische Immobilien, Notunterkünfte und Barackensiedlungen zur Verfügung gestellt. Notunterkünfte und Baracken gab es auch auf dem Heidstock, hinter den Gärten auf beiden Seiten der Siedlung "Auf dem Heidstock", der Abriß dieser Baracken erfolgte wahrscheinlich während und nach dem 2. Weltkrieg. Die Baracken an der Ecke Klausenerstraße und Stählingenstraße, wurden Anfang der 1950er Jahre abgerissen. Diese Baracken wurden in fester Bauweise zwischen 1911/12 und damit vor dem 1. Weltkrieg errichtet und dienten zuerst als Seuchenkrankenhaus für Ruhrkranke, nach dem 1. Weltkrieg wurde eine Rote Kreuz Station eingerichtet.



In den 1930ern, wurde aufgrund der enormen Wohnungsnot, ein Umbau in Wohnungen vorgenommen.

In den Jahren 1964 / 1965 wollte die Stadt Völklingen nochmals eine Barackensiedlung, in Höhe des Geländes vom Reiterverein, auf dem Heidstock errichten , doch konnte dies von den Anwohnern und Mitgliedern der Siedlergemeinschaft verhindert werden.

Die Siedlung "Auf dem Heidstock" wurde 1924/ 25 erbaut, danach folgte 1928 die Kreissiedlung in der Forststraße und Klausenerstraße. 1932 folgte die westliche Seite der Burgstraße durch die Baugenossenschaft 04. Ab 1935 wurde mit dem Bau der sogenannten Volkswohnungen begonnen. Als Volkswohnungen wurden damals billige Mietwohnungen für weniger begüterte Mitbürger, der im gesamten Deutschen Reich errichteten Wohneinheiten des sozialen Wohnungsbaues bezeichnet. Diese Baumaßnahme umfaßte die heutigen Burg-, Lüderitz-, Wissmann-, Karl-Peters-, Klausener-, Forst-,Lettow-Vorbeck- und Pfählerstraße. Wie auf dem Gemarkungsplan ersichtlich, ist aus der Rammelter Straße die Lüderitz-, aus dem Elstergrund die Karl-Peters -, aus dem Amselweg die Wissmann- und aus der Raben- die Karl-Peterstraße geworden. Von 1937 bis 1941 wurde die große Siedlung "Rammelter Wald" durch die Heimstätte GmbH in Neustadt a.W. gebaut. Bei dieser Maßnahme waren auch die ersten 5 Häuser der 1938 gegründeten Siedlergemeinschaft "Rammelter Wald", der Vorgängerin der späteren Siedlergemeinschaft "Völklingen / Heidstock".

Aufgrund des Frankreich – Feldzuges 1940 mußten die Bewohner des Heidstocks die erste Evakuierung durchführen und ihr Hab und Gut zurücklassen. Die zweite Evakuierung erfolgte im Herbst 1944 durch die nahende Kriegsfront.

Am 20.03.1945 erfolgt der Einmarsch amerikanischer Truppen in Völklingen. In der Proklamation Nr.1 verbietet General Dwight D. Eisenhower alle NS - Organisationen, damit wurde auch der Deutsche Siedlerbund verboten. Für viele Siedler begann damit eine Zeit der Verfolgung, da sie aufgrund der Mitgliedschaft im Deutschen Siedlerbund einer NS -Organisation angehörten. Dazu gehörten auch Verwaltungsbeamte der Stadt Völklingen, die erst nach 1950 ihre Tätigkeit im Rathaus wieder aufnehmen konnten.

Am 15.12.1947 erhält das Saarland eine, durch die französische Militärregierung, ausgearbeitete neue "Verfassung" (Amtsblatt Nr.67 vom 17.12.1947 - Verfassung des Saarlandes). Dadurch wurden die Saarländer innerhalb Deutschlands zu Ausländern mit eigenem Pass und einer Grenze zu Deutschland.

