Grußwort der Stadt Castrop-Rauxel
....Grußwort von Nils Kruse
Grußwort der Stadt Castrop-Rauxel....Grußwort von Nils Kruse | |
Grußwort Siedlerbund Westfalen-Lippe....Grußwort von Alfons Löseke | |
Grußwort 1. Vorsitzender....Grußwort von Werner Rosendahl |
Eine Chronik in Wort und Bild
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Enttrümmerung und Suche nach Siedlern
Im Jahre 1949 sucht die Schachtanlage Erin aus eigenen Reihen Mitarbeiter, die bereit sind, nach Feierabend in Eigenhilfe ihr eigenes Haus zu bauen, um den nach dem Krieg dringend benötigten Wohnraum zu schaffen und gleichzeitig Eigentum zu bilden.
Finanzierung und technische Betreuung übernimmt die Westfälische Wohnstätten AG.
Im Oktober haben sich die ersten Siedler gefunden. Sie werden bis zum Baubeginn mit verschiedenen Arbeiten auf der Zeche Erin beschäftigt (u.a. Abbruch sogenannter 'Russenbaracken'). Die geleisteten Stunden werden ihnen als Anfangskapital für den Hausbau in Form einer Gutschrift von Baumaterialien gutgeschrieben.
Für die Finanzierung der Häuser muss außerdem jeder Siedler monatlich 10,00 DM bar einzahlen.
Durch Zusammenschluss der Siedler entsteht der Siedlerring ERIN 1.
Suche nach Baugrundstücken
Für die Siedler beginnt die Suche nach einem geeigneten Baugelände. Der Ring aus anfänglich 30 Siedlern erweitert sich auf 40.
Die Arbeiten auf Erin gehen nach Feierabend weiter. Durch den Abriss eines Kamins werden ca. 800.000 Ziegelsteine zurückgewonnen und für den Bau der ersten Häuser auf dem Zechengelände gelagert.
Der Versuch, aus Aschebeton Hohlblocksteine herzustellen, wird später wieder eingestellt, da die Maurer die Verarbeitung aus Gewichtsgründen (ein Stein wiegt 35 kg) ablehnen und es an Erfahrungen damit im Hausbau mangelt. Die bereits fertigen Steine werden für den Bau von Ställen verwendet.
Mitte 1950 wird ein geeignetes Baugelände gefunden: Die Westfälische Wohnstätten AG erwirbt die Ländereien hinter der Bladenhorster Straße.
Erster Spatenstich und Bauphase
"Großes Werk nahm seinen Anfang", so untertitelte die Lokalzeitung ein Foto, das Baurat Henning und Bergassessor Winkhaus beim ersten Spatenstich zum Bau der Siedlung für Betriebsangehörige der Schachtanlage Erin zeigte.
Dieses Ereignis findet am 9. Oktober 1950 statt.
Damit starten die Arbeiten für die neue Siedlung.
Der Beitritt zum DSB
Für die Siedler sind 1951 die Bauarbeiten in vollem Gange.
Im August beschließt die Gemeinschaft den Beitritt zum Deutschen Siedlerbund DSB.
Die Aufnahmegebühr beträgt 1,00 DM/Siedler. Der Monatsbeitrag beläuft sich für jeden Siedler auf 60 Pfennig.
Der erste Siedlervorstand
Bei der Gründung der Siedlergemeinschaft im Jahre 1949 war der Siedler Hans Steiger zum Obmann ernannt worden. Er war damit Verbindungsmann zwischen den Siedlern, der Bauträgergesellschaft und der Zeche Erin.
Nach dem Beitritt der Siedlergemeinschaft zum DSB wird Hans Steiger nun zum ersten 1. Vorsitzenden gewählt und hat dieses Amt bis zu seinem Tode im Jahre 1961 inne. Die Buchführung über die geleisteten Stunden sowie die Verwaltung der Baukasse wird während der gesamten Bauzeit bis zur Fertigstellung der Häuser durch den Siedler Willi Ewers geleistet.
Durch seine Ernennung zum Polier wird der Siedler Gustav Schomburg zum verantwortlichen Mann an der Baustelle.
