Die neue Eigenheimförderung VWE: Für viele Familien nicht praktikabel

Juni 2023

Die Bundesregierung hat ihre Eigenheimförderung neu aufgestellt. Das Programm "Klimafreundlicher Neubau" (KFN) läuft bereits seit Anfang März 2023, ab Juni startet das Programm "Wohneigentum für Familien" (WEF), das sich an Familien mit geringen und mittleren Einkommen richtet. Voraussetzung für beide Förderungen ist ein hoher energetischer Standard der Gebäude. Das hält der VWE für problematisch.

Eigenheimförderung
Die Neubauförderung ist an das Erreichen hoher energetischer Standards geknüpft.   © PantherMedia/Andry Popov

Neubauförderung: Mittel aufgestockt

Eingeplant für beide Programme waren für 2023 zunächst Mittel von 1,1 Milliarden Euro aus dem Klima- und Transformationsfond. Davon sollten 750 Millionen Euro auf das Förderprogramm "Klimafreundlicher Neubau" (KFN) und 350 Millionen Euro auf die Wohneigentumsförderung für Familien entfallen. Da das KFN-Programm jetzt aber besser läuft als angenommen, wird es mit Unterstützung des Bundesfinanz- und des Bundeswirtschaftsministeriums um 888 Mio. Euro aufgestockt.

Eigenheimförderung: Klimafreundlicher Neubau - KFN

Das KFN-Programm läuft ausschließlich über zinsverbilligte Kredite. Anders als bisher werden keine Tilgungszuschüsse mehr zur Verfügung gestellt. Privatpersonen, Genossenschaften, Unternehmen und Investoren können von der staatlichen Förderbank KfW einen Kredit von maximal 100.000 Euro bekommen - mit dem Nachweis des Qualitätssiegels Nachhaltiges Gebäude (QNG) sind bis zu 150.000 Euro möglich. Die Förderanträge müssen vor Baubeginn über die Hausbank bei der KfW gestellt werden.

Mit dem Programm wird laut Bundesbauministerium (BMWSB) für den CO2-Fußabdruck des Hauses erstmals der gesamte Lebenszyklus in den Blick genommen - vom Bau über den Betrieb bis hin zum Rückbau in ferner Zukunft: geringe Treibhausgas-Emissionen im Lebenszyklus, hohe Energieeffizienz, niedrige Betriebskosten und ein hoher Anteil erneuerbarer Energien zur Erzeugung von Wärme und Strom sind wichtige Kriterien der Förderung. Bundesbauministerin Klara Geywitz sagt dazu: "Klimagerechtes Bauen ist heute keine Kann-Entscheidung mehr, sondern ein Muss. Wer heute baut wie früher, um Geld zu sparen, schadet dem Klima und seinem Geldbeutel durch horrende Nebenkosten."

KFN-Programm: die Förderkonditionen

  • Das Haus muss energetisch den Effizienzhaus-40-Standard erreichen.

  • In seinem Lebenszyklus muss das Haus so wenig CO2 ausstoßen, dass die Anforderung an Treibhausgasemissionen des QNG-Plus erfüllt werden.

  • Es darf nicht mit Öl, Gas oder Biomasse beheizt werden.

  • Pro Wohneinheit können bis zu 100.000 Euro der förderfähigen Kosten mit einem zinsverbilligten Kredit gefördert werden.

  • Mehr Unterstützung gibt es für die Häuser mit dem Standard EH/EG 40 QNG; hier können bis zu 150.000 Euro gefördert werden. Um diese Stufe zu erreichen, müssen zusätzliche Anforderungen nachhaltigem Bauens erfüllt werden. Das ist von einer akkreditierten Zertifizierungsstelle zu bestätigen, die das QNG-PLUS- oder das QNG-PREMIUM-Siegel vergibt.

  • Gefördert werden Baukosten, Fachplanung, Baubegleitung und die Kosten für die Nachhaltigkeitszertifizierung. Nicht gefördert wird der Kauf von Grundstücken.

  • Gefördert wird auch der Ersterwerb (innerhalb von 12 Monaten nach Bauabnahme gemäß § 640 BGB) neuer Häuser mit dem EG/EH 40-Standard für Neubauten und zusätzlich dem QNG-PLUS-Siegel.

  • Ist das Bauvorhaben abgeschlossen, muss die sachgerechte Verwendung der Fördermittel nachgewiesen werden, ebenso wie die Höhe der förderfähigen Kosten und die Einhaltung der technischen Mindestanforderungen. Den Nachweis erstellen Energieeffizienz-Expert*innen ("Energieberatung") aus der Liste für Förderprogramme des Bundes.

  • Ein Rechtsanspruch des Antragstellers auf die Förderung besteht nicht, sie steht unter dem Vorbehalt verfügbarer Haushaltsmittel.

  • Zum Start der Neubauförderung konnten Bauherren beispielsweise für einen Kredit mit einer kurzen Laufzeit von zehn Jahren und ebenso langer Zinsbindung einen effektiven Jahreszins von 0,01 % erhalten. Ausschlaggebend ist die Zinshöhe zum Zeitpunkt der Förderzusage. Über die tagesaktuellen Zinskonditionen können Sie sich hier informieren.

