Blickpunkt Landtagswahl: Windräder in NRW

Dortmund - Ein Drittel des deutschen Stroms wird in NRW produziert, über 150 000 Menschen arbeiten in der Energiewirtschaft. Und Energiepreise betreffen uns alle. Unmittelbar. Was welche der großen Parteien in dieser Schlüsselindustrie plant, lesen Sie hier.


An Schlaf ist nicht zu denken
Dülmen - Albert Lewe hat gegen den Lärm die Hecke höher wachsen lassen. Er hat Holzläden an den Fenstern angebracht. Er hat Briefe geschrieben, telefoniert – das Resultat war immer dasselbe: Null. Wenn der 71-Jährige von seiner Terrasse aus den Blick schweifen lässt, sieht er den Grund des Lärms: Windräder.

Fünf Stück in direkter Nachbarschaft, das nächste ist 600 Meter entfernt. Ein Surren liegt in der Luft. „Wenn der Wind anders steht, dann denken sie, hier kreist konstant ein Flugzeug. An ruhigen Schlaf ist da nicht zu denken.“

Das Flugzeug, das Albert Lewe und seine Frau bis in den Schlaf verfolgt, kreist seit 2001. Seitdem stehen die Windräder. Und die akkurate münsterländische Welt des Albert Lewe mit dem gepflegten Rasen, dem kleinen Brunnen in der Mitte und den zwei Plastikenten darauf geriet aus den Fugen.

24 Stunden am Tag der Lärm, nachts das rote Flackern der Signallampen, der Wertverlust des Hauses, der je nach Quelle 30 bis 50 Prozent beträgt und Albert Lewe das Wegziehen, selbst wenn er es denn wollte, unmöglich macht. Nein, Albert Lewe muss man nicht mit Windkraft kommen. Er hat sie direkt vor der Tür.

„Der Leidensdruck der Leute ist dramatisch.“ Sagt Dr. Gerhard Papke, wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion. Er bezeichnet sich selber als „Handlungsreisender in Sachen Windkraft“. Für Papke ist die Sache klar: „Den Leuten passiert himmelschreiendes Unrecht – und was soll ich als Politiker den Leuten sagen?“ Im Wintergarten von Albert Lewe sitzt der Papke nicht zum ersten Mal. So vor drei Jahren war er schon mal hier, auf Einladung der örtlichen Bürgerbewegung gegen Windkraft. Papke hat sich einen Namen gemacht bei den Windkraftgegnern. „Wir haben es geschafft, als parlamentarischer Arm der Bürgerinitiative zu fungieren“, sagt der FDP-Mann. Und legt nach: „Es gibt kaum ein Thema, bei dem ich mich so wohl fühle.“ Albert Lewe nickt bestätigend – auch wenn er sich mit dem Thema anders fühlt. Alleine gelassen. Nicht von Papke und der FDP, das nicht. Mehr von den eigenen Nachbarn. Deren Häuser stehen zwar teilweise bis zu 300 Meter an den Windrädern – doch die wirtschaftlichen Verflechtungen mit dem Windradbetreiber sind hier draußen auf dem Land zu eng, als dass sie gegen ihn vorgehen würden. Sagt Albert Lewe. Auch er pflegte zu dem Betreiber, einem Bauern, gute Kontakte – bis die Räder kamen. Seitdem ist Funkstille – abgesehen von dem Surren und Rauschen der Windräder.

Dass der Mann die Windräder aufgestellt hat, kann ihm rein rechnerisch niemand verdenken: Die garantierte Stromabnahme macht Windräder, so Papke, zu einem der lukrativsten Abschreibungsprojekte überhaupt. „Da kann kein ostdeutscher Supermarkt mithalten.“ Gegen diese „ökologische Mogelpackung“ will er bei einem Machtwechsel „so restriktiv wie möglich vorgehen“. Balsam für die gestressten Ohren von Albert Lewe.

Montag, 11. April 2005 Ruhr-Nachrichten - Tobias Großekemper

Hier geht es zu den Ansichten der Parteien und des Naturschutzbundes Deutschlands NABU zum Thema Windkraftanlagen
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