Geschichtliches

Aus der Gründerzeit

Am 03.Feb.1937 wurden durch das Stadtbauamt Kinderreiche Familien aufgefordert dort vorstellig zu werden, die am Erwerb einer Kleinsiedlung interessiert waren.

Von Anfang an wurde zur Bedindung gemacht, dass mindestens zwei Arten von Vieh gehalten wurden, und das neu zu erwerbende Grundstück sollte als Gartennutzfläche verwandt werden.

Für die kinderreichen Familien, die ohnehin schon viele Mäuler zu stopfen hatten,war dies ein willkommener Anlass in das Siedlerdasein einzusteigen.

Es meldeten sich zunächst 10 Familien, die das Wagnis auf sich nahmen, mit wenigen finanziellen Mitteln und viel Eigenleistung ein Heim zu errichten.

Schon im folgenden Jahr begannen die Ausschachtungsarbeiten. Fleiß und Strebsamkeit ermöglichten es, dass schon 1938 die ersten Familien einziehen konnten.

Der Arbeitseifer machte Schule und schon waren es 44 Familien, die ein Siedlerhaus erwerben wollten. Staatliche Mittel wurden für die Anschaffung von Vieh, Geräte und Sträucher bereitgestellt.

Es wurden Beträge bewilligt, die heute noch nicht einmal an den Wochenlohn eines Arbeiters heranreichen. Für die damalige Zeit war es jedoch eine große finanzielle Hilfe.

Der Finanzierungsträger war die "Reichheimstätten".

Aus der Notwendigkeit heraus beauftragte man einen fachkundigen Mann, der die schriftlichen Arbeiten erledigte, der die Verhandlungen mit Verwaltung und Finanzierungsgesellschaft übernahm, der überall dort aushalf, wo eine schreibkundige Hand fehlte.

In dieser Zeit hat sich Fritz Pälzer als 1. Vorsitzender und Hermann Sander als Kassierer um die Gemeinschaft verdient gemacht.

Wie genau man die Sache nahm, vermittelt folgende Aktennotiz:

 

Im Jahre 1939 wurden gepflanzt:

 

352 Obstbäume, 440 Johannisbeersträucher,

 

440 Himbeer- und sonstige Sträucher.

Dies war das Bild einer Siedlung am Anfang: Kleine verträumte Häuser, Federvieh, Schweine und Ziegen in den Ställen, im Garten Baum- und Sträucherbestände und auf den noch holprigen Straßen lärmten und spielten 200 Kinder; fürwahr ein hoffnungsvoller Anfang.

Als der Vorsitzende Fritz Pälzer zum Wehrdienst musste, nahm Rudolf Frank die Geschäfte der Gemeinschaft wahr. In den Kriegsjahren hatte jeder seine liebe Not, die Seinen zu versorgen. Meistens waren es die Frauen, die nun alle Sorgen und Lasten tragen mussten, und die angepflanzten Bäume und Sträucher und der hinter dem Haus befindliche Garten brachten oft die Kalorien, die für die große Kinderzahl erforderlich waren.

Wie überall in den Dörfern und Städten, so hat auch in der Neuwegsiedlung der Krieg seine unauslöschlichen Spuren hinterlassen; viele, die hoffnungsvoll auszogen, um dem Vaterland zu dienen, mussten für immer draußen bleiben.

Notzeiten nach 1945

Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches kam eine Notzeit über die Neuwegsiedlung. Nicht allein die Ernährungsschwierigkeiten und die Arbeitsmarktlage bereiteten den Siedlern Schwierigkeiten. Besonders hart betroffen waren die Familien, die aus ihren Häusern ausgewiesen wurden.

Besonders politische Argumente spielten hierbei eine Rolle. Familien, die hoffnungsvoll angefangen hatten, die nun endlich geglaubt hatten, für ihr Leben ein Dach über dem Kopf zu haben, mussten wieder in Miete ziehen oder bei Verwandten Unterkunft suchen.

Eine unmenschliche Arbeit, viel Geduld und Ausdauer waren notwendig, bis die Verhandlungen bei den Behörden über die Rückkehr der Familien in die von ihnen erbauten Häuser abgeschlossen werden konnten. Um den Betroffenen wieder zu ihrem Recht zu verhelfen, mussten Gerichtsverhandlungen geführt werden.

Nach und nach konnten die einzelnen Familien wieder in ihre Häuser ziehen. Als 1948 die Währungsreform stattfand, war die Siedlergemeinschaft Neuweg wieder tatkräftig zusammen, voll Eifer, voll Schaffenskraft, Versäumtes wieder zu ersetzen.

Eine Zeit des Aufbaus und des Neubegins war angebrochen.

In den Jahren 1957 bis 1960 wurden die Heimkehrer-Siedlungen Am Schampenrech und in der Wüstenfeldstraße erbaut. ihre Bewohner haben sich längst der Siedlergemeinschaft angeschlossen.

1964 wurden durch die Kreissiedlungsgesellschaft Brikenfeld Im Dom mehrer Häuser gebaut, die vornehmlich von jungen Familien bewohnt wurden. In den Jahren 1969 bis in die achtziger Jahre hält die Bautätigkeit im Siedlungsgebiet weiter an. Die Straßen Im Dom (oberer Dom), Wieselbacher Weg, Breungenborner Weg, Krummweg, und Am Rumpelteich wurden hergestellt und die angrenzenden Grundstücke nach und nach bebaut.

