04.02.04 Stadt im Dilemma

Stadt im Dilemma: Vorranggebiet oder "Verspargelung"

04.02.2004 / LOKALAUSGABE / LUENEN

Lünen. (tja) Den Vertretern aus Politik und Verwaltung, die in den Bereichen "Seseke-Knie" und "Erlensundern" zwei Windvorranggebiete schaffen möchten, weht eine scharfe Brise aus der Bevölkerung entgegen. Nachdem bereits zwei Bürgerinitiativen aus Niederaden und Bergkamen Unterschriften sammelten, machten am Dienstag auch die Zuhörer des Stadtentwicklungsausschusses mit ihrem Plakat deutlich: "Windkraft - Nein danke!"

Immer wieder mühten sich Politiker und Verwaltungsleute, den rund 30 Zuhörern auf der Tribüne klar zu machen, dass sich die Stadt in einem Dilemma befinde: "Die meisten von uns im Ausschuss sind der Auffassung, dass wir Windkraftanlagen aufgrund des Drucks auf den Freiraum eigentlich gar nicht mehr verkraften können", sagte der Vorsitzende Hans Georg Freimund (SPD). "Aber leider Gottes ist die Gesetzeslage so, dass wir sie zulassen müssen - es sei denn, wir weisen Vorranggebiete aus."

Doch auch der Kompromiss, der sich in der Tischvorlage der Verwaltung andeutete und von Karl-Heinz Fridriszik (SPD) zunächst als "Königsweg" begrüßt wurde - nämlich auf die Fläche Seseke-Knie zu verzichten - stieß auf Widerspruch bei den Zuhörern: "Der Bürgerwille ist: Nicht ein Windrad sondern kein Windrad!" kommentierte ein Besucher erbost. Doch das wiederum mochte Detlef Weinbrenner (Bündnis 90/Die Grünen) so nicht stehen lassen: "Das ist eben nicht Bürgerwille, weil ich auch Bürger dieser Stadt bin - und ich hätte gerne Windkraft-räder." Denn während SPD und CDU nur deshalb für Vorranggebiete plädierten, weil sie weitere einzelne Anlagen ("Verspargelung der Landschaft") verhindern wollten, hätten die Grünen einen anderen Ansatz: "Für uns ist das nur ein Einstieg in die Windkraft. Und sollte ein Gebiet herausfallen, brauchen wir auf jeden Fall Ersatz."

Eine Entscheidung dazu sei jedoch noch gar nicht erforderlich, betonte Michael Zawisch (CDU): "Im Moment brennt noch nichts an. Anders wäre es, wenn wir uns schon jetzt von einem Standort verabschieden würden." Dieser Meinung schloss sich auch die SPD an. "Das Verfahren sollte wie geplant fortgeführt werden, um alle Bedenken einzubeziehen und erst dann zu einem abschließenden Urteil zu kommen", bestätigte auch Fridriszik.

Heute beginnt auf Einladung der SPD Niederaden um 19.30 Uhr bei "Weber", An der Gräfte, eine Bürgerversammlung zum Thema.