Verteilung der Grundstücke auf die Siedler
Seit dem ersten Spatenstich sind 20 Monate vergangen, in denen tatkräftig an der Baustelle gearbeitet wurde. Alle Siedler haben ihren Doppelhauspartner gefunden. Nun beginnt die Verteilung der einzelnen Parzellen. Diese richtet sich nach der Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden. Der Siedler, der die meisten Stunden erbracht hat, hat als erster das Wahlrecht usw. Mindestens waren jedoch 380 Arbeitstage (zu je 8 Stunden = 3040 Stunden) zu erbringen.
Das Richtfest
Am Samstag, dem 26. Juli 1952, ist es soweit. Das Richtfest kann stattfinden. Um 16:30 Uhr wird der Richtkranz hochgezogen, die Werkskapelle von Erin spielt dazu. Die anschließende Feier findet im Hotel Schleich statt. Siedlervater Dr. Forstmann hält die Festrede. Anschließend wird zur Musik der Kapelle zum Tanz gebeten.
Bezug der Häuser
Im Jahre 1953 beziehen 39 Siedlerfamilien ihre Häuser, nachdem Familie Adler bereits Ende 1952 eingezogen war.
Im Juli 1953 zieht als letzter Siedler Erwin Faber ein.
Die Außenanlagen
Die größte Hürde beim Hausbau ist zwar genommen, 'Rest'arbeiten jedoch stehen noch an: Die Häuser müssen verputzt werden, die Ställe werden errichtet, die Grundstücke werden eingefriedet, in den Häusern sind noch Innenausbauten zu erledigen.
Im Herbst muss der Garten für die Obstbaumbepflanzungen hergerichtet werden. Dazu bekommt jeder Siedler vom Land einen Zuschuss von 400,00 DM.
Die Fertigstellung der Schlenkestraße
Der Bau der Häuser ist zwar vollendet, die Schlenkestraße selbst jedoch ist noch eine Baustelle.
So ist die letzte Baumaßnahme der Bau der Straße. Die Straßenbau-firma Üllner übernimmt die Aufsicht. Sie übernimmt jedoch lediglich das Aufbringen der letzten Teerdecke. Kanalisation und Straßenbefestigung werden ohne Maschinen von den Siedlern fertiggestellt.
Alle Straßengrundstücksflächen gehörten zur Gesamtbaumaßnahme und befanden sich im Besitz der Bauträgergesellschaft. Bei der späteren Eigentumsübertragung wird jeder Siedler anteilig mit den Grundstückskosten und den Baukosten der Straße belastet.
Zu guter Letzt werden die Vorgärten hergerichtet, wobei die einheitliche Straßenhecke den Abschluss bildet.
Erste offizielle Anerkennung
Die erste Teilnahme am Siedlerwettbewerb von Kreis- und Landes-ebene bestätigt mit dem 1. Platz in der Kreis- und dem 2. Platz in der Landeswertung offiziell, dass eine der schönsten Siedlungen der damaligen Zeit entstanden ist.
Die Eigentumsübertragung
6 Jahre nach dem ersten Spatenstich, 4 Jahre nach dem Einzug, schließt die Westfälische Wohnstätten AG als Bauträgergesellschaft, die die Siedlung bis dahin verwaltet hat, mit jedem Siedler einen Übereignungsvertrag ab.
Aus den Besitzern, die Ost- und Gemüseanbau und Viehhaltung betreiben, werden endlich Eigentümer.
Dieses Ereignis wird im Haus Baak angemessen gefeiert.
Erweiterung der Siedlung mit der Oberen Schlenkestraße
Im Jahre 1960 erwirbt die Westfälische Wohnstätten AG die bis dahin landwirtschaftlich genutzten Grundstücke hinter dem Wendeplatz, um dort 4 Doppelhäuser mit Einliegerwohnung als Eigentum zu errichten. Die Schlenkestraße wird verlängert. Diese Eigenheime (8 Haupt- und 8 Einliegerwohnungen) waren Beschäftigten der Zeche Erin vorbehalten.
Die Häuser werden ohne Eigenhilfe schlüsselfertig erstellt und sind 1964 bezugsfertig.
Alle 8 Hausbesitzer treten 1964 der Siedlergemeinschaft ERIN 1 bei.
Vom Nutzwert zum Erholungswert
Das fortschreitende Wirtschaftswunder und die ausreichende Versorgung mit allen Gütern des täglichen Bedarfs zeigt seine Auswirkungen auch bis in die Siedlung in der Schlenkestraße hinein.
