WAZ-Artikel Grenzwanderer vom 25.10.2007

Immer Richtung Bülse

Gelsenkirchen-Buer, 25.10.2007, Von Georg Meinert,

Die WAZ-Grenzwanderer kommen an dem kleinen, aber rührigen Ortsteil vorbei, den die Bahnlinie zweiteilt.An der Westseite, entlang der Stadtgrenze, gibt es viel Grün. Dann kommt der Nordring

Die 6. Etappe der Grenzwanderung beginnt gleich mit "Erholung": An der gleichnamigen Gaststätte am Scheideweg in Scholven findet nämlich die Staffelübergabe der WAZ-Begleiter statt: Bülses Heimatforscher Werner Schlüter übernimmt von Scholvens Pastor Norbert Schroers. "Obwohl hier ja eigentlich noch sein Hoheitsgebiet ist", schränkt der Ur-Bülser seine "Zuständigkeit" ein. Immerhin: Er weiß, dass es vor der ersten Kirche diese Kneipe in Scholven gab: Der Saal der Gaststätte Ortmann, so hieß "Zur Erholung" früher, diente den Katholiken zu Beginn des letzten Jahrhunderts als Notkirche.

Und schon geht es los - immer stramm Richtung Bülse natürlich. Die Herbstsonne scheint prächtig an diesem Morgen, doch der Schein trügt: Es ist ganz schön schattig. Schon nach wenigen Minuten endet der Scheideweg - im Grünen. "Rechts das sind alles Felder, die zu Gladbeck gehören, links ist Scholvener Gebiet", klärt der Mitwanderer auf. "Wir laufen also genau auf der Grenze." Links liegen die Spielfelder der Bezirkssportanlage Baulandstraße, dahinter erkennt man die "Skyline" von Scholven: den Kirchturm von St. Josef und die BP-Fackel. Im Hintergrund hört man die Züge, die auf der 1905 eröffneten Bahnlinie Hamm-Osterfeld rattern.

Von links taucht ein weiterer Feldweg auf. "Der kommt vom Hof Terwellen,1486 erstmals erwähnt", klärt der WAZ-Begleiter auf. "Und hier beginnt auch Bülse." Wir passieren das Gelände der Gärtnerei Büscher, die früher Kleine-Vorholt hieß und die es schon 1893 gab. Beim Blick zurück fällt noch einmal die imposante Kulisse des Kraftwerks Scholven auf, dessen Schlote weiße Wölckchen in den blauen Himmel pusten. Leichter Nordostwind, stellen wir fest. Neben den Schloten ist sehr schön der "Scholver Berg" mit seinem neuen "Wahrzeichen", der DVBT-Anlage, zu erkennen. "1933 wurde angefangen, die Halde zu schütten."

Hinter der Wegegabelung versinken die Snatgänger für kurze Zeit in einen grünen Tunnel aus Baum- und Strauchwerk. Die Stadtgrenze verläuft wenige Meter parallel zum Weg. Dann taucht die neue Brücke über die Bahnlinie auf: "Die musste erneuert werden, da die umliegenden Bauern ein altes Wegerecht haben", erklärt Schlüter. Wie bestellt, fährt unten ein Kohlezug. "Das es sowas noch gibt", ist man vesucht zu sagen.

Wir gelangen auf die Zweckeler Straße, links liegt der Hof Brackmann, der 1895 wegen des Bahnlinienbaus verlegt werden musste. Dass die Zweckeler Straße die Stadtgrenze ist, kann man erahnen. Sie wirkt an dieser Stelle auch wie eine städtebauliche Trennlinie: Auf Bülser Seite ist bebaut (mit der die aus den 70er Jahren stammenden Bungalowsiedlung), auf Gladbecker Seite ist sie beackert. "Die ganzen Felder sind das Reich von Bauer Hegemann."

Den Haken, den die Stadtgrenze wenig später um den Hof Horstenkamp, früher Olgemüller, schlägt, sparen sich die WAZ-Wanderer. "Der Olgemüller war der Huf- und Nagelschmied der Bülser", weiß Schlüter. Bis etwa 1800 betrieb Olgemüller auch eine Ölmühle - etwa dort, wo heute die Bülseschule steht. Seit 2000 praktiziert der Veterinär Kirchoff auf dem Hof.

Das Duo biegt nach rechts ab auf einen Trampelpfad ins Allinghofer Feld - wo es genau auf der Grenze weitermarschiert. "Hier irgendwo war das Pestfeld", erläutert der Bülser Geschichts-Experte. "1637 verbuddelten die Pfarrer von St. Urbanus und St. Lamberti vermutlich entlang dieses Weges ihre Pesttoten."

Hier der Internetverweis auf
http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/gelsenkirchen-buer/2007/10/25/news-1128725/detail.html

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