Rede des Landesvorsitzenden des Verbandes Wohneigentum Bernd Heuer

Bernd Heuer, Landesvorsitzender des Verbandes Wohneigentum auf der Jubiläumsveranstaltung der SG Karlshof
Landesvorsitzender Bernd Heuer des Verbandes Wohneigentum   © H. Haenen
75 Jahre Siedlergemeinschaft Karlshof
Wenn eine Siedlergemeinschaft heute im Jahre 2022 auf ihr 75-jähriges Bestehen zurückblicken kann, so ist damit für den Eingeweihten gesagt, dass diese Gemeinschaft in der Pionierzeit des Siedlungswesens entstanden ist; in einer Zeit, in der die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise noch nicht überwunden waren, in der noch Arbeitslosigkeit herrschte und die für viele eine ungewisse Zukunft bereit hielt. Umso höher müssen wir daher die Leistung der Gründer bewerten, für die es eine Notwendigkeit war, Mauersteine zu mauern, die Straßen teilweise in Eigenhilfe anzulegen, Brunnen auszuschachten sowie Ackerbau und Viehzucht zu betreiben; und dies alles neben den auch heute noch üblichen Selbsthilfearbeiten.

Derzeitig hat sich die Gesellschaft davon weit entfernt. Der Siedlungsbau spielt für den Verband keine Rolle mehr, da es an öffentlicher Förderung in diesem Bereich in den letzten Jahren fehlte.
Dankenswerterweise rückt dieser Gedankengang aufgrund der Entwicklung in den letzten Jahren aber wieder stärker in den Fokus der politischen Überlegungen. Der Verband wirbt dafür auf Bundes- und Landesebene.

Andererseits werden nun auch wieder Begriffe wie "Serielles Bauen" oder "nachhaltiges Bauen und Wohnen" in die Diskussionen eingebracht. Allerdings sind diese Planungen durch die aktuellen Entwicklungen sehr stark belastet. Dies trifft auf Material- und Personalmängel bei den Fachfirmen ebenso wie auf Preisentwicklungen zu. Da die geplanten Ziele der Politik somit vermutlich nicht erreicht werden können, indem Einfamilienhäuser gebaut werden, wird sich die Bauweise auf Mehrgeschoßbauten konzentrieren.

Hier wird ein fundamentaler Wandel; auch in unserer Betrachtung stattfinden müssen. Trotzdem bleibt es das Ziel vieler, ein Eigenheim zu erwerben. Aufgrund der Ressourcenknappheit, der Zinsanhebungen und des verstärkten Sicherheitsaspekts der Kreditwirtschaft wird es für jüngere Familien nicht einfacher, dies zu erreichen. In diesem Zusammenhang weise ich jedoch darauf hin, dass der Erwerb von Immobilienbesitz eine Form der Altersvorsorge ist - und als solches auch bei künftigen Rentenreformen zu berücksichtigen gilt.

In den letzten 30 Jahren hat sich ein gesellschaftlicher Wandel vollzogen. Der Wegfall der Grenztrennung und der unterschiedlichen Gesellschaften hat manche Veränderungen im gemeintschaftlichen Zusammenleben mit sich gebracht. Die jüngeren Menschen entfernen sich generell vom Vereinsleben, und wollen nur noch punktuelle Vorteile in Anspruch nehmen. Dem hat der Bundes-Verband u.a. durch die Namensänderung in "Verband Wohneigentum" bereits vor 16 Jahren Rechnung getragen. Auch wir werden auf der diesjährigen Landesdelegiertenversammlung einen entsprechenden Antrag zu beraten haben.
Wir stützen uns nicht mehr nur auf den Hausbau - nein, nunmehr steht die Sicherung der Immobilien und die Bewohnbarkeit dieser durch die Eigentümer im Vordergrund ebenso die sozialen Komponenten. Gerade die Monate der Coronazeit und eine eventuelle Isolation haben gezeigt wie wertvoll ein Eigenheim mit Garten und gelebte Nachbarschaft sind.

Darüber hinaus ist die Interessenvertretung unserer Mitglieder gegenüber der Politik auf allen Ebenen besonders notwendig. Lassen Sie mich hier nur auf die Fragen der Energieeinsparungen sowie der sich laufend ändernden Gesetzesvorlagen und Verordnungen wie z.B. die Grundsteuerneuordnung und alternative Energieverwendung hinweisen.

Wenn wir uns heute die Siedlergemeinschaft "Karlshof" ansehen, müssen wir feststellen, dass die
guten Traditionen der Selbst- und Nachbarschaftshilfe, des Gemeinschaftssinns hier fortgeführt, gepflegt und den Erfordernissen der Zeit angepasst worden sind. Ein Zeichen dafür ist der heutige Veranstaltungsort. Leider hat es aufgrund der demographischen Entwicklung auch in Karlshof sowie den umliegenden Gemeinschaften Probleme bei der Bereitschaft zur Vorstandsarbeit gegeben. Aus heutiger Sicht können wir diese Gemeinschaft auch als "Urzelle" aller Gemeinschaften des Kreisverbandes Lübeck in seiner heutigen Form bezeichnen. Dieses zeigt, dass sich die Gemeinschaft immer wieder den Erfordernissen gestellt und diese auch gemeistert hat.

Wenn wir heute sehen, dass hier jüngere und nicht mehr ganz so junge Menschen harmonisch zusammenleben, so ist dieses nicht zuletzt auch der Verdienst der jeweiligen Vorstände. Die Siedlergemeinschaft "Karlshof" hat Angebote für alle Altersgruppen. Jeder kann sich in dieser Gemeinschaft wohl fühlen. Der Landesverband wünscht der Siedlergemeinschaft "Karlshof", dass es ihr weiterhin gelingen werde, den Gemeinschaftsgeist und Bürgersinn der Mitglieder in die Stadt zu tragen. Sie hätte dann das vornehmste Ziel des Siedlergedankens erreicht, nämlich über die Selbsthilfe der Allgemeinheit zu dienen.

Ich bin mir sicher, dass diese Gedanken bei den anstehenden Themen und Konflikten nicht im Alleingang Einzelner gelöst werden können. Daher vertrete ich die Hoffnung auf mehr Gemeinsamkeit in der Lösung von Aufgaben im Verband im Allgemeinen und auch hier in Karlshof im Besonderen. Dies jüngeren Bewohnern zu vermitteln, liegt in der Natur der Sache zur Mitgliederneugewinnung.

Der Landesverband kann daher der Gemeinschaft "Karlshof" nicht nur zu dem bisher Erreichten gratulieren, sondern Sie auch für die andauernde Arbeit zugunsten der Allgemeinheit beglückwünschen und ihr für die Zukunft ein herzliches Ahoi zurufen!

Bernd Heuer,
Landesvorsitzender des Verbandes Wohneigentum
11.09.2022

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