Eigenheimförderung: Wohneigentum für Familien - WEF

Für Familien mit geringen bis mittleren Einkommen und mindestens einem minderjährigen Kind im Haushalt startet das WEF-Programm im Juni 2023. Sie können ebenfalls über die staatliche Förderbank KfW zinsverbilligte Kredite beantragen; direkte Zuschüsse wie beim Baukindergeld oder der Eigenheimzulage gibt es nicht mehr. Zum Start werde ein Zinssatz von 1,25 Prozent aufgerufen für 35 Jahre Kreditlaufzeit (zehn Jahre Zinsbindung) - damit liege der Zinssatz aktuell rund 3 Prozentpunkte unter dem aktuellen Marktniveau, teilte Bundesbauinisterin Klara Geywitz mit. Auch hier gilt: Informieren Sie sich über die tagesaktuellen Konditionen.

Wer die Förderung beantragen möchte, darf mit seinem zu versteuernden Jahreseinkommen nicht über 60.000 Euro liegen zuzüglich 10.000 Euro für jedes Kind. Für eine vierköpfige Familie
gilt also beispielsweise eine Obergrenze von 80.000 Euro. In der niedrigeren Förderstufe kann eine Familie mit ein oder zwei Kindern maximal 140.000 Euro zinsgünstig aufnehmen. Diese Summe steigt bis auf 190.000 Euro bei fünf Kindern. Wer noch klimafreundlicher baut, kann mit ein oder zwei Kindern 190.000 Euro bekommen, mit fünf Kindern bis zu 240.000 Euro.

Um die Förderung in Anspruch nehmen zu können, muss das Haus mindestens dem Energieeffizienzstandard EH 40 entsprechen. Außerdem muss neu gebaut oder innerhalb von zwölf Monaten nach der Bauabnahme gekauft werden. Eine weitere Voraussetzung ist, dass die Familie das Haus selbst bewohnen will - und nicht schon anderes Wohneigentum hat. Insgesamt stehen für dieses Jahr 350 Millionen Euro für dieses Programm zur Verfügung. Eine Förderung für den Erwerb aus dem Bestand gibt es nicht.

Die KfW rät Baufamilien, sich auf der KfW-Seite zu informieren, da sich die Förderungen mit anderen Programmen kombinieren lässt, so lange die förderfähigen Kosten nicht überschritten werden. Außerdem kann es sich lohnen zu prüfen, ob Bundesland oder Kommune ebenfalls eine Neubauförderung als Zuschuss oder Kredit für bestimmte Maßnahmen bereitstellen.

Kritikpunkte des VWE

Der VWE sieht besonders die Kopplung des WEF-Programms an energetisch anspruchsvollen Neubau im Hochpreisniveau kritisch und fürchtet, dass das Programm deswegen ins Leere laufen könnte. VWE-Präsident Peter Wegner: "Aus Klimaschutzgründen ist das wünschenswert, aber bei vielen Familien mit mittleren reichen die ihnen zur Verfügung stehenden Mittel dafür nicht aus, es sei denn, sie hätten zusätzlich Vermögen. Wir sehen, dass die Nachfrage nach Finanzierungen für Neubauten eingebrochen ist. Es ist fraglich, ob durch dieses schmal finanzierte Programm mehr Familien den Weg ins eigene Haus schaffen werden."

Für problematisch hält der VWE auch den Neubau-Fokus. Wie bisher auch müsse der Kauf gebrauchter Immobilien unterstützt werden. Zahlen aus einer Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt und Raumforschung (BBSR) zeigten, dass der Bedarf an Wohneigentum mittlerweile zu mehr als Dreiviertel aus dem Bestand gedeckt wird.

Der VWE-Präsident: "Wenn wir die eigenen vier Wände ermöglichen, aber aus Klimaschutz-Gründen Fläche und Ressourcen sparen möchten, muss wie bisher auch der Erwerb bestehender Häuser unterstützt werden. Und das muss mit einer Förderung energetischer Sanierungen kombinierbar sein." Wegner unterstreicht: "Wir brauchen die Initiative privater Eigentümerinnen und Eigentümer für den Wohnungsbau dringend, um den dramatisch angespannten Wohnungsmarkt zu entlasten. Jede Mietwohnung, die frei wird, zählt."

Katrin Ahmerkamp/BMWSB/KfW

Hinweis zum Datenschutz

Wir verwenden nur technisch notwendige Session-Cookies. Diese werden automatisch gelöscht, sobald Sie die Sitzung auf unseren Webseiten beenden und den Browser schließen.

Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Newsletter abonnieren
Der VWE-Newsletter
Wichtiges rund ums Wohneigentum
kostenlos, unabhängig & werbefrei, 1 x im Monat
Ihre Daten sind bei uns sicher. Wir nutzen sie nur für den Newsletter. Sie können sich jederzeit abmelden. Informationen finden sich in unserer Datenschutzerklärung.