19.03.04

Windräder - Standortfrage ist noch offen

19.03.2004 / LOKALAUSGABE / DORTMUND NO

Im Nordosten. Keinen Kampf gegen Windmühlen, wohl aber gegen Windräder erlebt zurzeit die Nachbarstadt Lünen. Und weil die geplanten Windvorrangflächen zwar auf Lüner Gebiet sind, aber nahe an Lanstrop und Brechten heranrücken, beobachten auch Dortmunder im Nordosten die Auseinandersetzung mit Sorge.

Nach massiven Protesten gegen die Ausweisung von Vorrangflächen für Windenergie in Niederaden beschloss die SPD-Ratsfraktion in Lünen jetzt eine Kehrtwendung. Zwar nicht gegen die Konzentration der Windräder auf Vorrangflächen, aber vom Standort Niederaden. In einem Beschlussantrag an den Ausschuss für Stadtentwickung, Umwelt und Energie fordern die Sozialdemokraten "weitere Gebiete, die sich potenziell für eine Vorrangfläche für Windenergienutzung eignen, wie zum Beispiel Hönninghausen, in das laufende Verfahren einzubringen".

Der Ausschuss wird sich am 23. März mit der Ausweisung von Vorrangflächen befassen. Die SPD stellt hierzu im Antrag fest, dass die zwei Windkraftflächen in Niederaden "angesichts massiver Proteste der Bevölkerung in Niederaden und der Nachbargemeinden Oberaden, Methler und Lanstrop nicht durchsetzbar" seien.

Der Unmut der Anwohner hatte sich vor allem bei einer Bürgerversammlung der SPD in Niederaden Anfang Februar entladen. Mit dabei: viele Lanstroper. Spontan sammelten sie nach der Versammlung 250 Unterschriften gegen die Lüner Pläne.

Bereits seit Ende vergangenen Jahres liegen der Stadt Lünen konkrete Bauanträge für Windkrafträder vor. Gewarnt durch die jahrelangen Streitigkeiten mit privaten Aufstellern von Windrädern, beschloss der Stadtentwicklungsausschuss Anfang Dezeber, Vorrangflächen für Windenergieanlagen zu schaffen. Verhindert soll vor allem eine "Verspargelung" der Landschaft durch wild wuchernde Windräder.

Rund 140 Meter hoch- davon entfallen 90 Meter auf den Mast, der Rest auf die Rotorblätter, sollen die Windräder das Gelände überragen. Weithin sichtbar werden sie sein und diesen Anblick mögen nicht alle Anwohner. Vor allem aber der Schattenwurf, vor allem im Winter, wenn die Sonne tief steht, ist gefürchtet.

In die Debatte bringen die Lüner Sozialdemokraten das Gebiet Hönninghausen ein - eine Fläche südlich der B54 und am Nordrand der Brechtener Niederung gelegen. Würde diese Fläche ausgewiesen werden, wären die Lanstroper aus dem Schneider. Die langen Schatten jedoch würden dafür auf die Brechtener fallen.

"Ja zur Windkraft, aber nicht um jeden Preis" meint Bündnis 90/Die Grünen. Angesichts der massiven Bürgerproteste steckten sie jetzt im Wahljahr ihre Kriterien für mögliche Standorte eng ab. Da Landschaftsschutzgebiete aus ihrer Planung herausfallen, protestieren sie gegen eine Belastung der Brechtener Niederung, aber auch gegen den Standort Seseke-Knie, der renaturiert wird. Die Grünen favorisieren die Fläche am Erlensundern in der Nähe der A2, die nicht unter Landschaftsschutz steht. und sowieso lärmbelastet ist. Ein Argument, gegen das 250 Lanstroper bereits protestiert haben.

Von Tatjana Gluth