Weinprobe 2024

Wir haben es wieder getan!

Schon fast zur Tradition ist die Weinprobe im Spätherbst eines jeden Jahres geworden. Ursprünglich hatte der Vorstand mal wieder eine Bierprobe angedacht, die jedoch mangels Ausrichter leider nicht zustande kam. Glücklicherweise haben wir im näheren Umkreis von Steinborn noch wunderbar viele Weingüter, die es zu verkosten gilt.
Aufgrund einer privaten Empfehlung kam so ein Termin mit dem Weingut Lauermann & Weyer in Bockenheim ins Gespräch und wurde schnell festgezurrt. Am 08. November 2024 fanden sich also 30 LWS-Mitglieder im Haus der Kirche ein, um neun Weine zu verkosten. Das Weingut stellte Weingläser und Füllstoff, der LWS begleitendes Brot, Tafelwasser, Käsewürfel und grüne Trauben. Carola Harnau kredenzte die Tischgestecke, die wie immer gartennah und der Jahreszeit entsprechend auftrumpften.
Die erste und der zweite Vorsitzende, Ivonne Hofstadt und Wolfgang Hüther, begrüßten sowohl die Mitglieder aus Lautersheim, Hettenleidelheim, Eisenberg und natürlich Steinborn als auch Herrn Hans-Jörg Weyer vom Weingut Lauermann & Weyer. Dieser führt mit seinem Bruder und den Eltern das Weingut als reinen Weinbaubetrieb seit 2000. Es werden ca. 28 ha bewirtschaftet - entspricht in etwa 69 Fußballfelder - wobei eine zukünftige Verkleinerung der Fläche angedacht ist. Bereits jetzt werden schon Übernachtungen im Weinfass (insgesamt sind 5 Weinfässer dafür hergerichtet worden) angeboten; für Besucher und Einheimische sicher eine interessante Erfahrung.

Nach diesen Einleitungsworten wurde die Weinprobe eröffnet. Wie sollte es anders sein - es wurde ein weißer "Hannes Secco" gereicht. Dieser besteht normalerweise aus Trauben der Sorten Müller-Thurgau, Riesling, manchmal Bacchus. Im Secco aus 2023 ist Grüner Veltliner mitverarbeitet worden. So entpuppte sich der Secco als angenehm süß riechend und trocken süffig im Geschmack.
Kaum ausgetrunken schwappte der "Schobberosé" ins Glas. Feinherb mit leicht bitterem Nachgeschmack sauste dieser die Kehle hinunter. Für Freunde der mineralischen Bestandteile im Wein eine echte Empfehlung.
Der dritte Gang wurde der "Grauburgunder", der aus schmutzig rosa aussehenden Trauben gekeltert wird (im Gegensatz zum Weißburgunder, der aus grünen Trauben gewonnen wird). Traubig-fruchtig ist denn auch der erste intensive sensorische Eindruck noch vor dem kompletten Hinunterschlucken.
Schnell ein Schluck Wasser und etwas Weißbrot zum Neutralisieren und schon geht’s weiter mit "Cabernet Blanc", einem PIWI-Wein. Definiert als trockener Wein, sehr gut riechend im Glas - lecker. Hans-Jörg Weyer entführt mit kurzweiligen Anekdoten aus Studientagen sowie ganz viel Erfahrungswissen über die Welt des Weines und der Beeren und verführt sogleich zum nächsten Schluck, der der Flasche "Roter Riesling" entronnen ist. Auf der Zunge entpuppt sich der Schluck als gehaltvoller, frischer Wein, der ein zufriedenes Gefühl hinterlässt.
Das Ende des Weißwein-Durchganges übernimmt der "Schlawiner". Der Cuvee aus Riesling und Gewürztraminer ist die perfekte Mischung aus blumigem Geruch und trockenem Geschmack und rinnt mild die Kehlen hinunter => passt also immer.

