Wie alles begann 1954 bis 1956

Im Sommer des Jahres 2006 feierten wir, die Bewohner der Römersiedlung in Herbertshofen, unser 50jähriges Bestehen. Eine Vielzahl von Siedlerfrauen und Männern kennen die Entstehungsgeschichte der "Römersiedlung" noch aus eigenem Miterleben. Andere aber wissen über die Anfangszeit nicht viel oder aber nur das, was aus Erzählungen bekannt geworden ist. Um den Weg durch die letzten 50 Jahre nochmals für jedermann aufzuzeigen, wurde diese Chronik erstellt. Alles begann im Jahre 1951 bis 1954. Damals, Anfang der 50iger Jahre herrschte noch echte Wohnungsnot. Dieser Zustand war dann ausschlaggebend dafür, daß das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten die Bayerische Landessiedlung mit der Schaffung von neuem Wohnraum beauftragte. Die Bayer. Landessiedlung trat deshalb an den damaligen Bürgermeister des Ortes Herbertshofen, Herrn Anton Deisenhofer heran. Dieser sollte sich um die Erstellung von Nebenerwerbssiedlerstellen bemühen. Herr Deisenhofer nahm sich der Sache mit sehr viel Engagement an und lud die Wohnungssuchenden von Herbertshofen in sein damals bestehendes Cafe ein.

Dort wurde ein Aufklärungsgespräch abgehalten. Dies war notwendig, da für die Bewerber von Nebenerwerbssiedlerstellen gewisse Voraussetzungen zu erbringen waren.

Einige dieser Voraussetzungen waren z. B. die Abstammung oder gute Kenntnisse aus der Landwirtschaft. Ferner mußte man sich verpflichten, um den Charakter der Nebenerwerbssiedlung zu wahren, Kleintiere zur Eigenversorgung zu halten.

Zur damaligen Zeit erging es den Gemeinden und den Kommunen im allgemeinen nicht anders als heute. Sie waren außerordentlich finanzschwach. Daraus ergaben sich die Probleme bei der Erstellung der Straßen, bei dem Bau der Kanalisation und bei der Stromversorgung. Zu dieser Zeit waren in Herbertshofen noch keine Kanalisation und auch kein Wasseranschluß vorhanden. Und dies, obwohl die Gemeinde Herbertshofen bereits 1000 Einwohner zählte. Um jetzt das neue Projekt in Angriff nehmen zu können, sah sich die Gemeinde veranlaßt, jedem der Bewerber einen Betrag von 350,- DM abzuverlangen. Ein Betrag über den man heutzutage schmunzelnd hinwegsieht, wenn man über bauliche Maßnahmen wie Straßenbau oder Kanalbau spricht. Aber um diese 350,- DM wieder ins rechte Licht zu rücken, muß man deutlich machen, daß das damalige Bruttoeinkommen im Schnitt etwa bei 400,- DM lag. Für Herrn Anton Deisenhofer war es eine schwierige Zeit, denn es bedurfte sicherlich einiger Verhandlungskunst, die verschiedenen Grundstücksbesitzer zum Verkauf ihrer Äcker und Wiesen zu bringen.

An dieser Stelle müssen die Namen derer genannt werden, die durch den Verkauf ihrer Grundstücke die Siedlung erst mit ermöglichten. Es sind dies:

Familie Roth

Dr. Michael Meister

Georg Deisenhofer

Michael Kratzer

Josef Bayer

Johann Gump

Anton Schneider

Martin Obermayer

Diesen Familien gebührt noch heute unser Dank.

Das Jahr 1954 brach herein und damit auch der Beginn der Bautätigkeiten. Es wurden 58 Siedlerstellen gebaut mit Grundstücken von jeweils ca. 1000 qm. Hier würden etwa 90 Familien leben können. Im Cafe Deisenhofer wurden dann per Losentscheid unter den Bewerbern die neuen Siedler ermittelt.
Die Bayerische Landessiedlung nannte den Bewerbern dann einen Kaufpreis der Siedlungsstellen von 28.000 DM. Dieser Betrag ist für Verhältnisse in unserer Zeit sehr gering, wenn man an die Gegenleistung denkt. Schließlich handelt es sich durchwegs um Siedlungshäuser mit einem Gartengrundstück von ca. 1000 qm. Anhand des Preis-/ Leistungsstandes kann der heute jugendliche Betrachter erkennen, welche Steigerungen in bezug auf Preise möglich sind. Wenn Häuser mit Grundstücken unserer Größe gekauft werden, müßte eine Zahl mit mindestens 6 Stellen als Bargeld aufgebracht werden.
Aber wir befinden uns in den Anfängen der Siedlung im Jahre 1954 - 1956. Der genannte Kaufpreis erhöhte sich dann bis zum Jahre 1958, zum Schrecken aller Bewerber, auf die fast nicht mehr aufzubringende Summe von 35.000 DM. Waren doch die 28.000 DM schon ein beinahe nicht zu erarbeitender Betrag. Hier nutzte es auch wenig, daß ein kleiner Betrag aufgrund von Eigenleistungen wie Stallausbau, Zaunerstellung etc. angerechnet wurde.
Das Siedlungsareal glich anfangs einem See. Wasser gab es überall. Teilweise, so wird erzählt, war die Baustelle auch ein Fußballfeld, wo die Handwerker ihre Spiele austrugen. Dazwischen lagen dann Materialien und auch angefallener Bauschutt. Dazu zählte dann, dass mal hier mal dort ein kaputter Sack Zement, oder aber ein zerbrochenes Abflußrohr lag.
Die Kanalisation war über lange Zeit hinweg das Problemkind der Siedlung. Es wurden Betonrohre genommen und diese wurden mit Betonkränzen an den Schnittstellen abgedichtet. Schon damals sagten die Facharbeiter voraus, dass diese Kanalisation nicht von langer Haltbarkeit sein werde.
Zudem war die nicht lineare Verlegung ein zusätzlicher Faktor für Störfälle. Es gab des öfteren Rückstaus bis in die Keller der Häuser. Eine der Kanalleitungen mußte dann letztendlich noch quer durch die Gärten von den Anwesen Mederle, Achtner und Saur gelegt werden. Dies bedeutete natürlich einen weiteren Schaden für die Gartenbesitzer selbst.
Das Problem der Kanalisation zieht sich aber noch einige Jahre durch die Chronik, wie wir später erfahren werden.
Die Bautätigkeiten schritten stetig voran und es kam der Juni 1956. Die ersten Siedler konnten in ihr neues Siedlerhaus einziehen. Jetzt war die Arbeit im und ums Haus angesagt. Die Häuser wurden wohnlich eingerichtet und die Gärten mußten angelegt werden. Es wurde jede freie Minute gearbeitet. Viele Hände waren von Nöten um den Humus und die Kiesberge zu verteilen und einzuebnen. Viele Stunden und Tage, ja Wochen und Monate vergingen, bis die Gartenanlagen so gestaltet waren wie man sie sich vorgestellt hatte.

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