Die Besitzer von Kraftfahrzeugen nehmen zu, Ställe werden zu Garagen umgebaut. Die Tierhaltung und der Gartenbau für die Selbstversorgung geht zurück. Die Arbeiten am Grundstück und an den Gebäuden wandeln sich von der früheren 'Plackerei' zu einem ausgleichenden Hobby.
Mit der Siedlungsstelle wird immer weniger der Nutzwert für die eigene Ernährung, sondern mehr und mehr der Erholungswert für Leib und Seele in einer selbstgestalteten Umgebung verbunden.
25 Jahre Siedlergemeinschaft
Am 19. Oktober 1974 findet die Jubiläumsfeier zum 25jährigen Bestehen der Siedlergemeinschaft in ?Haus Hettermann? statt.
25 Jahre Mitgliedschaft im DSB
In der Gaststätte ?Wartburg? findet am 25. September 1976 die Feier zur 25jährigen Mitgliedschaft im DSB statt. Langjährige Mitglieder der Siedlergemeinschaft werden mit Broschen und Anstecknadeln in Silber ausgezeichnet.
Modernisierung der Siedlung
In dieser Zeit werden die ersten Häuser von den Alt-Siedlern an die Kinder übergeben oder an Nichtsiedler verkauft. Damit kommen neue Mitglieder zu der Siedlergemeinschaft, die die Ursprünge ihrer Siedlung nicht mehr selbst erlebt haben.
Die Häuser wurden ausgebaut, angebaut, umgebaut, da die jungen nachrückenden Generationen ebenfalls genügend Wohnraum benötigen. Hinzu kommt, dass sich der Zeit entsprechend die Vorstellungen und Ansprüche an das Wohnen und den Wohnkomfort verändern.
40 Jahre Siedlergemeinschaft
Am 05. Oktober 1990 findet bei "Koch-Willms" die Jubiläumsfeier zum 40jährigen Bestehen der Siedlergemeinschaft statt. Mit offiziellen Grußworten, Musik, künstlerischen Einlagen, einer Festschrift und Straßenschmuck wird im entsprechenden Rahmen gefeiert und langjährige Mitglieder werden mit goldenen Ehrenabzeichen gewürdigt.
Sorgen und Nöte einer Siedlung
Erneuerung der Kanalisation
Die durch die Bergsenkungen marode gewordenen Kanäle müssen erneuert werden und werden im Zuge dessen tiefer gelegt. Die mit den Baumaßnahmen verbundenen Unannehmlichkeiten werden geduldig ertragen, nicht zuletzt, weil seitdem das Problem überfluteter Keller der Vergangenheit angehört.
Der ökologische Fortschritt
Der fortschreitenden Diskussion um Umweltschutz und Energieeinsparung verschließen sich auch die Siedler der Schlenkestraße nicht.
Heizungsanlagen werden modernisiert, Koks- und Kohleheizungen werden auf Gas umgestellt. Energiesparende Anlagen werden bevorzugt.
Die ersten Häuser erhalten Solaranlagen zur Erzeugung von Strom und der Aufbereitung von Warmwasser. Das Zurückdrängen von versiegelten Flächen und die Nutzung von Regenwasser sind weitere Schritte auf dem Wege des ökologischen Fortschritts.
Gemeinschaftsaktivitäten, Nachbarschaft und Geselligkeit
Gute Nachbarschaft entsteht und wird erhalten und gestärkt durch gemeinsame Aktivitäten.
Nach der Fertigstellung der Häuser und der Straße richten sich heute die Aktivitäten der Siedler im Hinblick auf die Siedlergemeinschaft auf ein lebendiges Gemeinschaftsleben aus.
Pflege der Nachbarschaft
Nachbarschaftspflege war insbesondere im Entstehen der Siedlergemeinschaft wichtig. Gegenseitige Hilfe, auch gemütliches Beisammensein, zusammen feiern und trauern hat aber auch heute noch eine entscheidende Bedeutung für ein Zusammengehörigkeitsgefühl.