Der siebte Wein wird rot: "Saint Laurent", mein persönlicher Favorit an diesem Abend. Geschmacklich in Richtung Burgunder einzuordnen: weich und trotzdem kräftig im Geschmack. Diese Sorte verträgt ein Nachschenken, ein gutes Buch und Kerzenschein oder ein Treffen mit Freunden.
Wein Nummer acht ist "Zabbeduschder". Der vom Alkoholgehalt stärkste Wein an diesem Abend kommt brombeerig und trocken daher und erinnert an den Dornfelder. Das ist nicht weiter verwunderlich, ist doch diese Kreation eine perfekt harmonische Mischung aus Dornfelder und Portugieser.
Spätestens jetzt heißt es die Gläser kurz auszuschwenken, um den Finalwein ohne Ablenkung genießen zu können. Es wird süß! Der "Kerschwoi" wird ausgeschenkt. Der Name ist Programm: aus Kirschen und süß - eben ein Dessertwein. Mir klebt es die Lippen zusammen, aber mein Mann ist ihm schlagartig restlos verfallen. Und wenn ich mich so umschaue, geht es vielen der Anwesenden so ähnlich. So sind eben Geschmäcker - zum Glück alle sehr verschieden.

Gegen 21.00 Uhr verabschiedet sich Winzer Hans-Jörg Weyer nach einem für ihn sehr langen Arbeitstag, um noch eine Mütze Schlaf zu bekommen. Wir hingegen dürfen die restlichen Flaschen leeren, die er extra für uns stehenlassen hat. Über die Höhe der Bestellungen hüllen wir den Deckmantel des Schweigens. Sicher ist, dass viele der Anwesenden die Stifte gezückt hielten und Kreuzelchen malten und Notizen hinterließen.
Wie immer wird es spät, bis alles zusammen-, auf- und abgeräumt wird. Vielen Dank an die sorgfältig Aufräumenden. Diese sorgen dafür, dass wir auch weiterhin das Haus der Kirche benutzen dürfen.

Nebenbei-Wissen:

- Auf jeder Flasche Sekt ist 1 Euro Sektsteuer drauf.
- Grauburgunderreben wachsen auf eher leichten, mineralischen Kieselböden.
- PIWI- Weine entstehen aus pilzwiderstandsfähigen Rebsorten. Ein Spritzen der Rebsorten ist trotzdem noch vonnöten - ganz ohne dem geht es eben doch nicht. Den Winzer kostet jeder Spritzdurchgang ca. 50 Euro pro Hektar. Bio-Winzer benutzen gerne eine Backpulvermischung anstelle der chemischen Zusätze zum Spritzen. Diese kann auch sehr gut im eigenen Garten z. B. für die Tomaten verwendet werden, sollten deren Blätter grau werden.
- Der rote Riesling entwickelt wirklich rosa Beeren. Bei der Traubenentwicklung, Blattmaserung und -färbung gibt es keinen Unterschied zu den anderen bekannten Rieslingreben bis - ja bis sich die Trauben eben rosa färben. Da die Beeren eine ziemlich stabile Beerenhaut entwickelt haben, sind hier auch weniger häufig die Wespen an den Trauben zu finden.
- Um der Kirschessigfliege entgegenzuwirken, werden die Reben zumindest halbseitig entblättert, damit die Trauben die Sonne genießen können.
- Sonne bedeutet in den Beeren ein Säureabbau. Jedoch ist Sonnenbrand unbedingt zu vermeiden, denn dieser macht Trauben bitter.
- Prädikat QbA bedeutet Qualitätswein: es dürfen maximal 10.500 Liter Wein pro Hektar produziert werden. Wird mehr produziert, darf es nicht mehr als Qualitätswein klassifiziert werden.
- Für den Kirschwein werden Schattenmorellen aus Rheinhessen benutzt. Dazu werden die Kirschen wirklich per pedes gestampft, naja mit Gummistiefeln eher. Der Wein wird wie Rotwein, mit einer Maischegärung, angesetzt. Daraus entsteht also ein trockener roter Wein, der mit Fruktose nachgesüßt wird, bevor er als fruchtige Dessertempfehlung in die Flaschen kommt.
- Drehverschlüsse sind heutzutage Standardverschlüsse auf Weinflaschen. Viele Konsumenten empfinden diese Flaschenverschlüsse auch als äußerst praktisch. Im Weingut Lauermann & Weyer werden trotzdem Naturkorken für Weine weiterhin verwendet, wenn diese noch nachreifen dürfen. Ein Korken kostet mindestens 30 Cent im Einkauf. Man bezieht diese hauptsächlich aus Portugal.

 

 

Alexandra Schlundt
Schriftführerin LWS

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