1948 bis 2008, 60 Jahre Siedlergemeinschaft Spich niedergeschrieben von unserem Ehrenvorsitzenden Paul Gockel

Richtfest Stockemer Weg  

Etwas Historie

"Am Anfang der dreißiger Jahre war in Deutschland die Arbeitslosigkeit infolge der allgemeinen Weltwirtschaftskrise besonders drückend geworden. Sieben Millionen Arbeiter und Angestellte "gingen stempeln". Das bedeutete, dass sie und ihre Familien, etwa 20 Millionen Deutsche, von kärglicher Unterstützung leben mussten. Dieser seelischen Not zu steuern und die ungenutzte Arbeitskraft sinnvoll einzusetzen, waren Probleme, die alle beschäftigten.
Die Vertreter der sogenannten "Bodenreformbewegung", voran Adolf Damaschke, hatten unter anderem seit Jahren die Rückführung der Arbeiterfamilien aus der ungesunden Enge der Mietskasernen und Großstadtstraßen aufs Land gefordert. Es waren auch verschiedene Gesetze zur Förderung kleiner Heimstätten erlassen worden. Aber erst jetzt beschäftigte sich die Regierung unter Reichskanzler Brüning intensiv mit solchen Gedanken. Zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit und zur Schaffung einer gewissen Krisenfestigkeit wurde der Bau von kleinen, einfachen Stadtrandsiedlungen durch Erwerbslose geplant und finanziert. So entstanden die ersten vorstädtischen Kleinsiedlungen. Da sie sich sehr gut bewährten und viele Menschen Gefallen an ihnen fanden, wurde in den folgenden Jahren eine große Anzahl Kleinsiedlungen für Familien mit geringem Einkommen gebaut.
Die Kleinsiedlung ist eine Wirtschafts- und Wohnmaßnahme. Die Selbstversorgung der Siedlerfamilien mit Erzeugnissen der Gartennutzung und Kleintierhaltung ist ihr Hauptzweck. Diese Selbstversorgung mit den wichtigsten Nahrungsmitteln hebt den Lebensstandard der Familie und macht sie krisenfester. Die große Nutzgartenfläche und der Kleintierstall sind deshalb das charakteristische Merkmal der Kleinsiedlung und unterscheiden sie von anderen Einfamilienhäusern und Eigenheimen....Das Grundstück ist im allgemeinen 1000 qm groß, davon entfallen auf Haus und Hof etwa 200 (qm)....
Es ist natürlich für einen in der Stadt aufgewachsenen Menschen nicht einfach, die mit der Kleinsiedlung verbundenen Arbeiten sofort zu beherrschen und die auftretenden steuerlichen und sonstigen Fragen des Hausbesitzes zu kennen. Die Siedler schlossen sich daher frühzeitig in einer Organisation, dem Deutschen Siedlerbund zusammen. Dessen Beauftragte beraten die Siedler in allen fachlichen und rechtlichen Angelegenheiten. Die Gesamtorganisation vertritt sie und den Kleinsiedlungsgedanken im öffentlichen Leben. Sie findet dabei die größte Unterstützung ihrer Arbeit in der erwiesenen Tatsache, dass der gesicherte Besitz von Haus und Garten den Menschen sesshaft, zufrieden und aufbauwillig macht. Die Kleinsiedlung ist daher ein wichtiger Faktor für die Gesundung der Gesellschaft und des Staates."
Das Vorstehende sind Ausschnitte aus einer Broschüre des Deutschen Siedlerbundes e.V., Düsseldorf, herausgegeben Anfang der fünfziger Jahre. Interessant ist der Schlusssatz in der englischen Version dieser Broschüre, der im deutschen Text fehlt. Übersetzt heißt es da, anschließend an den letzten Satz: "...und ein Schutz vor politischem Radikalismus."
Aus dem hier Wiedergegebenen erhellt die Tatsache, dass sich noch einige Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Begriff Siedlung etwas "Anrüchiges" verband. Aber wie sich die Zeiten ändern, ändern sich auch die Begriffe. Bestes Beispiel sind die Bewohner der Spicher Siedlung. Sie bilden einen Querschnitt durch alle Bevölkerungs-Schichten. Erwähnenswert ist ferner, dass bis zum 8. Bauabschnitt 65Nach langen Beratungen im Vorstand des Deutschen Siedlerbundes ist man sich schließlich einig geworden, dem vermeintlichen „Anrüchigen“ doch etwas die Spitze zu nehmen. Am 6. Mai 2006 haben die Delegierten der Landesgruppe Rheinland auf ihrer Versammlung in Siegburg beschlossen, ihren Namen in Verband Wohneigentum Rheinland e.V. zu ändern, wie sich auch der Gesamtverband mit seinen 370.000 Mitgliedern inzwischen nennt. Allerdings bleibt die Bezeichnung „Siedlergemeinschaft Spich“ unverändert und wird auch weiterhin verwendet.

Gründung

Der 9: Mai 1948 gilt als der eigentliche Gründungstag der Siedlergemeinschaft Spich. Vor dem Kriege wurde bereits an der Silbergasse gesiedelt. Dort aber war die Bautätigkeit inzwischen beendet worden. Anfang des Jahres 1948 fanden einige Zusammenkünfte von bauwilligen Siedlerfreunden statt, die aber nicht zu dem erwünschten Ergebnis führten, die Siedlergemeinschaft Spich wieder zu gründen. Dieses lag zum Teil auch an der Gemeinde Sieglar. Die Gemeinden hatten damals ein sehr gewichtiges Wort bei der Gründung von Siedlergemeinschaften mitzusprechen. Die Siedlerbewerber-Listen mussten dort vorgelegt und genehmigt werden. Selbst der Vorsitzende der Altsiedler, Wilhelm Pöhler, wusste keinen Rat. Er wandte sich aber an den Kreisvorsitzenden des Siedlerbundes, Hermann Hecken, dem es schließlich gelang, dass die Gemeinde Sieglar das Projekt der Neugründung wohlwollender behandelte. Ab nun setzte sie sich in zunehmendem Masse für die Interessen der Siedler ein.
Auf der Gründungsversammlung wurde Peter Langel zum 1. Vorsitzenden, Josef Hudec zum Schriftführer und Walter Jüttner zum Kassierer gewählt.
Damals zählte die Gemeinschaft ca. 100 Mitglieder.

