Chronik der Kreisgruppe Wolfenbüttel

70 Jahre Kreisgruppe Wolfenbüttel im Verband Wohneigentum Niedersachsen e.V.

Die Schaffung, der Erhalt und Schutz des Wohneigentums sowie die Pflege gemeinsamer
Interessen in einer starken Gemeinschaft war das Ziel der sozial schwachen Familien, die
sich an den Ortsrändern der Städte und in ländlichen Gemeinden ab etwa 1932 um Grundstücke in der Bebauungsform einer " Kleinsiedlung" bewerben durften.

Diese Kleinsiedlungen wurden nach den Auflagen der "Dritten Notverordnung zur Sicherung
von Wirtschaft und Finanzen und zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen vom 10.11.31, Vierter Teil, als vorstädtische Kleinsiedlungen oder landwirtschaftliche Siedlungen
angelegt. Ziel der Verordnung war die Seßhaftmachung der Landbevölkerung, die Minderung der Erwerbslosigkeit sowie die Erleichterung des Lebensunterhaltes für Erwerbslose.

Für jede dieser Kleinsiedlungen wurde ein Reichsdarlehen in Höhe von RM 2.500 gewährt. Durch die Anbindung an das "Reichsheimstätten Gesetz" wurde eine Überschuldung der Siedlerfamilie, eine nicht zweckgebundene Nutzung oder gewinnbringender Verkauf ausgeschlossen. In den so entstandenen Gemeinschaftskleinsiedlungen waren alle für die
fachgerechte Erstellung der Bauwerke notwendigen Handwerker vertreten. Für jeden Bewerber war es Pflicht, mit größter Eigenleistung unter Einsatz aller Familienmitglieder
und gegenseitiger Nachbarschaftshilfe die Grundstücke zur Bebauung herzurichten, die Häuser zu bauen und die anfa und welcher ngs auf das Notwendigste beschränkten Infrastrukturen zu erstellen.

Um die gleichmäßige Qualität der Gewerke sicherzustellen, wusste bei den ersten Siedlungsgrundstücken der einzelne Bewerber nicht, welches der fertig bebauten Grundstücke ihm später im Rahmen einer Verlosung zugesprochen werden würde. Später wurden nur noch die unbebauten Grundstücke verlost und jeder Eigentümer hatte die Qualität der Bebauung zu gewährleisten.
Als weitere Auflage hatten sich die Siedler einer qualifizierten Betreuung zu unterwerfen, damit die angestrebte Erleichterung des Lebensunterhaltes durch die Erträge der Gartennutzung und der Kleintierhaltung sichergestellt wurde. Dabei wurde die Abhängigkeit der Familiengröße genau vorgeschrieben, wie viele und welche Obstbäume zu pflanzen waren, welche Gemüsekulturen anzulegen waren, welche Kleintiere- dazu gehörten Schweine, Ziegen, Kaninchen und Hühner - zu züchten und zu halten waren. Die Kompostierung sämtlich verwertbarer Abfälle und das Ausbringen der Gülle war selbstverständlich. Den Kleinsiedlungen fehlten in dieser Zeit die Kanalisationsanschlüsse. Zur Entsorgung waren Sicker- und Güllegruben vorgesehen.
cDie qualifizierte Betreuung hatte der Deutsche Siedlerbund e. V. in Dresden zu übernehmen, der Anfang 1933 aus der " freien Arbeitsgemeinschaft für Kriegersiedlungen e.V. " von 1919, ebenfalls mi Sitz in Dresden, entstand. Nach den Kriegswirren wurde folgerichtig diese Betreuungsarbeit wieder aufgenommen.

