Das Entstehen der Siedlung und seinem Verein

Die durch den ersten Weltkrieg enormen Zerstörungen und damit verbundene allgemeine Not und insbesondere der Wohnungsmangel waren der Anlass, dass sich vielerorts Arbeitsgemeinschaften, Genossenschaften sowie Selbsthilfevereine bildeten um die größten Missstände zu lindern.
Besonders hart traf es Familien mit mehreren Kindern. Um für sie Wohnraum zu schaffen mussten mehrere Überlegungen angestellt werden. Baustoffe waren sehr rar und dazu teuer. Als günstigste Lösung wurde dann Holz angesehen, es war leichter zu beschaffen und vom Preis vertretbar.
So kam es unter anderem, dass sich die Baugenossenschaft der Alkohol-und Tabakgegner eGmbH gründete, welche zugleich der Ursprung unseres heutigen Vereins ist. Es wurden vorrangig Kinderreiche Familien aufgenommen, welche wenig begütert, aber dennoch in einem Häuschen wohnen wollten.
Die Bewohner zahlten die übliche Miete, während der Grund und Boden Eigentum der Stadt Dresden blieb. Dafür musste ein jährlicher Erbbauzins von umgerechnet mehreren Gramm Feingold an die Stadt entrichtet werden.
Ziel der Genossenschaft war es, mit einem enthaltsamen Leben, absoluten Verzicht auf Tabak-und Alkoholgenuss, dennoch eine angemessene Unterkunft für diese Familien zu schaffen.
Hier ein Ausschnitt aus der Haus-und Gartenordnung:

Enthaltung
© Hayn

Dafür musste jedes Mitglied mit seiner Unterschrift geradestehen.

Von 1927 ? 1929 wurde so die Siedlung im Süden Dresdens, auf den Fluren oberhalb des alten Dorfkerns von Leubnitz-Neuostra errichtet, welche sich am heutigen Wiesental und beiderseits der Golberoder Straße befindet.
Die Gebäudeentwürfe stammten vom Dresdner Architekten Oswin Hempel und die Ausführung des Baus wurde von den Deutschen Werkstätten Hellerau vorgenommen. Die Baukosten beliefen sich bei etwa 10500 - 12500 Reichsmark pro Haus.

Erste Häuser
Erste Häuser ragen aus dem Baugrund   © Frau Schiller

Noch während der Bauarbeiten wurde durch den Deutschen Siedlerbund mit Sitz in Dresden die Siedlung mit weiteren Häusern erweitert. Sie stehen heute in der Bärenklauser Straße. Diese Doppelhäuser erstellte die Firma Christoph & Unmack AG aus Niesky nach der amerikanischen Skelettbauweise. Der Architekt dafür war
Eugen Schwemmle.

Bereits 5 Jahre später, also 1933 sieht man beim nächsten Bild mit Blick in Richtung Stadt den Fortschritt auch der Außenanlagen.

Rückseite Am Wiesental
© Herr Gruhler

Von dem einst ehrgeizigem Ziel einer enthaltsamen Gemeinschaft ist heutzutage, nachdem die dritte-vierte Generation in der Siedlung lebt natürlich nichts mehr zu spüren.

Im Dezember 1933 wurde die Baugenossenschaft der Alkohol und Tabakgegner in Baugenossenschaft am Wiesental GmbH umbenannt und die Siedler als Siedlerbund Dresden Süd weitergeführt. Die Eintragung ins Amtsregister erfolgte dann im Januar 1934, wie folgender Schluss der Satzung beweist.

Signatur
© Hayn

Ebenfalls 1934 dann entstand die Koloniestraße als Zufahrt zur Siedlung.

Der Sitz des Deutschen Siedlerbund e.V. wurde dann im Jahre 1935 von Dresden nach Berlin verlegt, wo von da die Betreuung aller Siedler im gesamten Reichsgebiet übernommen wurde. Dies ist damit das Gründungsjahr des heutigen Verband Wohneigentum.

Im Ostteil Deutschlands unter der russischen Besatzungsmacht wurden zunächst alle Vereine verboten, weil vermutet wurde, dass dahinter faschistisches Gedankengut stehen könnte.
Der Verein arbeitete im Stillen jedoch weiter, wie z.B. eine Jahresendabrechnung von 1946 belegt. Diese amtlich verordnete Nichtexistenz dauerte bis zum Jahre 1953.

In der DDR wurde dann der Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter, kurz VKSK gegründet, wo unser Verein dann unter Siedlerverein Dresden-Süd II im Register eingetragen wurde.
Im Jahre 1957 konnten dann die Häuser mit den verbliebenen Vereinsmitgliedern zumeist über Hypotheken in Privateigentum übergehen.

Nach den politischen Veränderungen 1989 wurde dann der Sächsische Landesverband Siedler e.V. gegründet.
Der Sächsische Landesverband Siedler e.V. trat dann 1990 den damaligen Deutscher Siedlerbund aus den alten Bundesländern bei.
Nunmehr konnte auch der Grund und Boden, auf welchem die Häuser standen, von den Hauseigentümern käuflich erworben werden.
Unser Verein trägt seither den Namen Siedlerverein Dresden Süd e.V. im Verband Wohneigentum Sachsen e.V. mit Sitz in Leipzig.