Der 1. Bauabschnitt – Im Rosengarten

Rosengarten

Der Grund und Boden für die ersten Siedlerhäuser wurde von der Gemeinde Sieglar zu einem sagenhaft günstigen Preis erworben. Man glaubt es heute kaum: der Quadratmeter kostete 1 DM , in Worten: Eine Deutsche Mark! Jetzt konnten die ersten Rodungsarbeiten beginnen. Mit Feuereifer machten sich die "Pioniere" der Siedlung ans Werk. Zum Glück wurde in diesem Bereich kein Grundwasser angetroffen, so dass eine Drainage entfiel.
Als Trägergesellschaft wurde die Rheinische Heimstätte GmbH, Düsseldorf gewonnen. Herr Dipl. Ing. Becker von der Zweigstelle Köln erwarb sich "unsterbliche" Verdienste, sowohl bei der Baulandbeschaffung als auch bei Planung und Ausführung der Siedlerstellen im gesamten Siedlungsgebiet. Der bauleitende Architekt bei den ersten 4 Bauabschnitten war Lambert Nöbel, die späteren wurden von Tony Kneutgen betreut. In den Händen von Architekt Walter Maul von der Rheinischen Heimstätte lag die Ober-Bauaufsicht.
Zu jedem Bauabschnitt wählten die Siedler einen Bauführer aus ihrer Mitte, manchmal mit Stellvertreter, der die Arbeiten koordinierte und ständige Verbindung zwischen den Siedlern und dem Vorstand hielt.

Richtfest des 1. Bauabschnittes war am 2. August 1952

Der 2. Bauabschnitt – Im Rosengarten

Am 6. Juli 1952 trafen sich die Siedler des 2. Bauabschnitts im Saale Vollbach. Dort wurden übrigens fast alle Versammlungen der Spicher Siedlergemeinschaft durchgeführt, da Herr Anton Vollbach, Vater unseres Mitgliedes gleichen Namens, ein Gönner und Förderer der Siedlergemeinschaft war. Aus dem Protokoll dieser Versammlung nun einige Ausschnitte; denn so oder ähnlich haben sich die Versammlungen der Siedlerbewerber bei den meisten folgenden Bauabschnitten abgespielt: "Auf Vorschlag des Vorstandes haben die Anwesenden den folgenden Beschluss gefasst. Die sieben Parzellen des zweiten Bauabschnittes der Kleinsiedlung an der Rodderstraße in Spich, abzuholzen, zu roden, einzuplanieren, die an die Siedlerstelle Vollbach angrenzende Parzelle abzutragen und an die beiden angrenzenden Parzellen anzugleichen. Zum Bauführer für diese Arbeiten haben die Anwesenden den Siedlerfreund Jenss gewählt. Des Weiteren beschloss die Versammlung, das für die Auswahl der auf diesen sieben Parzellen zum Ansatz kommenden Siedlerbewerber maßgebend sein soll, wie viel Arbeitsstunden durch den Einzelnen bei diesen Arbeiten geleistet werden. Es ist jedem bekannt, das die letzte Auswahl der zu beauftragende Siedlungsträger hat. Des weiteren wurde beschlossen, das aus der Beteiligung an den Arbeiten kein Anspruch auf irgend eine Vergütung, gegen die Siedlergemeinschaft Spich oder deren Mitglieder geltend gemacht werden kann. Ebenfalls können an die Gemeinde Sieglar keine Ansprüche geltend gemacht werden. Eventuelle Meinungsverschiedenheiten, die sich aus diesem Protokoll ergeben könnten und der hier festgelegten Beschlüsse können nur durch die Generalversammlung der Siedlergemeinschaft Spich entschieden werden."

Es wurde schwer gearbeitet, aber der Humor kam auch nicht zu kurz. Das beweisen die

"Spicher Inserate"

Hier einige Auszüge:
Spicher Bürger: Suchen neues Brachland, kann auch verwüstet sein. Die Siedler wollen daraus Rosengärten machen. Jeder Preis wird gern gezahlt.
Die Gemeindeverwaltung

Im Bau von 3 Kammerzellen mit Sturzbeton größte Erfahrung.
Die Pfeifferei

Im Einbau von Eisentüren und Fenstern in Siedlungshäusern empfiehlt sich Superschlossermeister W. Halm
Damit eine Haltbarkeit garantiert ist, werden alle Aufträge bis zu 3 mal eingebaut.

Auskunftsbüro: Wie sage ichs meinem Nachbarn erteilt:
H. Küpper

Der II. Bauabschnitt wird gebeten, mit den Aufräumungsarbeiten noch zu warten, da der 1. Abschnitt noch nicht ganz fertig ist.
Hudec, I. Vorsitzender

Achtung! Achtung! Das Bergkulturamt Rosengarten stellt noch weitere Leute ein, da das Felsengebirge Toni noch immer nicht abgetragen ist. Für gute Unterhaltung und geringe Arbeitsbeteiligung garantiert der 1. Bauabschnitt.

Nach meiner geschäftlichen Machtergreifung bitte ich nach An- und Abfahrt meiner Familie Front zur Triumpf zu machen, da Doppelfeldwebelpatent vorhanden.
F. Jenß

Die Siedlerfamilien des Rosengartens werden sich noch gut an die Heiterkeit erinnern, die beim Verlesen dieser Inserate herrschte.

Sitte und Moral
Wie streng damals Sitten und Gebräuche waren, ersieht man aus dem Schicksal von dem verstorbenen Gustav Schärling, der als ältestes Mitglied seit 50 Jahren der Siedlergemeinschaft Spich angehört. Er war Teilnehmer der oben erwähnten Versammlung und beabsichtigte, wie die übrigen Siedlerbewerber, beim 2. Bauabschnitt mitzusiedeln. Dieses aber wurde ihm nicht erlaubt. Warum? Weil er Junggeselle, d.h. noch nicht verheiratet war! Er hat dann schließlich später in der Freiheitsstraße gebaut.
Hierzu noch ein Ausschnitt aus dem Protokoll der Vorstandssitzung vom 7.10.1954:
,,Bei der Beratung (über die Aufnahme neuer Siedler) soll festgestellt werden:
1) ob der Bewerber die Eigenschaften besitzt eine Siedlerstelle ordnungsgemäß zu bewohnen und (zu) bewirtschaften.
2) ob der Bewerber eine sittlich und moralische einwandfreie Lebensführung hat."