Viele Saarländer wurden ausgewiesen. Es betraf damals 485 Familien mit insgesamt 1058 Personen, die nach Deutschland umziehen mußten. Die Rechte der Saarländer wurden fortan sehr stark eingeschränkt, besonders in dem

Artikel 6 : Die Versammlungs
Artikel 7 : Die Vereinsfreiheit

Dieses Vereinsgesetz wurde, nach vielen Protesten und Eingaben, am 13.07.1950 wieder etwas gelockert und es folgten in dieser Zeit wieder viele Vereinsgründungen, auch der "Landesbund der Siedler des Saarlandes" wurde gegründet, so daß die vielen Siedlergemeinschaften wieder ihre Arbeit aufnehmen konnten.

Die erste gebaute Siedlung auf dem Heidstock nach dem Kriege, war die Ketteler - Siedlung in der Zeit von 1949 - 1953. In dieser Zeit wurden 6 Doppelhäuser und 5 Einzelhäuser errichtet. Die Häuser stehen auf der linken Seite der Gerhardstraße gegenüber vom Kindergarten und auf der rechten Seite der Neckarstraße. Der Initiator dieses Vereins war Pastor Maßelter. Der Grundgedanke dieses Vereins war, ähnlich wie beim Siedlerverein , durch Selbsthilfe in gemeinsamer Arbeit Wohnhäuser zu errichten. Der Name wurde gewählt in Erinnerung an den großen deutschen sozialen Bischof Ketteler.

In der Folgezeit gab es auf dem Heidstock viele Bauwillige, denn damals schon wurde die gute Wohnlage erkannt und es wurden viele Eigenheime gebaut. Die Siedlergemeinschaft hatte an diesen Baumaßnahmen bzw. bei der Besiedlung des Heidstocks (s. Chronik) sehr großen Anteil. Zu dieser Aufbauleistung haben die Mitglieder der Siedlergemeinschaft einen erheblichen Beitrag geleistet.
Im Jahre 1961 wohnten auf dem Heidstock schon 4613 Einwohner. 1990 waren es 5053 Einwohner. Heute sind es nur noch 4721 Personen, zum Stand vom 21.12 2002. Dies ist mit Sicherheit auf die größere Wohnfläche zurückzuführen, die heute im allgemeinen vorhanden ist. Häuser die früher von zwei Familien bewohnt wurden, werden heute meist nur noch von einer Familie bewohnt.

Motorradrennen auf dem Heidstock


In den Jahren 1954 und 1955 wurden auf dem Heidstock Geländerennen vom Motorsportclub Völklingen durchgeführt. Die Rennen wurden in den 125 / 250 und 500ccm Klassen durchgeführt. 1954 und 1955 führte die Rennstrecke über einen 2,9 km langen Rundkurs mit Start und Ziel in Höhe Ecke Schacht - und Gerhardstraße mit Richtung Altenkessel. Die Strecke führte über die Gerhardstraße, dann durch den Wald zur Kiesgrube Eisenbarth ( heute Fetzer ) mit einer Steilstrecke von 40° zum Südhang des Dickenberges und führte über einen speziell ausgebauten Kurs am Hang zum Ziel. Damals bekannte Namen unter Motorsportfreunden in Völklingen waren Fritz Kammer (125 er Puch und 250er Motoguzzi ) , Karl Eisenbarth 500er BMW und BSA ).


