Siedlungskindheit in der Nachkriegszeit Wolfgang Ising erzählt vom Aufwachsen in den 1950er-Jahren

November 2023

Zur Geburt gab`s von der Stadt einen Sack Kohlen und die Hebamme freute sich über ein Päckchen Bohnenkaffee aus dem Care-Paket, das die Verwandten in Amerika geschickt hatten. Eine seltene Köstlichkeit in den Nachkriegsjahren. In diese Zeit nimmt Wolfgang Ising die Leserinnen und Leser seines Buches mit, Titel: "Die 50er in unserer Siedlung. Selbstversorger in den Nachkriegsjahren."

VWE-Mitglied Wolfgang Ising erzählt in seinem Buch von den Kindheitserinnerungen in einer Siedlergemeinschaft am östlichen Stadtrand von Hamburg. Die Lektüre weckt bei Älteren sicher Erinnerungen, macht Freude und inspiriert. Der 73-Jährige ehemalige Feuerwehrmann erklärt, warum er das Buch schreiben wollte: "Meine Kinder und Enkel sollten einfach sehen, wie ich als Kind hier in der Siedlung gelebt habe." Es ist übrigens nicht sein erstes Buch: 2016 hat er mit "Für immer im Kopf" seine außergewöhnlichsten Einsätze bei der Hamburger Berufsfeuerwehr niedergeschrieben und sie zu einem Spiegel-Bestseller gemacht.

Mann im Baum erntet Äpfel
Der Garten als Schlemmerparadies - auch davon erzählt Wolfgang Ising in seinen Erinnerungen an die Selbstversorger-Zeit nach dem Krieg.   © privat

Ein anderer Alltag

Wie der Alltag in der später als Wirtschaftswunder bezeichneten Zeit aussah, ist heute kaum vorstellbar. Weit und breit kein Supermarkt, stattdessen der Krämer Martens und verschiedene Lieferservices wie der Milchmann, der jeden Morgen mit seinem Kastenwagen die Runde machte. Große Wäsche im holzbefeuerten Kessel und mithilfe von Ruffelbrettern gegen die Flecken. Keine Handyspiele, stattdessen viel Raum in der Siedlung und genug Phantasie, diesen zu füllen. Die Kartoffelkiste im Keller wird zum Raubtierkäfig. Die Bäume verlocken zum Kletterwettstreit und die Stoppelfelder zum Rennen.

Schlemmerparadies für Kinder

Das Leben als Selbstversorger auf der Siedlerstelle war arbeitsreich. Die Versorgung der Tiere kostete Zeit, genauso wie der Garten. Der war für die Kinder allerdings ein Schlemmerparadies, das je nach Jahreszeit alles bereithielt, was das Herz begehrte. Und natürlich wurde eingeweckt, Kompott gekocht, für den Winter eingelagert, was der Garten hergab. Ohne die tatkräftige Unterstützung der Großeltern, die im Siedlungshaus zusammen mit dem Nachwuchs das Dachgeschoss bewohnten, wäre es nicht gegangen.

Zusammenhalt und Improvisationstalent

Die Herausforderungen des Alltags in der Nachkriegszeit erforderten Zusammenhalt, Organisationsgeschick und Improvisationstalent. "Trotzdem habe ich diese Zeit als entspannt in Erinnerung, die Menschen waren positiver, nicht nur Gehetze mit Tunnelblick", findet Ising. Heute fehle "der Schnack über den Zaun." Seine Erfahrung aber auch: "Vieles, was damals zum Leben dazugehörte, ist heute auch wieder Thema." Die Menschen würden sich beispielsweise wieder mehr mit dem Anbau von Obst und Gemüse beschäftigen, Selbstversorgung stehe hoch im Kurs. Und Sehnsucht nach einem entschleunigten Alltag gebe es überall.

In ganz besonderer Erinnerung hat der Autor die festlichen Tage in der Advents- und Weihnachtszeit, in der liebevoll Rituale gepflegt und dekoriert wurde - mit Papiersternen, Pfeffernüssen und Printen, "das lieben wir noch heute sehr."

Katrin Ahmerkamp

Buchcover zeigt einen Hahn
Wolfgang Isings Buch weckt Erinnerungen und macht Spaß.   © Kadera Verlag

Wolfgang Ising
Die 50er in unserer Siedlung. Selbstversorger in den Nachkriegsjahren
Kadera-Verlag 2023
ISBN 978-3-948218-60-7
324 Seiten, 16 Euro

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