Unternehmer
Es ist nach so langer Zeit sicher interessant, einmal zu erfahren, welche Firmen am Bau der Kleinsiedlerstellen Im Rosengarten beteiligt waren.
"Am Bau der Siedlerstellen sind folgende Firmen beteiligt:
Firma Gebr. Billen, Spich und Firma Kuth u. Görgens, Mondorf - Maurerarbeiten.
Michael Stocksiefen, Bergheim -Zimmerarbeiten
Peter Walterscheid, Spich - Dachdecker
Josef Kajan, Spich und Josef Knipp, Spich - Schreinerarbeiten.
Wilhelm Heimann, Spich - elektr. Anlagen
Valentin Schneider, Spich - sanitäre Anlagen
Peter Schmitz, Spich - Anstreicherarbeiten"
Es wurden also ganz überwiegend Spicher Firmen berücksichtigt! Viele davon arbeiteten bis zum letzten Bauabschnitt für die Siedlung. Sicherlich ein Beweis für die von ihnen allen ausgeführte solide Qualitätsarbeit.

Poetisches beim Losentscheid
Am 6.2.1953 wurden dann die Eigentümer der Siedlerhäuser des 2. Bauabschnittes durch Los ermittelt. Zu diesem Anlass wurde ein Gedicht verfasst:

Nun ist der Tag gekommen, wonach sich jeder sehnt,
um es genau zu wissen, wohin sein Glück ihn schlägt.

Es sind der Siedler sieben, die heute zieh'n ihr Los,
und die Scholle die sie kriegen, wird Heimat, Glück und Brot.

Um dieses zu erreichen, ist der Arbeit viel,
wenn 14 Hände fleißig greifen, wird es doch zum Schluss ein Spiel.

Drum lasst uns weiter schaffen, es ist für uns die größte Pflicht
gemeinsam sieben Häuschen bauen am Rosengarten in Spich.

Wir wollen nicht vergessen, wer uns dazu verhalf, denn Jupp in unserer Mitte,
tat verhandeln und war überall.

Er ist sich treu geblieben, um ihn scharen weitere Sieben
und bauen mit ihm die Siedlung in Spich.

Nun ihr Siedlerfrauen, helft weiter wie bisher,
denn ihr kamt gelaufen, wenn unser Magen so leer.

Es gibt noch einen schönen Spruch und tun wir den beherzigen, dann gibt es keinen Bruch,
drum höret her, er ist nur kurz:
"Lehrling ist jeder Mann,
Geselle der was kann,
Meister der was ersann."
Die Siedlerfreunde Spich
(Helmut Glaubitt)

Der in diesem netten Gedicht angesprochene "Jupp" war Josef Hudec, Mitbegründer und der ]. Vorsitzende der Siedlergemeinschaft vom 5.10.1952 bis 5.9.1954. Er wurde am 5.9.54 auf Antrag des neuen 1. Vorsitzenden Hans Maletz einstimmig zum Ehrenvorsitzenden gewählt.
Beim Richtfest des 3. Bauabschnittes am 5. März 1955 erhielt er vom Geschäftsführer der Landesgruppe Rheinland im Deutschen Siedlerbund, Gasser, die Goldene Ehrennadel, die zugleich auch an den langjährigen Kassierer Karl Zimmermann verliehen wurde.

Richtfest des 2. Bauabschnittes war am 17. Oktober 1953

Der 3. und 4. Bauabschnitt – Ecke Rodderstraße / Birkenweg

Was man eigentlich im tiefer gelegenen Gelände des Rosengartens vermutet hatte, nämlich Wasseransammlungen, wurde merkwürdigerweise erst jetzt zum Problem. Und nicht nur das! Auszug aus der Urkunde: "Es empfing uns ein sumpfiges, dicht mit wildem Gestrüpp überwuchertes, unebenes Gelände. Es war unmöglich da hindurch zu kommen. Deshalb schlugen wir an der Grenze zwischen dem 3. und 4. Bauabschnitt eine Schneise. Hierdurch zogen wir dann den ersten Entwässerungsgraben zum Asselsbach hin, der seit einem halben Jahrhundert stehendes Oberwasser ableiten sollte. Wir rodeten weiter Stück für Stück und erlebten hierbei allerlei Überraschungen. So stießen wir auf Wassertümpel, die mit Sumpfpflanzen bewachsen waren, auf Schuttlöcher und auf überwucherte Findlinge, ähnlich dem Hohlstein. Ein schier unzuüberwältigendes Maß an Arbeit tat sich vor uns auf."

Internationale Hilfe
Es ist unbestritten, dass die Vorbereitungsarbeiten zu diesen Bauabschnitten wohl die mühsamsten und anstrengendsten im gesamten Siedlungsgebiet waren.
"Doch wenn die Not am höchsten, ist Gott am nächsten!"
Dieses Sprichwort bezeichnet genau das, was den schwer schuftenden Siedlern bei der Urbarmachung ihrer Grundstücke widerfuhr. Sie erhielten Hilfe von 18 Jungen und Mädels des Internationalen Jugendringes, die am 25. Juli 1954 in Spich eintrafen und zwei Wochen lang tüchtig mit anpackten. Unter der Überschrift "Internationaler Jugenddienst schlägt Brücken" war am 9.8.1954 in der Kölnischen Rundschau zu lesen: "Das wesentlich veränderte Bild im dritten Siedlungsabschnitt des großen Spicher Siedlungsprojektes bewies mehr als Worte, was die Vertreter und Vertreterinnen von fünf Nationen in nur zweiwöchigem Einsatz zum Besten ihrer bis vor kurzem unbekannten Mitmenschen geleistet haben. Der vom Geist harmonischer Gemeinschaft geprägte Grundakkord der Schlussfeier offenbarte auch eine echte seelische Konsonanz zwischen auswärtigen und ausländischen Hilfespendern und einheimischen Hilfeempfängern..."
"..,Oberregierungs- und Oberbaurat Töpler überbrachte den Gruß und den Dank des Regierungspräsidenten an die Vertreter der europäischen Nationen, die sich hier am Rande der Wahner Heide zusammengefunden hatten, um bei den Spicher Kleinsiedlern schwere Arbeit bei tadelloser Haltung gern zu verrichten. Gesundes Wohnen, glückliche Familien, soziale Gerechtigkeit, das seien die starken Impulse, denen sie freiwillig und ohne Bezahlung folgten und somit Pionierdienste leisteten für die wahre Freiheit der Menschen in der angestrebten großen Familie der Völker. .."
Es war eine schöne und harmonische Abschiedsfeier (Bild 1), bei der Josef Hudec die "Ehrenschüppe am Bande" verliehen und Otto Porschke Sieger beim internationalen Wettbewerb für Schnellesser wurde.

