Geschichte unserer Gemeinschaft "Verband Wohneigentum Pforzheim Nord"
Geschichte unserer Siedlung
Die Steinsiedlung
Die Häuser im Hängsteigweg wurden 1929 von der Baugenossenschaft Arlinger geplant und in den Jahren 1931 bis 1933 fertig gestellt. Der damalige, in der Vorstandschaft der Baugenossenschaft mitwirkende und spätere Gemeinderat, Herr Hölzle war an dieser Entwicklung maßgeblich beteiligt. Architekt war Herr Waldburg.
Zunächst galt es, die Grundstücke an den Mann zu bringen. Nur 22 von den ca. 90 Bewerbern brachten die Voraussetzungen mit, die von der Baugenossenschaft Arlinger gestellt wurden.
Grundbedingungen waren:
a) Die Grundstückspreise zwischen 700,- und 800,- Reichsmark mussten sofort bezahlt werden. Das war für die damalige Zeit ein enorm hoher Betrag.
b) Etwa 400 Stunden Eigenarbeit pro Bewerber mussten für den Aushub der Keller geleistet werden. Wer nicht selbst mit anpacken konnte, musste einen geeigneten Vertreter benennen, der für ihn diese schwere Arbeit übernahm.
c) Alle Häuser wurden gemeinsam gebaut d.h., jeder stellte seine Arbeitskraft zur Verfügung, um an jedem Haus mitzuarbeiten.
-Aufsicht hatte die Baugenossenschaft - unter den 22 Häuslesbauern verlost. Nur zwei Häuser kamen nicht zur Verlosung. Sie wurden direkt übergeben. Begründung: Herr Jouvenal bat um diese Entscheidung, da er einen Kaufladen errichten wolle und der Zubringerdienst nicht in dem engen Weg manövrieren könne.
Beim zweiten Haus machte Herr Lamprecht geltend, dass er hinter den Häusern Nr. 5, 7, 9 und 11 ein Grundstück besitze und er, falls das Los anders ausfiele, nur schwerlich auf sein Grundstück gelangen könne. Die Siedler waren mit diesen Begründungen einverstanden und somit konnten im März 1933 die ersten Bauherren mit ihren Familien einziehen.
Die Finanzierung dieser ganzen Projekte erfolgte durch die Deutsche Bau- und Bodenbank unter Mitwirkung der Baugenossenschaft Arlinger.
Die Häuser aus Holz
In den Jahren 1932–1935 entstand die Krebspfadsiedlung (Haferweg, Kornweg, Krebspfad und Maisweg) und die Siedlung Brettener-Straße. Nach dem Reichsheimstättengesetz waren es sogenannte Nebenerwerbssiedlungen.
Auch diese, nach und nach erbauten Siedlungshäuser waren für kinderreiche Familien gedacht. Die Anwärter, die sich ein Einzelhaus wünschten, mussten mindesten 5 Kinder haben. Ausnahmen wurden nur wenige gemacht.
In der Krebspfadsiedlung entstanden 17 Doppel- und 8 Einzelhäuser.
In der Siedlung Brettener-Straße waren es 2 Doppel- und 11 Einzelhäuser. Die Grundstücke hatten alle eine Größenordnung von 10 Ar (+/-). Träger dieser Siedlungen war und ist die Stadt Pforzheim; sie stellte die Grundstücke zur Verfügung. Der Vertrag lief auf 60 Jahre und wurde in den 70ziger Jahre unter Gemeinschaftsleiter, Herrn Günter Beisel auf 99 Jahre verlängert.
Die Kosten für die Projekte wurden von der Deutschen Bau- und Bodenbank als Reichsdarlehen zur Verfügung gestellt. Pro Siedlerstelle waren dies ca. 3.000 Reichsmark. Die Stadt Pforzheim gewährte außerdem für den Innenausbau ein Darlehen von 500 Reichsmark. Für Zins und Tilgung zahlten die Siedler 15 Reichsmark im Monat zurück. Der Zinssatz für beide Darlehen betrug 1 Prozent.
