Neu: "Ein Erlebnis der besonderen Art"

Leserforum
„Ein Erlebnis der besonderen Art“
Dr. Helga Körnig aus Schwarmstedt schreibt zum Bürgertreffen „Hühnermastställe vor unserer Tur" vom 21. Apil2010im Uhlehof:

Da waren bei dem Bürgertreffen im Uhlehof am 21. April 2010 „Hühnerproduzenten" (rein biologisch gesehen reproduzieren die Tiere sich immer noch selbst), „Fleischveredler" (ist ein lebendes Tier nicht edel genug?), „Geflügelmäster" und „Milch- und Schlachtviehhalter" und last but not least: „Biogas- und Stromerzeuger" - alles Unternehmer, die sich zu Herren über Leben, Ausbeutung und Tod von unzähligen Tieren gemacht haben und davon profitieren. Ich komme nicht aus der Landwirtschaft, esse nicht Fisch noch Fleisch, sondern liebe und achte die Tiere. Auf dieser Veranstaltung der Bürgerinitiative Schwarmstedt gegen Massentierhaltung war ich sehr irritiert, und ich fühlte mich ausgegrenzt, obwohl doch das Thema der „Massentierhaltung" ein Thema des Tierschutzes ist.
Schon die von den meisten Teilnehmern verwendete Sprache und abwertenden Wortschöpfungen (was, bitte schön, soll man sich denn unter einem „Stück Vieh" vorstellen?) und die darin zum Ausdruck kommende Gesinnung taten mir weh, und ich empfand Entsetzen und Ohnmacht vor der hoffentlich noch umkehrbaren Entwicklung, immer mehr Tiere auf eine unsäglich qualvolle und skrupellose Art und Weise für ausschließlich wirtschaftliche Zwecke und Profitmaximierung zu missbrauchen.
Da werden Milliarden von Hühnern zwecks Vergasung ihrer Abfälle, zum Eierlegen und letztlich zwecks Schlachtung und Vermarktung unternehmerisch „zweckmäßig", „auf dem neuesten Stand der Technik" und natürlich gewinnbringend in Massenquartieren auf engstem Raum gehalten. Die Art ihrer Unterbringung, über die seit langem öffentlich debattiert wird, erscheint angesichts ihres grausamen Schicksals fast von marginaler Bedeutung. Ihr Leben ist viel zu kurz und qualvoll, ihr Tod brutal und grausam und ihre „Verwertung" zumindest in Frage zu stellen.
Eigentlich verdient jedes dieser Tiere Respekt und einen Orden; denn sein Leben wird hundertprozentig dem Menschen geopfert.
Großschlachtereien, Mastanstalten en masse auf der bislang noch grünen Wiese fallen nicht in die Kategorie „gesellschaftlicher Fortschritt" noch sind sie ethisch vertretbar. Welch eine anthropozentrische Einstellung, welch eine Leben verachtende Mentalität verbirgt sich hinter dieser Form von Landwirtschaft!
Wenn die rechtlichen Vorschriften nicht ausreichen, derartigen Auswüchsen Einhalt zu gebieten, müssen sie geändert werden. Sie sind mit dem GG Art 20a („Der Staat schützt….die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung und die Gesetzgebung....") nicht kompatibel. Eine Subventionierung der intensiven Landwirtschaft in dieser Form ist eine Zumutung für die Steuerzahler.
Leserbriefe geben die Meinung ihrer Verfasser wieder. Kürzungen vorbehalten.

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