Bild 1  
Am 31. August 1954 folgten dieser Jugendgruppe 17 junge Flamen vom Bauorden der Ostpriesterhilfe aus Tongerloo mit ihrem Betreuer, Pater Schotte. Sie blieben bis zum 15. September 1954.
"Höchstgeschw. 100 Schippen in der Stunde (100 s/h) haben die Studenten auf eine der Loren geschrieben. Sie haben aber keine Angst, wegen Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit belangt zu werden." (Kölner Stadt-Anzeiger 3.9.1954) (Bild 2) Urkunde: "Diese jungen Menschen nahmen uns nicht nur einen beachtlichen Teil Arbeit ab, Sie wiesen uns durch Ihren freiwilligen Einsatz einen ehrlichen Weg internationaler Verständigung."
Bild 2  


Richtfest des 3. und 4. Bauabschnittes war am 5. März 1955
Der Urkunde entnehmen wir, dass die 14 Siedler insgesamt 7000 Arbeitsstunden geleistet haben. Hinzu kommen 2700 Arbeitsstunden des Internationalen Jugenddienstes und der flämischen Studenten. Dipl. Ing. Becker von der Rheinischen Heimstätte bezifferte den von den Siedlern, zusammen mit den freiwilligen Helfern erarbeiteten Gegenwert der Selbsthilfe mit rund
100.000,-- DM, einem Viertel der gesamten Bausumme.

Gutgemeinte Warnungen

Drei Ausschnitte aus Zeitungsberichten mögen nochmals belegen, welchen Wagemut die Siedler bewiesen haben, als sie, allen Unkenrufen zum Trotz, genau an der Stelle bauten, wo es ihnen richtig erschien:
"Die Kenner des Ödlandes, auf dem heute die 14 Häuser stünden, hätten vor über Jahresfrist das Vorhaben der Siedler mit Skepsis betrachtet. Man habe es für unmöglich gehalten, dieses Land in einen baureifen Zustand zu bringen."
(KöStAnz.7.3.1955)
"Gerade das dritte Los habe es in sich gehabt und manchen Fachmann und Laien zu dem Ausspruch veranlasst, dass in dieser "Wildnis am Heiderand" alle Baupläne scheitern müssten."
(KöRundsch. 7.3.1955)
"In den letzten fünf Jahren haben die Spicher Siedler in 14897 Arbeitsstunden rund 30 Morgen eines Geländes urbar gemacht, das von Ärzten stets als Herd der im alten Spich besonders häufig auftretenden Infektionskrankheiten bezeichnet wurde. Noch 1951 rieten die alten Spicher den Siedlern und einigen Gemeindevertretern davon ab, Geld und Arbeitskraft an dieses versumpfte und von Buschwerk bewachsene Gelände zu verschwenden. Sie hielten es für unmöglich, dass Menschenkraft Ordnung in dieses Durcheinander bringen könnte."
(KöStAnz. 31.8.1955)

Herkunft des Hohlsteins geklärt?

"Früher neigten die Heimatkundler dazu, den Hohlstein, diesen gewaltigen Block, der überdies wahrscheinlich nur mit seinem kleineren Teil an die Oberfläche tritt, für einen "erratischen Wanderer" zu halten, der in erdgeschichtlich frühen Zeiten von weither zu uns gekommen sein sollte. Heute lehnen ernstzunehmende Fachleute diese These ab, da solche Findlinge kaum die Nordgrenze bei Krefeld und die Südgrenze am Main überschritten haben dürften. Vielmehr glaubt man nunmehr daran, dass es sich um eine Bildung an Ort und Stelle handelt, aus einer Zeit, als sich noch eine Meeresbucht bis an den Rand der Wahner Heide ausdehnte und durch nachhaltige Wechselwirkung von Humus- und Kieselsäure Sande und Quarzite "zusammenbuken". Die tiefe Höhlung, die den bezeichnenden Namen "Hohlstein" bilden half, könnte dabei durch zufällig hineingepackten und später wieder gelösten Lehm oder auch durch Meeres- oder Flussausspülungen entstanden sein. Eine These, die auch durch neuere Funde erhärtet wird." (GeneraIAnz. 3.8.1954)

„KULTURKAMPF“ in Spich

Diese "neueren Funde" wurden bereits angesprochen. Das größte Exemplar dieser Steine befand sich an der Rodderstraße, oberhalb der unteren Einmündung des jetzigen Birkenweges. Wären die, wie es damals hieß "steinernen Mäler" der altersgrauen Vorzeit erhalten worden, hätte das den Baustopp für den 3. Bauabschnitt und vermutlich auch das Aus für die gesamte weitere Besiedlung bedeutet. Dieses Risiko wollten die Siedler keineswegs eingehen und sprengten kurzerhand das Bau-Hindernis. Nach kurzem Lamento legte sich der "Sturm im Wasserglas" aber wieder, zumal sich die These von den "erratischen Wanderern" nicht mehr halten ließ!

Zwischen dem 3. und 4. Bauabschnitt

Die ersten drei Bauabschnitte hatten insgesamt einen Wertzuwachs von rund einer Million DM erbracht.
"Das hätte noch vor wenigen Jahren angesichts des Sumpf- und Heidegeländes kein Mensch für möglich gehalten. Manchmal wurden die unentwegten Arbeiter (Männer, Frauen und Kinder) geradezu mit Spott bedacht für ihr "närrisches Tun". (KöRundschau 31.8.1955)
Die Summe von einer Million errechnete sich
1) aus der Aufbereitung der trostlosen Moor- und Heideflächen von rund 150.000 bis
200. 000 DM
2) durch die erstellten 28 Häuser (mit je einer Einliegerwohnung) zum Einheitspreis von 30.000 DM, insgesamt also 840.000 DM.