Siedlerfreund Herr Albert Stächele beschreibt in seiner Chronik die Situation >Rechts an der Hängsteig< (heute Bauschlotter-Straße):
15 Siedlerstellen, also 15 Mann begannen mit der Arbeit, natürlich zuerst mit dem Aushub, denn entgegen den eigentlichen Plänen unterkellerten sie ihre zukünftigen Häuser ganz.
Im Krebspfad z.B. sind die Siedlungshäuser nur zur Hälfte unterkellert. Da unsere Häuser ein Jahr später gebaut wurden, hat man diese Pläne geändert. Also diese 15 Mann arbeiteten immer zusammen. Sie gruben die Keller aus - gearbeitet wurde mit Bickel und Schaufel -. Die Steine- und Erdmassen transportierte man mit Holzschubkarren, die vorne ein eisenbeschlagenes Holzrad besaßen. Dann schalte man für die Fundamente ein und füllte sie mit Beton. Da das Schalmaterial nur
in begrenzter Menge vorhanden war, musste jedes Haus einzeln betoniert werden.
Eine Betonmischmaschine gab es nicht, weshalb alles von Hand geschaufelt und gemischt wurde. Der Beton bestand aus Schotter (Kies war zu teuer) und wenig Zement. Um noch mehr Zement zu sparen, wurden noch Steine in den Beton eingebracht. Diesem „Sparbeton“ ist es zu verdanken, dass wir auch noch heute nicht die besten Fundamente haben. Gegen das Erdreich wurde sowieso nicht isoliert. Danach errichtete eine Zimmermannsfirma auf den fertigen Fundamenten die Holzhäuser, die Außenwände der Häuser bestehen aus dicken Holzbohlen (ca. 8 cm) in Nut und Feder. Die Boden- und Deckenbalken sowie das Dachgebälk wurde ebenfalls von den Zimmermännern errichtet.
Die Dachdeckung wurde von den Siedlern selbst erledigt. Die Fenster wiederum wurden von einer Glaserei eingesetzt.
Endlich standen die Häuser. Die Verlosung konnte beginnen und jeder Siedler hatte jetzt sein eigenes Haus. Er war nun allein für sein Haus zuständig. Den Innenausbau musste er selbst bewältigen. Ebenso konnte er nun das ihm zugewiesene Grundstück bewirtschaften.
Im Haus musste noch viel gearbeitet werden. Die Fußböden wurden gelegt d.h., an den unteren Seiten der Bodenbalken befestigte man Dachlatten, dann wurden Schwartenbretter zugesägt und quer auf die Latten gelegt. Darauf legte man leere Zementsäcke und war dann alles dicht, wurde bis zum oberen Rand der Balken alles mit Schlacke oder Lehm aufgefüllt.
Dies diente auch als Isolierung. Anschließend vernagelte man darauf die eigentlichen Bodenbretter.
Auf die Außenwände wurde dicke Dachpappe aufgebracht. Darauf kamen dann gehobelte Bretter und die Bretterfugen wurden mit schmalen Leisten versehen. Die Häuser wurden außen zum Schutz gegen Holzschädlinge zweimal mit Carbonileum gestrichen. Die Farben für Fenster, Fensterläden und Fensterbalken wurden von der Stadt vorgeschrieben. Fenster mussten weiss, Fensterbalken rot und die Fensterläden grün gestrichen werden.
Obwohl noch kein Stromanschluss vorhanden war – dieser wurde etwas später installiert - konnten die Siedler so nach und nach einziehen. Frischwasser im Haus gab es nicht, dieses besorgte man sich von Hydranten (Pumpstationen), die an verschiedenen Stellen der einzelnen Wege von der Stadt erstellt wurden. Bei Wind und Wetter, Sommer und Winter mussten die Siedler dort ihr Frischwasser holen.