Wenn Sie heute durch die Neuweg-Siedlung gehen, dann finden Sie einen Stadtteil, der längst seinen Siedlungscharakter verloren hat.
Breite Straßen sind angelegt, wo früher Johannisbeeresträucher und Kohlköpfe standen, ranken heute Rosen am Spalier. Der frühere Hühnerstall hat sich längst in die heute so notwendige Autogarage gewandelt. Und wo die kleinen romantischen Häuser für die Bewohner zu klein wurden, schaffte die nachfolgende Generation Wohnraum durch Anbau und Aufstocken.

Selbst wenn die Neubauten in ihrer Größe, in Ausführung und Ansehen die kleinen Siedlungshäuser zu übertreffen versuchen; sie bleiben das Herzstück der Siedlung. Sie wirken verträumt und einladend und sie legen Zeugnis ab für die Strebsamkeit, Fleiß und Sparsamkeit ihrer Bewohner.

Die neue Zeit

Im Jahr 1955 griff die Siedlerjugend zum ersten mal in das Vereinsgeschehen ein. Sie veranstaltete am 31.07.1955 ein Jugendfest, welches mit Spiel und Sport sehr gut aufgezogen wurde.

In der Jahreshauptversammlung 1957 wurde erstmals ein Jungsiedler in den Vorstand gewählt. Von nun an wurden immer mehr junge Mitglieder in den Vorstand berufen. Das Hineinwachsen der jungen Mitglieder in die Vereinsführung und damit die Verantwortlichkeit für die Geschicke der Gemeinschaft wurden allmählich aber stetig übertragen.

Das Jubiläumsjahr 1964

Die Jahreshauptversammlung 1964 brachte dann einen vollkommenen Generationswechsel mit sich. Der langjährige Vorsitzende Gustav Lauer legte sein Amt nieder. Nach dem Motto: "Lasst mal die Jungen ran!", wurde ein neuer Vorstand mit überwiegend jungen Mitgliedern gebildet. Er setzte sich wie folgt zusammen:

Vorsitzender:

Helmut Jäger

stellv. Vorsitzender:

Helmut Welker

Schriftführer:

Wendel Fuhr

stellv. Schriftführer:

Emil Reidenbach

Beisitzer:

Heinz Hupperich

 

Klaus Pälzer

 

Emil Ruppenthal

 

Hans Welker

 

 

Die Kassenführung blieb jedoch noch in den bewährten Händen der alten Kassierer
Fritz Pälzer und Helene Mack.

Das 25-jährige Jubiläumsfest mit einem Umzug durch den Siedlungsbereich wurde dann auch ein voller Erfolg für den jungen Vorstand.

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Die folgenden Jahre brachten immer wieder Veränderungen im Vorstand wie auch im Vereinsgeschehen mit sich. Die Feste wurden immer umfangreicher aufgezogen; die Umsätze stiegen und die Gewinne vergrößerten sich.

So konnte man denn auch im Jahr 1974 einen alten Wunsch der Siedlergemeinschaft, ein eigenes Siedlerheim zu bauen oder zu erwerben, näher treten. Der Vorsitzende Horst Schneider trieb dieses Projekt stetig voran. Mehrere Möglichkeiten wurden erörtet.

Nach mehreren Mitgliederversammlungen, Vorstandssitzungen und Verhandlungen mit den zuständigen Behörden hat man sich letztendlich für das heutige Siedlerheim entschieden. Die Verhandlungen mit dem Eigentümer wurden aufgenommen und konnten mit dem Kaufvertrag vom 24.11.1975 für das Gaststättengrundstück Neuweg 39 zur Zufriedenheit fast aller Mitglieder abgeschlossen werden.

Mit finanzieller Hilfe des Landesverbandes und einer Finanzierungsaktion unter den Mitgliedern konnte der Kaufpreis von 60.000 DM augebracht werden.

Das 40-jährige Vereinsjubiläum im Jahre 1979 musste jedoch noch auf dem städtischen Gelände am Wieselbacher Weg abgehalten werden, da das Siedlerheim allein für eine solche Veranstaltung zu klein war.

Im Jahr 1981 wurde ebenfalls mit finanzieller Unterstützung des Landesverbandes eine an das Siedlerheim angrenzende Grundstücksfläche dazuerworben, so dass heute ein größeres zusammenhängendes Gelände zur Verfügung steht, auf dem alle Veranstaltungen der Gemeinschaft durchgeführt werden können.

Da es sich bei dem Vereinsheim um ein Gebäude handelt, welches vor dem Jahr 1900 bebaut wurde, mussten im Laufe der letzten Jahre zur Erhaltung desselben umfangreiche Instandsetzungsarbeiten ausgeführt werden.

Aber auch zur Verbesserung wie auch zur Verschönerung des Gebäudes wurde einiges getan. So wurde z.Bsp. die Aussenfassade gänzlich neu gestaltet, das Dach neu gedeckt sowie neue Fenster und Türen angebracht. Aber auch im Gebäude selbst musste einiges verbessert werden. So wurde nach und nach die Toilettenanlage,die Gaststättenküche sowie das Nebenzimmer und der Gaststättenraum neu gestaltet.

Auf dem 1981 erworbenen Gelände wurden auf Kosten der Gemeinschaft Kinderspielgeräte aufgestellt, die allen Kindern zur Verfügung stehen.

Alle Arbeiten wurden in Eigenleistung durch die Mitglieder ausgeführt. Es wird auch in Zukunft noch einiges instandzusetzen und zu verbessern sein.

Mitgliederstand am 01.01.1989: 205

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