Erweiterung der Siedlungstätigkeit

Nachdem die Behörden sahen, mit welcher Entschlossenheit die Siedler das Ziel verfolgten, ihre Eigenheime zu errichten, setzten sie sich nun für den zügigen Weiterbau ein. Das gelang auch nach den gemeinsamen Bemühungen des 1. Vorsitzenden Hans Maletz und dem Gemeindeverordneten Josef Schäfer. Dem letzteren wurde als Würdigung seiner großen Verdienste um die Siedlung die Ehrenmitgliedschaft verliehen.
Obwohl die Siedler früheres Siedlungsgelände hinter Spich in Richtung Kriegsdorf abgegeben hatten, gestalteten sich die Grundstücksverhandlungen mit einigen Privateigentümern des Geländes unterhalb des Hahnenberges als ziemlich schwierig. Schließlich gelang es der Gemeinde Sieglar aber doch, die Grundstücke zu erwerben. Sie veräußerte diese an die Trägergesellschaft Rheinische Heimstätte. Diese legte die Planung der weiteren Bauabschnitte vor. In diese Planung wurde neben der Errichtung von mindestens 28 Häusern der Bau eines Gemeinschaftshauses mit einbezogen. Das letztere ließ sich nicht verwirklichen. Das Grundstück wurde später von der Rheinischen Heimstätte verkauft. Heute stehen dort, am Haselnußweg, 4 Häuser, die nicht zur Siedlung gehören.

Kanalisation und Asselbach

Während der Arbeiten am 3. Bauabschnitt stellten die Siedler den Antrag an die Gemeinde, das Spicher Kanalbau-Projekt zu beschleunigen. Es sollte damit die Anlage von Schlinggruben vermieden werden. Das sei ohnehin zwecklos, weil sich erst in fast 17 Metern Tiefe unter dem festen Kleiboden Kiesschichten befänden. Gleichzeitig beantragte man, den Asselbach tiefer und in Rohre zu verlegen. Wie weit der gute Ruf der Siedlung inzwischen gedrungen war, entnehmen wir der folgenden Presseveröffentlichung, die am 31.8.1955 im Kölner StadtAnzeiger erschien: "Die Regierung anerkennt die außergewöhnlichen Bemühungen der Spicher in besonderem Maße. Sie hat ihnen schon wiederholt bestätigt, dass keine Siedlergemeinschaft in weitem Umkreis mit derartigen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, dass aber auch keine Gemeinschaft so den Schwierigkeiten gewachsen ist, wie die Spicher. Die Regierung hat zugesagt, dass sie unter der Devise "Bodenverbesserungsprogramm" Mittel zur Verfügung stellen will, um die Asselbach tiefer und in Halbschalen zu legen. Man verspricht sich von dieser Regulierung, dass der Grundwasserspiegel im Siedlungsgebiet allgemein fällt."
Das waren die ersten Bemühungen zur Verrohrung des Asselbaches.
In dieser Hinsicht tat sich dann aber lange Zeit nichts. Inzwischen standen die Häuser des 10. und 11. Bauabschnittes. Der Zustand des Asselbaches wurde immer katastrophaler. Ratten und anderes Ungeziefer nisteten sich ein und befielen die Keller der unmittelbaren Anlieger.
Kinder, die in der trüben Brühe spielten, wurden nicht nur von Ratten behelligt, sondern auch von ekligen Hautkrankheiten befallen. Man wurde an vergangene Zeiten erinnert, in denen Infektionskrankheiten von diesem früheren Sumpf- und Moorgelände ausgingen.
Am 10. Juni 1969 wurde dann schließlich nochmals ein Antrag an die Gemeinde Sieglar gestellt, "Den Asselbach vom Waldrand bis zur Ecke Rosengarten voll zu verrohren." Darüber sollte ein Fußgängerweg mit beidseitiger Ziergehölz-Bepflanzung angelegt werden. Die endgültige Verrohrung wurde im Jahre 1970 verwirklicht. Der Fußgängerweg wurde etwas später angelegt. Das Ganze hatte dann noch ein beinahe "komisches" Nachspiel. Anfang 1996 hieß es urplötzlich, der Asselbach soll wieder freigelegt werden. Als Tagesordnungspunkt der Ratssitzung hieß das: "Renaturierung des Asselbaches im gesamten Bereich als vollwertige Kompensationsmaßnahme." Dem Antrag der Siedlergemeinschaft vom 15.6.1996, diese Maßnahme abzulehnen, stimmte der ganz überwiegende Teil des Troisdorfer Stadtrates auf seiner Sitzung am 25.6.1996 zu.

Der 5. Bauabschnitt – Rodderstraße

Die Arbeiten am 5. Bauabschnitt stimmten weitgehend mit denen des 3. und 4. überein, da es sich um die unmittelbar angrenzenden Grundstücke handelte. Die Rodungsarbeiten begannen unter den bekannten schwierigen Umständen genau ein Jahr später als die des 4. Bauabschnittes, im März 1954. Bis zum Tage des Richtfestes erbrachten die Siedler 2800 Stunden Gemeinschaftsleistung.
Ursprünglich sollte dieser Bauabschnitt 14 Siedler umfassen. Alle 14 beteiligten sich auch an den Vorarbeiten, 9 mussten allerdings ihren Baubeginn aus finanziellen Gründen zurückstellen.

Richtfest des 5. Bauabschnittes war am 4. Mai 1957

10 jähriges Bestehen ( Hollywood in Spich?)

In die Zeit der Arbeiten am 6. Bauabschnitt fiel das 10-jährige Bestehen der Siedlergemeinschaft. Gefeiert wurde am 10. Mai 1958 im Saale Kirchland/Degen (heute Volksbank, Kochenholzstraße).
Bürgermeister Dresbach überbrachte die Glückwünsche der Gemeinde mit der Erklärung, dass die Siedlung "ein Rosengarten für die ganze Gemeinde" sei. Zuvor betonte er: "Hier ist Arbeit geleistet worden wie im brasilianischen Urwald..." "...Wer das Gelände früher gekannt hat, findet sich nicht mehr zurecht."
Nach einem kurzen Abriss der Entwicklungsgeschichte widmete der Vorsitzende Hans Maletz besondere Dankesworte dem Gemeinderat und der Verwaltung, der Rheinischen Heimstätte und unter dem Sonderbeifall der Siedler, Bürgermeister Dresbach und Gemeindevertreter 10sef Schäfer.
Siedlerfreund Groß führte einen Film von den Rodungsarbeiten vor. In einem noch zu drehenden Film sollte das Siedlerleben geschildert werden. Geplant war auch ein Film von den Arbeiten am Kinderspielplatz. Leider sind diese Filme nicht zustande gekommen. Spich blieb Spich und Hollywood blieb in Hollywood!