Heidstocker Schulchronik


Die schulpflichtigen Kinder des Heidstocks mußten jahrzehntelang nach Völklingen zur Hans Schemm - Schule in die Frankfurter Straße. Diese Schule stand gegenüber dem Amtsgericht in Völklingen und wurde in den 1960er Jahren abgerissen. Erst nach dem 2.Weltkrieg gab es mehr und mehr Proteste aus der Bevölkerung, da die Schuljahrgänge, ja doch zum Teil, für eine Wegstrecke bis zu 45 Minuten unterwegs waren und die Gefährdung durch den Verkehr zunahm. Diese Proteste führten zum Erfolg. Im Jahre 1948 wurde das ehemalige Jugendheim der Hitlerjugend am Stadion umgebaut. Bis zum Herbst 1948 waren 4 Räume als Schulsäle hergerichtet und mit dem notwendigen Schulinventar versehen. Die Regierung verfügte, daß drei der vorhandenen Säle für die katholischen Kinder der vier unteren Schuljahre und ein Saal für eine evangelische Klasse zur Verfügung zu stellen seien. Am 1. September 1948 zogen die ersten Schulkinder des Heidstocks in das erste Heidstock-Schulhaus am Stadion ein. Insgesamt besuchten 155 katholische Kinder in den vier unteren Schuljahren die neue Schule. Da aber mit der evangelischen Klasse 200 Schulkinder die Schule besuchten, mußte der Unterricht auch auf die Nachmittage verlegt werden, da permanent ein Saal fehlte. Mit der ersten Euphorie kamen nun doch die ersten Zweifel an dieser Lösung, denn die beginnende Bautätigkeit auf dem Heidstock machte jedem klar, daß dies nur eine Notlösung sein konnte, da die älteren Jahrgänge immer noch nach Völklingen in die Schule mußten. In den Jahren 1950/1951 beschloß der Stadtrat, ein neues zwölfklassiges Schulhaus auf
dem Heidstock zu erbauen. Die gesamte Anlage ist aufgelöst in ein Knabenschulhaus,
das durch einen überdeckten Pausengang verbunden ist mit einem Mädchenschulhaus und der Turnhalle. Im Spätsommer 1952 konnten die ersten Bauarbeiten beginnen und die Einweihung der Schule war am 9.Juli 1954 . Endlich hatten alle Altersklassen ein gemeinsames neues Schulhaus. Die Trennung der Konfessionsklassen wurde erst in den 1960ern aufgehoben. Die Schule musste später erweitert werden.


Heidstocker Kirchengeschichte


Die Geschichte der St.Paulus - Kirche begann im Jahre 1933. Die Mutterpfarrei St. Eligius hatte nach langen Verhandlungen einen Bauplatz in der Nähe der Eisenbahnstation Heidstock erworben. Damals glaubte man, diese Stelle sei der rechte Standort für eine neue Kirche. Aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten der Mutterpfarrei, die durch die Mithilfe bei der Erstellung des St.Michaels-Krankenhauses entstanden, mußte auf den Kirchenneubau verzichtet werden. Hinzu kamen auch noch politische Probleme.

Im Mai 1942 wurde der spätere Pastor Maßelter zum Expositus für den Heidstock ernannt.
In kurzer Zeit gelang es ihm, im Hause der Fr. Maria Schröder (heute Nachtigalstraße 14) eine Mansarde für die Seelsorgestunden zu finden. In diesem Raum begann auch die Jugendarbeit. Ab 26.12.1942 fand in diesem Raume, die hl. Messe statt.

Zwischenzeitlich wurde von der Mutterpfarrei St.Eligius eine Scheune im Hause Karrenbauer, Gerhardstraße 148, gemietet und umgebaut zur Notkirche. Im Advent 1943 konnte in dieser Notkirche die erste hl. Messe gelesen werden.
Nach dem 2.Weltkrieg war allerdings auch diese Notkirche zu klein und es gelang aufgrund eines Anbaues, die doppelte Größe zu erstellen. Im September 1946 konnte die nun vergrößerte Notkirche in Benutzung genommen werden.


Am 27.Juni 1947 verkündete Weihbischof Dr. Bernhard Stein die Erhebung der Expositur zur Vikarie. Zweieinhalb Jahre später, am 10.Januar 1950, wurde sie zur Kirchengemeinde, mit eigener Vermögensverwaltung und am 5.August 1950 zur Pfarrvikarie erhoben.

In all den Jahren, hatte man aber ein Ziel nicht aus den Augen verloren, den Kirchenneubau! Schon 1945 wurde ein Kirchenbauverein gegründet, um so einen Baufond zu schaffen und 1951 konnte endlich der Bau einer neuen Kirche geplant werden. Am 15.August 1952 erfolgte die Grundsteinlegung . Am 11.Oktober 1953 war die Einweihung der neuen katholischen Pfarrkirche St.Paulus.


Die Einweihung der evangelischen Erlöserkirche war am 28.März 1965. Der Gottesdienst wurde
zuvor in der neuen Schule und im Jugendwohnheim der inneren Mission gefeiert.



Hans Dieter Hennrich

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