Der Selbsthilfebund Wichernsiedlung
Pastor Keding setzte alle Hebel in Bewegung bei Stadt und Besatzungsmacht. Mit aus Ruinen am Großflecken gewonnenen Ziegelsteinen wurde durch den Selbsthilfebund bereits im April 1948 mit dem Bau der ersten Häuser Ecke Glückstädter Straße / Meldorfer Straße begonnen. Die Währungsreform im Juni 1948 brachte dann aber zunächst einen Stillstand.
Es ging jedoch bald zügig weiter. Als Bauträger fungierte die Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft des Hilfswerkes der Evangelischen Kirchen in Deutschland, die sich um alle Fragen von der Finanzierung bis hin zur Organisation der Selbsthilfe kümmerte.
Das Kapital der Siedler war die Selbsthilfe. Abhängig von den verschiedenen Haustypen war sie in den einzelnen Bauabschnitten unterschiedlich hoch.
Im III. Bauabschnitt (1951) hatten die Häuser einen Wert von 11.000,-- DM, von dem 1.000,-- DM als Eigenleistung durch 1.000 Stunden Arbeit erbracht werden mussten. Es wurden unter Aufsicht eines Fachmannes alle Arbeiten - soweit nicht Fachleuten vorbehalten - ausgeführt bzw. dabei mitgewirkt (von der Ausschachtung der Baugruben bis hin zum Straßenbau).
Am 27. Oktober 1949 wurde das Richtfest für die Bauabschnitte I und II (Glückstädter Straße, Meldorfer Straße teilweise) gefeiert.
In der Meldorfer Straße standen zu diesem Zeitpunkt noch Nissenhütten und die neuen Siedlungshäuser nebeneinander.
Im Jahre 1951 waren die Itzehoer und die Heider Straße an der Reihe. Das Holzbarackenlager an der Itzehoer Straße (im Hintergrund des Fotos) war noch voll in Betrieb.
Bei der Eigenleistung mussten auch Frauen und Kinder mit anpacken (Fotos).
Für das im Frühjahr begonnene Bauvorhaben
wurde bereits am 02. 0ktober 1951 Richtfest gefeiert.
Ende Dezember 1951 / Anfang 1952 konnten die neuen Hausbesitzer einziehen. Die nur 45 qm großen Häuser (2 ½ Zimmer) stellten eine erhebliche Verbesserung gegenüber den Lagerunterkünften dar, wenn sie auch nach einfachen - den damaligen Förderungsvorschriften entsprechenden - Standards erbaut worden waren.
Nach dem Abriss der letzten Nissenhütte am 09. Juli 1954
begann der Restausbau der Meldorfer Straße (Fertigstellung 1956).
Das Foto aus dem Jahr 1957 zeigt einen Ausschnitt der Meldorfer Straße mit den hinzugekommenen Häusern.
1960 wurden die Siedlungen an der Ehndorfer Straße fertig. Damit war die Wichernsiedlung zunächst vollendet. Die Luftbildaufnahme (von der Itzehoer Straße aus) gibt einen Überblick über den größten Teil der Siedlung.
Die Häuser in der Augustenburger Straße - Bauträger war die Wohnungsbau GmbH - wurden 1981 der Siedlergemeinschaft angeschlossen.