Unsere Geschichte

Siedlergemeinschaft Rolsberg
(Chronik)


Schon vor der Gründung des Deutschen Siedlerbundes im Jahre 1935 hatten sich die Siedlerbewerber im Reichsbund der Kleingärtner und Kleinsiedler zusammengefunden. Einige Siedlerfreunde waren schon 1933 Mitglied in diesem Reichsbund. Die Kleinsiedlung selbst wurde durch die III. Notverordnung des Reichspräsidenten vom 06. Oktober 1931 ins Leben gerufen. Vielen Siedlerfreunden ist die Not der damaligen Zeit noch in bester Erinnerung. Zu der schlechten Wirtschaftslage sei nur gesagt, dass die Zahl der Erwerbslosen täglich erschreckend zunahm und deren Ende nicht abzusehen war. Überlegungen der damaligen Reichsregierung führten dazu, die Erwerbslosen produktiv zu beschäftigen. Es wurde ihnen die Möglichkeit gegeben für sich und Ihre Familie eine Kleinsiedlung zu errichten. Hierfür wurde den Bewerbern ein geringes Reichsdarlehen zum Ankauf der erforderlichen Baustoffe sowie zur Erschließung und Einrichtung der Siedlerstelle zugesichert. Das Land wurde von der Stadt in Erbbaurecht zur Verfügung gestellt. Sämtliche Erd- und Bauarbeiten mussten von den Siedlern selbst ausgeführt werden.

Unter diesen nicht rosigen Bedingungen hatten sich die Siedlerfreunde Friedrich Aust sen., Mathias Morsch, Jakob Merten, Julius Kramer, Karl Kratz, Max Beckert Karl Göhde und Johann Wolter zusammengefunden. Die Vorarbeiten wurden schon 1934 getroffen. Zunächst halfen die Siedler in Gemeinschaftsarbeit ihren Freunden in Ohligs am Busche-Kessel-Weg, Schorberg und in Gräfrath am Heiliger Born, die dann später auch am Rolsberg ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellten. Im Sommer 1934 hatten die Rolsberger Siedler Gelegenheit in Hilden gebrauchte Ziegelsteine billig zu bekommen. Innerhalb von drei Monaten wurden bei sengender Hitze über 61.000 Ziegelsteine abgebrochen, geputzt und zur Baustelle Rolsberger Straße geschafft. Damit konnten erhebliche Materialkosten eingespart werden. Die schönen Herbsttage ermöglichten noch die Ausschachtungsarbeiten und das Legen der Wasserleitung. Durch den Winter trat dann eine Ruhepause ein.

Am 06. März 1935 wurde der Grundstein feierlich gelegt und mit den Bauarbeiten begonnen. Dank der guten Gemeinschaftsarbeit waren die Keller schon am 01. April heraus. Hand in Hand wurde gearbeitet und Stein auf Stein gesetzt. Mit dem Wachsen der Häuser wuchs auch die Freude an der Arbeit und der Erfolg blieb nicht aus. Das Richtfest konnte am 01. Juni 1935 gefeiert werden.

Richtfest 1 Juni 1935
Richtfest 1 Juni 1935   © unbek.

Nun gab es kein Aufhalten mehr, denn jeder wollte möglichst schnell in seinem Eigenheim sein. Als erster schaffte es Siedlerfreund Karl Kratz, der am 20. Oktober 1935 einziehen konnte. Die anderen folgten nach und nach. Und am 22. November 1935 konnte Sdf. Mathias Morsch, der auch in der Bauzeit die Gemeinschaft leitete, im Beisein der Herren Wester und Blersing von der Stadt Solingen die Bauzeit als beendet erklären.

1. Bauabschnitt im Rohbau
1. Bauabschnitt im Rohbau   © unbek.


Inzwischen waren auf Grund der gewonnenen Erfahrungen im Siedlungsbau auch manche Änderungen vollzogen worden. Die Kleinsiedlung, welche u. a. auch den Lebensmut und Arbeitswillen der Erwerbslosen aufrechterhalten sollte, hatte den weiteren Zweck, den Lebensunterhalt zu erleichtern. Die Höhe der Gesamtkosten einer Siedlerstelle wurde in tragbaren Grenzen gehalten. Auch nach Zulassung von vollbeschäftigten Siedlerbewerbern, die die Bauarbeiten nicht mehr selbst durchführen konnten, wurde die finanzielle Belastung nicht zu hoch.

Rolsberger Straße n. Abschluß 1. Bauabschnitt
Rolsberger Straße n. Abschluß 1. Bauabschnitt   © unbek.

Der 2. Bauabschnitt am Talblick konnte im Frühjahr 1937 von den Sdf. Josef Bosbach, Karl Beyer sen. Herbert Hüschelrath und Siegfried Kühn in Angriff genommen werden. Die Erdarbeiten mussten selbst verrichtet werden. Doch jeder der vier Siedler fand Freunde und Kameraden, die ihnen bei der schweren Arbeit halfen. So war das Ausschachten schnell geschafft und der Bauunternehmer Hermann Scheffels aus Solingen-Ohligs hatte die Häuser bis zum 15. Oktober 1937 fertiggestellt. Die Siedlerfreunde waren in der glücklichen Lage ihre schönen und für die damalige Zeit schon modernen Einfamilienhäuser noch vor dem Winter zu beziehen. Die noch übriggebliebenen Aufräumungsarbeiten, das Pflanzen von Obstbäumen und die Bestellung der Gärten wurden im Frühjahr 1938 mit vereinten Kräften vorgenommen.