Der 6. und 7. Bauabschnitt – Rodderstraße / oberer Birkenweg

Gemeinsam mit den Siedlern des 5. Bauabschnittes, begannen auch die Rodungs- und Entwässerungsarbeiten dieser beiden Bauabschnitte im Mai 1954. Bis zur Errichtung des Richtbaumes sollten allerdings 4 Jahre ins Land gehen. Der Kampf mit dem unwegsamen Gelände und erhebliche Finanzierungsschwierigkeiten verzögerten immer wieder den Baubeginn. Bis dahin wurde eine Arbeitsleistung von 4700 Stunden aufgewandt, um das Gelände baureif zu machen.
Die 11 Häuser dieser Bauabschnitte wurden geräumiger gebaut und besser ausgestattet als die bisherigen. Im Erdgeschoss waren 3 Zimmer, Kochküche und Bad. Die Wohnfläche betrug 70 qm. Im Obergeschoss war eine Einliegerwohnung von 40 qm. Die Häuser kosteten rund
42.000 DM. Der Siedlungsbau passte sich also schon damals den fortschreitenden Zeitläufen an. Die Häuser wurden besser - aber auch teurer! Betrachtet man sich diese Häuser und vergleicht die heutigen Baupreise mit denen von damals, so liegt es nahe, von "Geschenken des Himmels" zu sprechen. Es ist aber keinem der Siedler etwas geschenkt worden. Harte Arbeit und eisernes Sparen stecken in jedem Siedlerhaus. Beim Preisvergleich muss man natürlich auch die Einkommensentwicklung berücksichtigen. Trotzdem fiel es den damaligen Siedlerfamilien sicherlich schwerer, die Gelder für den Bau aufzubringen und die Belastungen abzutragen, als manchen Bauwilligen von heute die zehnfache Summe.

Richtfest für den 6. und 7. Bauabschnitt war am 8. August 1958

Der Spielplatz am Asselbach

Am 18.1.1959 stand im Kölner Stadt-Anzeiger: "Am 1. Mai soll der Kinderspielplatz fertig sein. Der Landesverband in Düsseldorf hat der Siedlergemeinschaft einen Zuschuss von 5.000 Mark für die Einrichtung des Platzes gegeben. Die Gemeindekolonne wird den Platz, der 40 Meter im Quadrat misst und der zwischen der Straße "Im Rosengarten" und dem Birkenweg liegen wird, herrichten. Die Siedler bauen in Gemeinschaftsleistung einen Sandkasten. Außerdem werden eine Rutschbahn, ein Klettergerüst, ein Kletterbogen und ein Karussell aufgestellt."
Nachdem insgesamt 506 Arbeitsstunden von den Siedlern erbracht wurden, klappte es wohl nicht mehr so recht. Die weitere Bearbeitung wurde der Gemeinde übergeben.
Bei der Eröffnung wurde der Spielplatz von den Kindern der Siedlung begeistert in Besitz genommen. Es waren derer viele; denn Siedler- und Einliegerfamilien waren noch jung und kinderfreundlich.
Viele Jahre lang war der Spielplatz beliebter Treffpunkt für Kinder. Dazu führte der 1. Vorsitzende Hans Maletz auf der Generalversammlung am 12.3.1960 im Saale Vollbach aus: "Das Ansehen der Siedlung im Südosten von Spich sei unter allen Umständen zu wahren. Das gelte auch von dem mustergültigen Spielplatz, zu dem heute praktisch die gesamte Ortsjugend als Gäste komme. Dagegen wäre nichts einzuwenden, solange die gute Ordnung erhalten bleibe. Dafür sollten aber die Väter und Mütter auf den Ruhebänken mit sorgen. Die Großgemeinde Sieglar habe übrigens drei weitere Linden als Schattenspender zugesagt, um die sich später Rundbänke gruppieren sollten."
Später dann, die Kinder von einst waren inzwischen erwachsen, verkam der Spielplatz zum Orgienplatz für Halbwüchsige und zum Hundeklo. Heute soll er als grüner Ruheplatz innerhalb der Siedlung genutzt werden.

Der 8. Bauabschnitt – Tannenweg / mittlerer Birkenweg


Die Vorbereitungen zu diesem und dem folgenden Bauabschnitt wurden bereits in dem Abschnitt "Erweiterung der Siedlungstätigkeit" beschrieben. Auch hier musste unwirtliches Sumpfgelände baureif gemacht werden. Die Rodungs- und Entwässerungsarbeiten begannen am 27. April 1957, gestalteten sich aber nicht mehr ganz so schwierig wie bei den vorherigen Bauabschnitten. Immerhin benötigten die Siedler zur Urbarmachung ihres Geländes fast drei Jahre.

Richtfest des 8. Bauabschnittes war am 2. April 1960

Der 9. Bauabschnitt – oberer Birkenweg

Dieser Bauabschnitt war der letzte im sogenannten "alten" Siedlungsgebiet zwischen Rosengarten und Waldrand sowie zwischen Asselbach und Rodderstraße. Die Ausführungen zum 8. Bauabschnitt treffen auch hier zu.

Richtfest des 9. Bauabschnittes war am 24. März 1962

Zwischen "alten" und "neuen" Bauabschnitten

Der wohl problematischste Teil der Besiedlung unwegsamen Geländes lag nun hinter den Siedlern. 75 Häuser mit Einliegerwohnungen waren entstanden, Platz für 150 Familien. Aber der Vorstand gab sich mit dem Geschaffenen nicht zufrieden. Zu viele Siedlerbewerber standen noch auf der Warteliste und warteten geduldig darauf, dass auch ihnen die Möglichkeit zum Bau eines Hauses eröffnet würde. Unermüdlich sorgten sich die heutigen Ehrenvorsitzenden um die Erweiterung des Siedlungsgebietes, jenseits" des Asselbaches. Während Hans Maletz sich die Hacken ablief, um zusammen mit Dipl. Ing. Becker von der Rheinischen Heimstätte neues Siedlungsgelände zu erwerben, arbeitete sich Willi Wettlaufer durch den Papierdschungel von Schriftverkehr und Anträgen an Behörden, und er verwaltete mit großer Sorgfalt die Liste der Siedlerbewerber, die je nach Beitrittsdatum bei der Vergabe der Siedlerstellen zu berücksichtigen waren.

