Die "No-Dig-Methode" für den Gemüseanbau ist nicht neu, aber gerade sehr beliebt. Kurz gesagt ist es Gärtnern ohne umzugraben. Unser Bundesgartenberater Martin Breidbach hat die Technik auf der heimischen Streuobstwiese einem Praxistest unterzogen.
So geht es los: Die Fläche auf der Streuobstwiese ist vorbereitet. Foto: © Breidbach/VWE
Ein bisschen Bodenvorbereitung vorweg. Foto: © Breidbach/VWE
Die Fichtenstämme für die Einfassung kommen. Foto: © Breidbach/VWE
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Mit Schnur wird's gerader! Foto: © Breidbach/VWE
Damit es zu keinem Unkraut-Einwuchs von der Seite her kommt, haben die Breidbachs eine Sperre aus verzinktem Blech in den Boden gedrückt. Hier bereitet Judith Breidbach die Rille vor. Foto: © Breidbach/VWE
Martin Breidbach beim Einsetzen der Metallsperre. Foto: © Breidbach/VWE
Nun werden die Fichtenstämme verlegt. Foto: © Breidbach/VWE
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Der Kompost kommt. Foto: © Breidbach/VWE
Auf die unbehandelte Pappe, die später verrottet, füllen Breidbachs nun den Kompost und für die Wege Holzhackschnitzel. Foto: © Breidbach/VWE
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Regelmäßig Wässern ist wichtig - mit IBC -Container Foto: © Breidbach/VWE
Rote Bete: Die Pflänzchen wachsen. Foto: © Breidbach/VWE
Breidbachs düngen organisch mit Schafwolldünger. Foto: © Breidbach/VWE
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Sommerfreude: knackige Gurken vom eigenen Beet Foto: © Breidbach/VWE
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Die Markerbsen gedeihen prächtig. Foto: © Breidbach/VWE
Auberginen gibt es nicht nur in dunkelviolett. Foto: © Breidbach/VWE
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Üppige Knollen: Rote Bete Ernte im November Foto: © Breidbach/VWE
Spätes Glück: Feldsalat im Dezember Foto: © Breidbach/VWE
• 8 Fichtenstämme (3 Meter lang, 25 cm dick)
• 20 m² unbedruckte Pappe (etwas überlappend)
• 5 m³ Kompost und Mutterboden
• 1 m³ Holzhackschnitzel
• 22 m verzinktes Blech für Beeteinfassung
Durch die VWE-Mitmach-Aktion 2021 angeregt, hatten meine Frau Judith und ich den Plan, ein solches Beet auf unserer Streuobstwiese anzulegen. Dazu haben wir uns 25 cm dicke Fichtenstämme nach Absprache mit einem befreundeten Förster aus dem Wald geholt, unbedruckte Pappe gesammelt und Erde, Kompost und Holzhackschnitzel besorgt.
Der Bau des No-Dig-Beetes klappte recht problemlos. Man braucht wirklich gar nicht umzugraben, sondern legt als erstes einfach Beetränder auf der Rasenfläche an: Die Fichtenstämme bilden die Einfassung des Beetes. Damit es zu keinem Unkraut-Einwuchs von der Seite her kommt, haben wir innen an den Stämmen entlang eine Sperre aus verzinktem Blech in den Boden gedrückt - kleiner Spoiler: Das hat gewirkt! Anschließend kam die unbehandelte Pappe auf die Wiese. Darunter zersetzen sich die Pflanzen der Wiese, da sie kein Licht mehr bekommen. Alles wandelt sich zu Humus um.
Anschließend haben wir das Beet mit Kompost aufgefüllt und die Wege mit grobem Holzhäcksel bedeckt.
Die ersten Kulturen, die in den Boden kamen, waren im April Salat und Kohlrabi. Im Mai folgten die Aussaaten von Roter Bete, gelben und grünen Buschbohnen, Einlegegurken, Zucker- und Markerbsen und verschiedene Kohlvarianten. Allerdings war es zu dieser Zeit recht trocken und so ließ das Wachstum zunächst etwas zu wünschen übrig.
Dies änderte sich mit einer Regenperiode im späten Frühling, was zur Folge hatte, dass wir mit dem Ernten u.a. von Erbsen kaum noch hinterherkamen. Nutznießer davon waren z. B. die Auberginen als Folgekultur, weil sie früher ins Beet konnten.