Geburtstage, besonders ?runde? Geburtstage, Geburtstage der Senioren, Familienfeiertage wie Hochzeiten, Silberne und Goldene Hochzeiten, Konfirmationen, Erstkommunionsfeiern usw. stellen einen Anlass für einen Besuch dar. Auch das Schwätzchen auf der Straße gehört dazu. Hoch geschätzt sind auch die sich aus der Situation ergebenen, ungeplanten und deshalb umso fröhlicheren 'Straßenfeten'.
Geselligkeit
Geselligkeit ist Bestandteil gemeinsamer Aktivitäten. Über all die Jahre des nunmehr 50jährigen Bestehens der Siedlergemeinschaft ERIN 1 hat sich ein bunter Katalog von gemeinschaftlichen Veranstaltungen herausgebildet, die mit schöner Regelmäßigkeit organisiert und durchgeführt werden.
So finden sich in einem typischen Siedlerjahr immer Anlässe zum Feiern, wie
- Karnevalsfeiern
Obgleich in den letzten Jahren etwas ins Hintertreffen geraten, wurde hier schon oft mit Verkleidung, Musik und Tanz und bei bester Laune der Ausgelassenheit gefrönt.
- Radtouren
Die ersten schönen Frühlingstage werden genutzt, um mit einem gemeinsamen Ausflug in die nähere Umgebung die Frühjahrs-müdigkeit aus den Gliedern zu vertreiben. Mit Verpflegungs-stationen unterwegs und einem abschließenden Grillabend wird für das leibliche Wohlbefinden gesorgt.
- Kinder- und Straßenfest
Die Sommerzeit ist für das bereits als traditionell zu bezeichnende Kinder- und Straßenfest reserviert. Mit sorgsam vorbereiteten Spielen werden die Kinder unterhalten und mit vielen kleinen Geschenken für ihren Einsatz belohnt. Das Aufsteigen der bunten Ballons für den Weitflug-Wettbewerb ist immer wieder ein prächtiges Schauspiel.
Ein breites Angebot an Getränken und Speisen tragen mit bei zum Erfolg des Straßenfestes. Eine Tombola aus zumeist gesponserten Preisen gibt Anreiz, sein Glück zu versuchen.
Es soll nicht verleugnet sein, dass das Straßenfest eine wichtige Finanzierungsbasis für unsere sonstigen Gemeinschaftsaktivitäten darstellt.
- Ausflüge
Die schönen Herbsttage werden genutzt, um mit einem Tages-ausflug interessante Gegenden, Veranstaltungen oder Sehens-würdigkeiten kennen zu lernen. Das gemeinsame Erlebnis wird dann abends mit Musik und Tanz in einem fröhlichen Rahmen abgeschlossen.
- Nikolausfeiern
Dem 6. Dezember eines jeden Jahres fiebern die Kinder der Schlenkestraße entgegen, da sie dann wieder vom Nikolaus, begleitet von Knecht Ruprecht, besucht werden. Aber auch die Erwachsenen dürfen sich auf seinen Besuch freuen, denn er hält jedes Jahr ein kleines Geschenk für jeden Siedler bereit. Entweder geht der Nikolaus von Haus zu Haus oder er lädt zu einer stimmungsvollen gemeinsamen Weihnachtsfeier ein.
- Siedlerversammlungen und Gemeinschaftsarbeit
Zum Erhalt der Gemeinschaft gehören auch die regelmäßig stattfindenden Siedlerversammlungen. Sie dienen der aktuellen Information der Siedler aus dem Siedlungsgeschehen und hier werden die gemeinsamen Beschlüsse gefunden für die Fortschreibung des Gemeinschaftslebens.
An dieser Stelle sollte auch festgestellt werden, dass unsere Siedlergemeinschaft ihre Ziele bisher nur erreichen konnte, weil sich immer wieder Siedlerfrauen und -freunde in den Dienst der Gemeinschaft gestellt haben. Diesen Gemeinschaftsmitgliedern gilt sicherlich ein besonderes "Dankeschön" für ihr Engagement und ihre Zeitaufwände, die sie der Siedlergemeinschaft gewidmet haben.
Da unsere Siedlergemeinschaft auch in Zukunft die Daseinsberechtigung nicht verlieren wird, bleibt zu hoffen, dass sich auch aus nachwachsenden Generationen Mitglieder für die Vorstandsarbeit zur Verfügung stellen.
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