Die Kleinsiedlungsbestimmungen hatten in jener Zeit in volle Gültigkeit. Es gab doch keinen Siedler, der nicht im vollen Umfang seinen Garten bewirtschaftete und Kleintiere hielt. Ziel einer solchen Wirtschaft war es, dass der gesamte Bedarf an Obst, Gemüse und Eiern und je nach Größe des Grundstückes auch der Milch- und Fleischbedarf gedeckt werden konnte. Besonders in der Kriegszeit war dies für die Siedler sehr von Vorteil.

Der Krieg ging auch an der Siedlergemeinschaft Rolsberg nicht spurlos vorüber. Die ersten Bomben, die in Solingen fielen, mussten ausgerechnet am 05. Juni 1940 auf unsere Siedlung niedergehen. Es waren vier Sprengbomben, wovon eine nicht zündete, die an den Häusern Rolsberger Straße 29 bis 36 leichten Sachschaden anrichteten. Dass kein größerer Schaden entstand ist darauf zurück zuführen, dass die Bomben auf freies Gelände fielen. Gott sei Dank waren keine Menschenleben zu beklagen und die Kriegsschäden wurden damals schnellstens behoben. Gegen Ende des Krieges wurden die Häuser an der Rolsberger Straße nochmals in Mitleidenschaft gezogen. Diese Schäden wurden durch Eigeninitiative beseitigt. Die meisten Siedlerfreunde und deren Söhne wurden zu den Waffen gerufen und leider kehrten einige nicht wieder zurück.

Schaden nach Bombenangriff 5. Juni 1940
Schaden nach Bombenangriff 5. Juni 1940   © unbek.

Die Kleinsiedlung von gestern war so primitiv wie es die zeitgeschichtliche Entwicklung zuließ. Erst nach 1948 mit dem wachsenden Lebensstandard konnte auch die Kleinsiedlung das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Die Siedlungen, die nun gebaut wurden, hatten sehr viele Verbesserungen aufzuweisen.

Es waren auch wieder Männer mit Initiative und Unternehmungsgeist, die schon 1950 begannen, die Idee in die Tat umzusetzen. Sdf. Erich Lutz ergriff als Erster die Initiative und er sorgte dafür, dass die Firma C. Großmann AG, Solingen-Wald, das erforderliche Land in Erbpacht zur Verfügung stellte. Die Werksangehörigen und Sdf. Otto Kelch, Gerd Kaiser, Josef Seiboth, Willi Rühlke, Günther Fereks, Hans Leckebusch, Karl-Heinz Göhde und Erich Lutz konnten am 05. Juli 1954 mit den Altsiedlern, dem Stadtrat Ernst Pauls und der Direktion der Firma C. Großmann AG den ersten Spatenstich für den 3. Bauabschnitt tun. Ehe es soweit war, wurde ein harter Kampf um die Finanzierung mit der Landesregierung ausgefochten. Wobei uns die Kreisgruppe Solingen sehr geholfen hat. Hier hat sich auch erwiesen, dass Ausdauer zum Ziele führt.

1. Spatenstich III. Bauabschnitt
1. Spatenstich III. Bauabschnitt   © unbek.

Die Gemeinschaftsarbeit unter der Leitung der Siedlerfreunde Erich Lutz und Karl-Heinz Göhde führte auch hier wieder zum Erfolg. Die Ausschachtung der acht Siedlerstellen wurde sofort begonnen. Jetzt wurde schon wesentlich größer und komfortabler gebaut. Allerdings trat dann durch den Winter 1954/55 eine Unterbrechung ein. Mit den ersten Frühlingssonnenstrahlen war die Firma Wilhelm Noll, Solingen, schon mit den Bauarbeiten beschäftigt. Zur Freude aller ging es nun endlich voran. Ein zünftiges Richtfest am 15. Juni 1955 war der Dank aller "Bauherren" an die Beteiligten. Wenn auch eine Baufirma den Rohbau erstellte und die Putzarbeiten übernahm, so war von den Siedlerfreunden noch sehr viel selbst zu machen. Besonders das Decken der Dächer nahm sehr viel Zeit in Anspruch wodurch die Bauzeit erheblich verlängert wurde. Erst im Oktober 1956 konnte Sdf. Gerd Kaiser als erster einziehen. Die Gebrauchsabnahme durch die Stadt Solingen erfolgte am 23. Februar 1957. Damit war der letzte Bauabschnitt in unserer Gemeinschaft abgeschlossen.

Nach Abschluß III. Bauabschnitt
Nach Abschluß III. Bauabschnitt   © unbek.

Im Laufe der vielen Jahre seit der Gründung hat es so machen Eigentumswechsel gegeben. Nicht alle neuen Erwerber sind Mitglied im Verband Wohneigentum NRW e.V., jedoch sind andere Hauseigentümer der Rolsberger Straße der Gemeinschaft beigetreten, so dass wir derzeit 20 Siedlerstellen (Stand 01/2022) haben, also die gleiche Anzahl (20 Siedlerstellen) wie nach Abschluß des III. Bauabschnittes 1957.

Zum 50-jährigen Bestehen der Siedlergemeinschaft Rolsberg wurde eine großes Siedlerfest abgehalten mit den Siedlern, deren Verwandten und Freunden, sowie Vertretern der Stadt Solingen. Dieses Fest fand so großen Anklang, dass es seitdem jedes Jahr stattfindet. Dies fördert die Gemeinschaft und den Zusammenhalt. Nachbarschaftshilfe ist für alle eine Selbstverständlichkeit. Auf dem Siedler-/Sommerfest geht es immer feucht-fröhlich zu und nicht selten ist das Ende in den frühen Morgenstunden. Die Gemeinschaft besitzt ein großes, stabiles Zelt, so dass auch das Wetter hier auch keine so große Bedeutung hat.

Hans Wolter (1. Vorsitzender 1962 bis 1993)
Klaus Richartz (1. Vorsitzender seit 2006)

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