Geschäftsstelle Tannenweg 3


Alle Besprechungen und kleinere Versammlungen spielten sich in den ersten Jahren hauptsächlich im Wohnzimmer von Josef Hudec, danach aber mit zunehmender Tendenz bei Hans Maletz und Willi Wettlaufer ab, eine Belastung, die gerne hingenommen wurde, im Laufe der Zeit aber zu unzumutbaren Zuständen führte.
So entschloss man sich zum Bau einer Geschäftsstelle am Tannenweg unterhalb der Seilbahn. Der Betrieb der Seilbahn gab manchen Anlass zu Beschwerden, bis sie 1969 abgerissen wurde. Die Geschäftsstelle wurde am 1. Oktober 1961 eröffnet. Die Siedler des 8. Bauabschnittes legten bei den Außenanlagen in dankenswerter Weise mit Hand an. Jeden Donnerstag waren Sprechstunden von 18.30 bis 20.30 Uhr. Dort fanden alle Siedler und die, die es noch werden wollten, ein offenes Ohr.
Später herrschten dann in der Geschäftsstelle aus heutiger Sicht beinahe "unzumutbare Zustände." Von vier anwesenden Vorstandsmitgliedern rauchten drei Zigarren, der vierte schimpfte über den Qualm und die Besucher sahen beim Hereinkommen zunächst nur blauen Dunst. Aber fast allen konnte geholfen werden. Das erkannten die Siedler damals auch ausnahmslos mit größter Dankbarkeit an.
Mit abnehmender Bautätigkeit wurden ab Mitte 1967 nur noch 2 Sprechstunden monatlich und ab Anfang 1968 nur noch eine durchgeführt, zumal die Siedler bei eiligen Angelegenheiten - und was war damals nicht eilig? - sowieso die Vorstandsmitglieder zu Hause aufsuchten und natürlich auch dort niemals abgewiesen wurden.
Nach Beseitigung der Seilbahn wurde auch die Geschäftsstelle abgerissen.

Der 10. Bauabschnitt – Josef-Frank-Straße / Wacholderweg

Nach langwierigen Bemühungen gelang es schließlich, bundeseigene Grundstücke vom Fiskus zu erwerben, und zwar für den heute unvorstellbaren Preis von DM 2,50 pro qm! Es war das Gebiet zwischen Asselbach und Telegrafstraße und zwischen Wacholderweg und Wiesengrund. Auch hier hatte man es mit einem scheinbar unbebaubaren Sumpf- und Moorgelände mit teilweisem Krüppelwald-Bewuchs zu tun. Auch hier verlachten einige alteingesessene Spicher die Siedler ob ihres unsinnigen Tuns. Aber hier wie drüben am Birkenweg siegte der unbändige Wille zum eigenen Haus über die Widrigkeiten der Natur.
Unverdrossen wurde gerodet und entwässert, der Baugrund vorbereitet und gebaut.
Natürlich gab es auch anerkennende Worte für Fleiß und Schweiß der Siedler. Ortsvorsteher Jean Schmitz beim Richtfest: "Sie haben das Dichterwort wahr gemacht, dass dem Mutigen die Welt gehört."
Inzwischen waren bei den Siedlerstellen nicht mehr Grundstücks-Mindestgrößen von 1000 qm vorgeschrieben. Deshalb gab es nunmehr kleinere Flächen von ca. 600 qm und darüber.
Es waren neue, komfortablere Haustypen entwickelt worden. Die Wohnfläche beider Wohnungen betrugen nun ca. 110 bzw. 114 qm. Die Siedlungshäuser kosteten einschließlich Grundstück und der Einliegerwohnung DM 67.000.

Richtfest des 10. Bauabschnitts war am 5. Oktober 1963

Der 11.Bauabschnitt – Wacholderweg / Eichenweg / Erlenweg / Telegrafstraße und der 12. Bauabschnitt – Ulmenweg (Teil)

Der 11. Bauabschnitt war der mit Abstand umfangreichste in der Siedlung. Er umfaßte 30 Häuser. Auch die Siedler dieses Abschnittes wateten monatelang mit Gummistiefeln durch sumpfiges Gelände und fällten Bäume und Sträucher. Das Wasser wurde durch Drain-Rohre in den damals noch wasserführenden Asselbach abgeleitet. Die Rodungsarbeiten begannen am 8. Juni 1963.
Die Haustypen waren die gleichen wie im vorhergehenden Bauabschnitt. Die Grundstücke waren durchweg kleiner geschnitten, etwas über 600 qm. Die Kosten lagen nun aber schon bei
78.000 DM -trotz der niedrigen Grundstückspreise!
Erstmals wurden Stichstraßen angelegt (Eichenweg und Erlenweg). Die Stadtplanung sah den Ausbau eines Fußgängerweges (später Roter Weg, heute Siedlerweg) unterhalb dieses Bauabschnittes (zwischen Josef-Frank-Straße und Telegrafstraße) vor, dessen Fortsetzung bis zum Asselbach bereits im 10. Bauabschnitt berücksichtigt worden war. Die Siedler lehnten diese Planung ab, da ihnen "Wegegrün im Siedlungsgrün" des Guten einfach zu viel war. Zudem gingen wertvolle Quadratmeter an Bauflächen verloren. Es half alles nichts, der Weg wurde angelegt! Die Kanalisation der neu entstehenden Straßen wurde seitens der Stadt Troisdorf erfreulicher weise zügig durchgeführt. Erstmals wurde ein Zweikammer-System, Trennung von Niederschlags- und Schmutzwasser, eingebaut. Das bedeutete für die Siedler, die Abflussrohre bis zur Anschlussstelle doppelt zu verlegen. Es wäre das alles eine wunderbare Sache gewesen, wenn es dem Herrn Stadtplaner nicht eingefallen wäre, nach dem Verlegen der Kanalisation seinen Plan zu ändern. Er verschob beispielsweise innerhalb der Stichstraßen den einen Haustyp von der rechten auf die linke Seite und umgekehrt. Da die einzelnen Typen jedoch unterschiedliche Hausanschlüsse hatten, stimmte kein einziger Anschluss mit dem offiziellen Kanal Übersichts-Plan überein. Welch zusätzliche und unnötige Arbeit hierdurch geleistet werden musste, kann nur derjenige nachvollziehen, der selber in den Kanalschächten herum gekrochen ist, um die Hausanschlüsse zu suchen. Es gelang aber schließlich doch, jedes Haus an die Kanalisation anzuschließen, wie ja auch bisher alles in der Siedlung trotz größeren Widrigkeiten zu einem guten Ende gekommen war.
Der Erwerb des Geländes war mit einer Auflage versehen worden. 12 Bundesbedienstete sollten in den Siedlungsbereich mit eingebunden werden. Vorgesehen war dafür der Ulmenweg. Die Rodungsarbeiten für diesen 12. Bauabschnitt hatten schon vor denen des 11. Bauabschnittes begonnen. Der eigentliche Baubeginn wurde aber immer wieder verzögert. Zum Schluss blieben noch 5 Bundesbedienstete übrig. Sie feierten das Richtfest zusammen mit dem 11. Bauabschnitt.

