07.06.05 Windkrafträder: Einspruchsfrist endet am Freitag Westfälische-Rundschau

Lünen-Lippholthausen. (bc) "Aller Schrott kommt immer nach Lippholthausen." Frustriert murmelte es eine Anwohnerin der Brunnenstraße, als sie am Montagabend bei einer Bürgerversammlung von den Plänen für den benachbarten Stummhafen erfuhr. Dort will die Stadt Lünen ein Vorranggebiet für Windkrafträder ausweisen.

Die Idee ist noch recht jung und wurde erst Mitte Mai von der Stadtverwaltung aus dem Hut gezaubert (wir berichteten). Die Stadt will damit den Konflikten in Niederaden aus dem Weg gehen, wo sich hunderte von Anwohnern energisch gegen eine mögliche Windkraft-Vorrangfläche im Gebiet "Erlensundern" wehrten. "Die Lösung im Stummhafen scheint besser zu sein. Hier gibt es nicht so viele Anwohner. Die Entfernungen wären größer; die Beinträchtigungen marginal. Und das Gelände gehört den Stadtwerken", erläuterte Hans-Georg Freimund, Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung.

Auf Einladung des SPD-Ortsvereins Mitte hatte er im "Lüner Brunnen" einer kleinen Gruppe interessierter Bürger den aktuellen Planungsstand vorgestellt. Es sei unbedingt notwendig, auf Lüner Stadtgebiet eine Vorrangfläche für Windräder auszuweisen, erläuterte Freimund. Nur dann sei es möglich, Anträge auf einzelne Windräder irgendwo im Stadtgebiet abzulehnen. Und es gäbe derzeit immerhin 22 derartige und recht konkrete Anträge.

Freimund haderte ganz öffentlich mit dem aktuellen Energieeinspeisungsgesetz - und mit der Windkraft an und für sich. Zumindest wenn sie in einer so dicht besiedelten Gegend wie dem Ruhrgebiet erzeugt werden solle. "Das ist ausgemachter Schwachsinn".
Freimund: "Fast der gesamte Lüner Rat ist dagegen, aber durch die Gesetzeslage befinden wir uns in einer Zwickmühle." Und: Windkraft- räder seien für die Betreiber ein lukratives Geschäft. Freimund: "Früher waren das regelrechte Gelddruckmaschinen." Deshalb sei das Interesse der Betreiber so groß; und das Entsetzen der betroffenen Bevölkerung meist ebenso. "Die Windräder stellen eine Belastung dar, nicht nur wegen des Schattenwurf und des Lärms", sagte Freimund. Auch die Optik sei ein Problem; immerhin sei ein Windrad mit rund 150 Metern etwa genauso hoch wie die Türme des Kölner Doms.

Freimund ermunterte deshalb die betroffenen Anwohner, mögliche Bedenken gegen die Pläne im Stummhafen rechtzeitig anzumelden. Das geht allerdings nur noch bis Freitagmittag (10. Juni). Bis dahin liegt der Entwurf für den neuen Flächennutzungsplan im Technischen Rathaus (Willy-Brandt-Platz, 3. Etage) aus. Doch Freimund warnte: Sollte Lünen kein Vorranggebiet erhalten, gestatte es der Gesetzgeber, überall im Stadtgebiet einzelne Windräder aufzustellen. Im Stummhafen dagegen könnte die Zahl der Windräder auf zwei, maximal drei, beschränkt werden.