Der trockene Sommer hinterließ aber dann doch seine Spuren, und so wurden, da wir ohne Bewässerungssysteme arbeiteten, die Gießkannen regelmäßige Begleiter unserer Besuche am No-Dig-Gemüsebeet. Die Gemüsepflanzen dankten uns dies mit einem guten Wachstum und regelmäßigen Ernten. Einlegegurken, die an Baustahlmatten rankten, fanden in allerlei Verarbeitungsvarianten den Weg in den Vorratskeller.
Im fortschreitenden Sommer legten die Pflanzen gleichzeitig mit einer Regenperiode noch einmal kräftig zu, die verschiedenen Auberginensorten brachten einige interessante Früchte auf den Teller.
Wo vorher die Gurken wuchsen, brachten wir im September Wintersteckzwiebeln und Knoblauch in die Erde, wir freuen uns schon auf die Ernte im nächsten Jahr. Rote Bete wuchsen bis zur Ernte Mitte November zu dicken Knollen heran und der in Multiplatten vorgezogene und auf niedrigen Dämmen gepflanzte Feldsalat wird uns im Dezember und Januar noch einige leckere Mahlzeiten bescheren.
Teile der Beete, die bereits abgeerntet sind, haben wir mit Laub und Ernterückständen bedeckt. Auch die Bodenorganismen freuen sich über eine solche Zuführung organischer Masse. Wenn alles abgeerntet ist, werden wir die Beete und Wege auffüllen, Erde und Hackschnitzel sind im ersten Jahr gut zusammengesackt.
1. Ausreichend Wasser
Da die oberste Bodenschicht im No-Dig-Beet ja fast ausschließlich aus Kompost besteht, ist die Gefahr der Austrocknung bei wenig Niederschlag im Vergleich zum klassischen Gemüsebeet höher. Um der Austrocknung vorzubeugen haben wir, als die Pflänzchen größer wurden, sie regelmäßig mit dünnen Mulchschichten aus Rasenschnitt geschützt. Allein mit der Gießkanne bekam der Boden nicht genügend Feuchtigkeit und so wurden wahrscheinlich auch zu wenige der im Kompost mit Sicherheit vorhandenen Nährstoffe freigesetzt. Mit regelmäßigen Wassergaben könnt ihr dem entgegenwirken.
Da wir das Wasser möglichst nur im direkten Wurzelbereich der Pflanzen ausbrachten, bekam die Komposterde an den Beeträndern viele Trockenrisse … zum Glück ist das Substrat aber recht strukturstabil und so haben die späteren Regenfälle dies wieder ausgeglichen.
2. Kontrolle des Nährstoffgehalts
Kompost ist naturgemäß sehr nährstoffreich, aber die Qualität ist sehr unterschiedlich. Um einer Überdüngung vorzubeugen, empfiehlt sich eine Nährstoffanalyse zum Beginn der Saison. Wer seinen Kompost nicht selbst herstellt, sollte Kompost mit dem RAL-Gütesiegel verwenden. Es gewährleistet einen hohen Qualitätsstandard.
• Insgesamt sind wir mit dem No-Dig-Beet sehr zufrieden. Wir gehen davon aus, dass uns diese Gemüseflächen bestimmt auch im nächsten Jahr mit einem guten Wachstum und damit auch einem guten Ertrag erfreuen werden. Und ein zweites Beet ist für die nächste Saison schon in Planung.
Die Vorteile dieser Anbautechnik:
• Die Bearbeitung der Pflanzbeete war leicht, weil der Boden locker war und wir ihn auch regelmäßig mulchten, u.a. mit Rasenschnitt und feinem Strauchhäcksel.
• Der lockere und leichte Boden erwärmte sich im Frühjahr schnell, dadurch kam es zu einer früheren Ernte und weitere Kulturen konnten früher folgen.
• Das Wachstum der Pflanzen war kräftig, die Ernte gut.
• Aufkommende Samenunkräuter ließen sich problemlos entfernen, insgesamt war der Unkrautdruck aber auch sehr gering.
Nachteile der No-Dig-Technik:
• Eine im Gemüseanbau erforderliche regelmäßige Wasserversorgung ist bei der Kultur auf dem lockeren und leichten Kompost schwieriger als im herkömmlichen Gemüsebeet. In der Praxis bedeutet das: Gerade im ersten Jahr wird man häufiger gießen müssen, da der Boden sich setzen muss. Die Wasserversorgung möchten wir in Zukunft optimieren, da suchen wir noch nach einer guten Lösung.
• Mit der Wasserversorgung verknüpft ist auch die Nährstoffversorgung. Ein Zuviel aus zu hohen Kompostgaben kann sich negativ auf die Pflanzenentwicklung und damit auch auf die Ernte auswirken. Achtet zum auf eine gute Qualität beim Kompost (RAL, siehe oben).
Martin Breidbach