Im Landkreis Wolfenbüttel gab es mehrere Bauphasen. Von 1934 - 1938 entstanden an der damaligen Peripherie der Stadt Wolfenbüttel die Kleinsiedlungen " An der Weißen Schanze" 1934, "Drei-Linden-Siedlung" 1935, "Dichtersiedlung" 1937 und "Thiede 1937 mit insgesamt 379 Siedlerfamilien.
Im April 1937 wurde während einer Tagung des Landesverbandes Niedersachsen in dem Goslarer Hotel "Braunschweiger Hof " die Kreisgruppe Wolfenbüttel aus den bis dahin bestehenden vier Siedlergemeinschaften gegründet. Vorsitzender dieser neu gegründeten Kreisgruppe wurde Willi Ruhland, der als erster Vorsitzender der SGM " An der Weißen Schanze " zusammen mit August Klie aus der gleichen SGM als Delegierter an dieser
Tagung teilnahm.
Im Jahre 1938 erhöhte sich durch die Gründung der drei SGM " Jahnstadt", "Woltwiesche" und "Westerode" der Mitgliederstand auf 588 Siedlerfamilien.
In diesem Jahr übernahm Hermann Walter, der Vorsitzende der "Drei-Linden-Siedlung" das Amt des Kreisgruppenvorsitzenden und führte diese mit großem Engagement durch die Kriegsjahre und den Neuanfang bis in das Jahr 1968. In dessen Amtsperiode fiel auch die
Bauphase von 1951 - 1957, in der weitere Siedlungen im Kreisgebiet errichtet wurden.
Die Nachfolge übernahm 1968 der Vorsitzende der "Okertalsiedlung ", Gustav Ringel, der die Kreisgruppe erfolgreich durch die Gebietsreform führte. In seiner Amtszeit, die 1994 endete, wurde die SGM Geitelde 1971 errichtet.
Damit hatte die Kreisgruppe Wolfenbüttel im Jahre 1976 insgesamt 27 Siedlergemeinschaften mit 1.665 Mitgliedern zu betreuen.
Durch die Gebietsreform waren ab 1977 einige Siedlergemeinschaften, z. B Barbecke - Broistedt - Woltwiesche, an die Kreisgruppe Peine abzugeben. Siedlergemeinschaften mit geringen Mitgliederzahlen wurden aus organisatorischen Gründen zusammengelegt.
Seit 1994 bis 2002 war Klaus-Peter Höhne aus der "Drei-Linden-Siedlung" der Vorsitzende
der Kreisgruppe Wolfenbüttel. In seiner Amtszeit entschloss sich die SGM Leiferde zur KG Braunschweig zu wechseln, um bei kommunalen Verordnungen mit den anderen SGM der
KG Braunschweig mitreden zu können, Leiferde gehört zum Bezirk Braunschweig.
Ferner kam es zu einer Neugründung, und zwar wurde im Jahr 2001
die SGM Wendessen gegründet

Seit April 2002 ist Waldtraut Vosswinkel aus der " Drei- Linden-Siedlung die Vorsitzende der Kreisgruppe Wolfenbüttel.

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Die Kreisgruppe Wolfenbüttel mit ihrem Betreuungsbereich von zur Zeit 20 Siedlergemeinschaften über 1320 Mitgliedern zählt heute mit zu den größten Kreisgruppen im Verband für Wohneigentum.
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Dass der damalige Grundgedanke der Nachbarschaftshilfe, d.h. von vor über 70 Jahren, auch heute noch Gewicht hat und dass das Bestreben der Mitglieder und der Vorstände

ein attraktives Gemeinschaftsleben mit Unterstützung einer starken, stets aktuell ausgerichteten Interessenvertretung zu pflegen, von Erfolg gekrönt ist, zeigt sich im stetigen Anwachsen der Mitgliedschaften.
Im Laufe der Zeit wurden die damaligen Kleinsiedlungen in Familienheime umgewandelt und - meist wie gewohnt in Eigen und Nachbarschaftshilfe - den heutigen Anforderungen an Wohnkomfort und Umwelt mit Erfolg angepasst. Damit sind die Siedlergrundstücke zu
Schmuckstücken der Städte und Gemeinden geworden.

Der Wandel der Zeit - auch der Generationswechsel - wird sichtbar. in dem ständig aktualisierten Betreuungs- und Informationsangebot, das der Verband Wohneigentum
Niedersachsen e.V. mit seinen Untergliederungen den Mitgliedern in seiner gemeinnützigen
Arbeit - u. a. in Form von Rechts- und Gartenberatung, Vertretung der Interessen bei Kommunen und auf politischen Ebenen, in der Jugendarbeit und einer modern gestalteten Verbandszeitschrift - zur Verfügung stellt.

Mit der Namensänderung im Juni 2007 in " Verband Wohneigentum Niedersachsen e.V. " ist eine neue Ära angebrochen. Nicht nur Hausbesitzer sondern alle Eigentümer von Wohneigentum sollen angesprochen werden. Im Zuge der Öffentlichkeitsarbeit in der Presse sowie auf Veranstaltungen und im Internet ist dies auch gut gelungen.

Die Kreisgruppe Wolfenbüttel wird sicherlich auch noch weitere 70 Jahre überstehen.

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