Bis weit in die 50ziger Jahre waren die unbeleuchteten Wege der Siedlung reine Schotterwege. Bei Regen sah es dementsprechend aus und man konnte nicht, ohne seine Schuhe schmutzig zu machen, sein Haus erreichen.
alle Bilder vom gleichen Standpunkt
In derselben Zeitspanne waren es in der Siedlung Krebspfad die Herren: Emil Stahl, Josef Kirschenhuber, Georg Lenz, Adolf Schmid und noch einmal Josef Kirschenhuber.
Hier muss erwähnt werden, dass Herr Josef Kirschenhuber ab 1937 bis 1958 Gemeinschaftsleiter war. Er konnte allerdings von 1943/44 bis 1947/48, bedingt durch die Kriegswirren dieses Amt nicht ausführen. Sein Stellvertreter war Herr Georg Lenz und nach dessen Tod wurde Herr Adolf Schmid als stellv. Gemeinschaftsleiter eingesetzt.
1953 erfolgte der Zusammenschluss der Siedlungen zur Siedlergemeinschaft Pforzheim-Nord. Im März desselben Jahres gründete man eine Gesangsabteilung, die über viele Jahre mit ihrem Gesang vielen Menschen Freude brachte.
Maßgeblich an dieser Gründung beteiligt waren die Siedlerfreunde, Herr Christian Hage und Herr Albert Stächele. Die Sängerfreunde der Siedlergemeinschaft Pforzheim-Nord veranstalteten viele bunte Abende mit Gesang, Sketchen oder kleinen Theaterstücken und verschönten mit ihren Liedern die Festlichkeiten der Siedlergemeinschaft.
Laut Siedlerfreund Herrn Albert Stächele ging die Mitgliederzahl mit den Jahren zurück und die übrig gebliebenen Sängerfreunde schlossen sich mit dem Gesangverein Freundschaft 1850 zusammen.
Bis in die 60 - 70ziger Jahre blieben die Fassaden der Holzhäuser (außer Farbanstriche) unverändert. Es begann der Aufschwung der Eternitplatten. Fast alle Häuser bekamen von ihren Besitzern eine neue Fassade und die Carbonileumfarben verschwanden unter diesen grauen, asbesthaltigen Eternitplatten.
1945
Bild
Das Jahr 1986 brachte für die Maisweg-Siedler eine große Wende, denn der damalige Vorsitzende der Siedlergemeinschaft, Herr Günter Beisel, wies in einem Schreiben darauf hin, dass die zum Untern Wolfsberg liegenden Häuser an das öffentliche Kanalnetz angeschlossen werden. Mit den Erd- und Kanalbauarbeiten wird demnächst begonnen werden.
Der hohen Kosten/Gebühren wegen, standen die Siedler dem Projekt skeptisch, wenn nicht sogar abweisend gegenüber. Die Arbeiten gingen zügig voran, wobei innerhalb der Grundstücke die Siedler selbst Rohre verlegen mussten. Ende 1986 war es dann soweit und die Fäkaliengruben hatten ausgesorgt. Die anfängliche Abneigung war verflogen, die Freude über den Anschluss groß und das Sparbuch leichter. Die Abwasserkanalanschlüsse bei den Häusern links im Haferweg, Kornweg, Krebspfad und Maisweg wurden erst 1997/98 gelegt und die Häuser bekamen gleichzeitig neue Frischwasserleitungen. Mit Abschluss dieser Arbeiten bekamen die Wege einen neuen Belag.
Im Zuge der Gewerbeansiedlungen im Bereich Hohenäcker, mit der Neugestaltung der BAB und den anderen Straßen, wurden auch die Siedlerhäuser an der Bauschlotter-Straße im Jahr 2008 kanalisiert.
http://www.pfenz.de/wiki/Krebspfad