Richtfest des 11. und Teile des 12. Bauabschnittes war am 31. Oktober 1964

Der 12. Bauabschnitt – Ulmenweg (Rest) und Einzelbauten außerhalb der Bauabschnitte

Da nicht genügend Bundesbedienstete zur Restbebauung des Ulmenweges vorhanden waren, durften die Grundstücke frei vergeben und einzeln bebaut werden. Je ein Haus an der Josef-Frank-Straße und am Wacholderweg wurden ebenfalls außerhalb der Bauabschnitte errichtet.

Die Richtfeste für diese Einzelbauten fanden separat statt

Der 13. Bauabschnitt – Kastanienweg

In diesem Bauabschnitt wurden die letzten Einzelhäuser errichtet. Die Siedler hatten viel gegen das Wasser zu kämpfen. Sowohl das Grundwasser von unten als auch reichliche Regengüsse von oben machten ihnen das Leben schwer. Bei diesen Häusern kam wieder ein etwas komfortablerer Haustyp zum Zuge.

Richtfest des 13. Bauabschnittes war am 29. Mai 1965

Der 14. Bauabschnitt – Telegrafstraße, quer zur Straße

Damit in den letzten beiden Bauabschnitten noch möglichst viele Bewerber siedeln konnten und auch die Bestimmungen für die Grundstücksgrößen von Siedlerstellen geändert worden waren, wurden von nun an Reihenhäuser gebaut. Im September 1965 begannen die Rodungsarbeiten. Als Anfang Januar 1966 Bagger und Raupen anrückten, hatten heftige Regenfalle das Gelände in ein Sumpfgebiet verwandelt. Es wurde angeregt, für die weiteren Arbeiten Schwimmwesten und Schlauchboote auszugeben.

Richtfest des 14. Bauabschnittes war am 16. Juli 1966

15. Bauabschnitt – Telegrafstraße, parallel zur Straße

Eigentlich wäre nunmehr der Siedlungsbau beendet gewesen. Glücklicherweise besaß jedoch die Rheinische Heimstätte ein Grundstück an der Wilhelmstraße (heute Adenauerstraße), welches als Bauland für Bundesbedienstete vorgesehen war. Für dieses Gelände wurde von der Gemeinde Sieglar die Fläche an der Telegrafstraße eingetauscht. So gelang es, noch weitere 18 Siedlerstellen zu errichten. Daneben wurde ein Garagenhof mit 28 Garagen an der neuen Straße "Im Wiesengrund" angelegt. Von diesen Garagen waren 16 für die Häuser des 14. Bauabschnittes bestimmt, weil dort keine Garagen gebaut werden konnten. Die restlichen 12 erhielten die Siedler, die im 15. Bauabschnitt keine Garage neben ihrem Haus besaßen.

Richtfest des 15. Bauabschnittes war am 9. November 1968

Wettbewerb "Die besten Kleinsiedlungen"


Im Jahre 1970 nahm die Siedlung an dem Wettbewerb "Die besten Kleinsiedlungen" teil. Auf Anhieb erreichte sie von 24 Teilnehmern den 4. Platz und erhielt eine Urkunde mit einer "lobenden Anerkennung". Die Urkunde ist unterschrieben vom damaligen nordrhein-westfälischen Innenminister Willi Weyer. Das Kuriose: Es wäre eine bessere Platzierung erreicht worden, wenn - ja wenn das Kleinvieh nicht gefehlt hätte! Nach Ansicht der Preis-Kommission gehörte zu einer Kleinsiedlung nun mal die Kleintierhaltung. Da die Siedler aber verständlicherweise nicht gewillt waren, nur wegen eines Wettbewerbes wieder Kleintierhaltung einzuführen, wurde auf eine weitere Teilnahme an diesem Wettbewerb verzichtet.

Neubauten Am Friedhof

Am 7. März 2002 wurde die bisher letzte Baumaßnahme der Siedlergemeinschaft Spich mit einem Richtkranz gekrönt. Herbert Braun, 1. Vorsitzender des Siedlerbund Rheinland e.V. umreißt den Auftrag des Deutschen Siedlerbundes so: „Der Deutsche Siedlerbund sieht seine wichtigste Aufgabe darin, sich für die Förderung von familiengerechten Eigenheimen einzusetzen. Unter dem Motto 'Eigentum für alle Einkommensschichten' engagieren wir uns. Mit Hilfe der DSB Gesellschaft Rheinischer Wohnungs- und Grundeigentümer mbH, einer 100Auf dem Areal „Am Friedhof“ wurden zunächst im Bebauungsplan SP 150 der Stadt Troisdorf 12 Grundstücke ausgewiesen, die später um 6 ergänzt wurden. Es entstanden somit 18 Baustellen für Eigenheime mit einer durchschnittlichen Grundstücksgröße von 300 qm. Diese Häuser wurden, fast wie in alten Zeiten, mit eigener Muskelkraft errichtet und sind heute der Stolz ihrer Bewohner.

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