600 Jahre Brau -Tradition im Markt Luhe

Anfänge im Mittelalter
Seit 1420 wurde urkundlich nachweisbar Bier in Luhe gebraut. Am 17. März dieses Jahres entschieden Heinrich V. Nothaft von Wernberg, seit 1403 Herr des Marktes Luhe, und Sohn Heimeran II. den Erbschaftsstreit zwischen Hans Kuchler und seiner Stiefmutter Margarethe: Dem Hans Kuchler bleibt das Hoflehen zu Lug (= Luhe), der Stiefmutter das Halsgewand. Alles andere sollen sie gleichheitlich miteinander teilen: Das Haus und Bräuhaus zu Lug, Äcker, Wiesen und Vieh.
Die Braustätte war also im Privatbesitz, ging aber in der Folgezeit auf die Kommune über. 1601 warteten 551 Hektoliter auf Abnehmer !

Urkunde von 1420
© JK 2020
Das Bild zeigt die Urkunde von 1420 mit Siegel von Heinrich und Heimeran Nothaft

Rekordausschank zu Ehren einer Heiligen
Am 29. August 1756 wurde im Markt Luhe das wohl größte Fest der 1100-jährigen Geschichte gefeiert. Weihbischof Johann Georg von Stinglheim führte die Gebeine der römischen Märtyerin Hilaria in die Pfarrkirche St. Martin ein. Für die Gläubigen wurden ca. 4000 Maß des edlen Gerstensaftes bereitgestellt.

Kommunbraugesellschaft
1807 wurde in Bayern der Verkauf der Kommunbrauhäuser angeordnet. 1816 folgte der Markt Luhe diesem Dekret und veräußerte das Bräu- und Malzhaus an 40 Bürger, die eine Kommunbraugesellschaft gründeten. Außerdem war jeder Hausbesitzer mit Bürgerrecht brauberechtigt. Bräu- und Malzhaus wurden 1937 mit dem Webertor abgerissen.

Neues Bräuhaus
Noch 1937 errichteten die acht verbliebenen Gesellschafter eine neue Produktionsstätte in der Fischlohe. Sie hießen Georg Siegert, Christian Häusler, Johann Reichenberger, Anton Paulus, Josef Kick, Josef Zanner, Gustl Hirmer und Johann Frimberger.

Reinheitsgebot
Nach dem Reinheitsgebot von 1516 darf Bier nur aus Hopfen, Gerste und Wasser gebraut werden. Hopfen wurde noch im 18. Jahrhundert in Luhe angebaut. Das belegen die Flurnamen "Hopfenackerl am Lust" und "Hopfenackerl am Geißbach".

Fassbinder in Luhe
Die Fassbinder (Binder) fertigten die Behälter. Johann Frimberger (1879-1942) war der letzte seines Standes in Luhe. 1842 hatten hier noch drei Fassbinder gearbeitet. Sie versorgten die Bevölkerung auch mit Wasch-, Fleisch- und Schweinebütten, Wasser-, Butter- und Jauchefässern. An sie erinnern die Hausnamen Binnerpeter, Ziegelbinner und Binnersephen.

Felsenkeller
Bier ist ein leicht verderbliches Lebensmittel. Deshalb lagerte man die vollen Bütten in Felsenkellern, die sich entweder unter den Wohnhäusern oder außerhalb an Berghängen befanden. Sie garantierten nämlich eine gleichmäßige Temperatur von fünf bis zehn Grad. Dort konnte das untergärige Braunbier reifen. Außerdem blieb es in der wärmeren Jahreszeit länger haltbar - auch dank der Eisblöcke aus der Naab. Im Markt Luhe wurden Felsenkeller gegen Ende des 18. Jahrhunderts angelegt.

1790 wollte Thomas Knorr einen Neuen schlagen. Doch sein Antrag wurde aber abgelehnt, weil bereits 7 Felsenkeller vorhanden seien. Sie befanden sich hauptsächlich am Koppelberg, später auch bei der Marienkapelle, am Kellerhäusl und an der Bruckwiese.

Ende des Brauwesens
Gebraut wurde in Luhe bis 1945. Am 30. Dezember entrichteten die acht Gesellschafter 30 Reichsmark Biersteuer. Unter Bewachung amerikanischer Besatzungssoldaten half Josef Häusler seinem Vater Christian, das "Abschiedsbier" zum Koppelberg zu schaffen. 1950 verkauften die Kompagnons das nutzlose Kommunbrauhaus an Josef Frimberger.

Quellen:
Staatsarchiv Amberg, Landgrafschaft Leuchtenberg, Kanzlei, Urkunden 1420 März 17
Staatsarchiv Amberg, Oberpfälzische Administrationsakten 10318
Staatsarchiv Amberg, Landgrafschaft Leuchtenberg 9011 und 9029
Grundsteuerkataster von 1859
Kurrentkassabuch der Kommunbraugesellschaft Luhe von 1899
Zeitung "Bayerische Ostmark" vom 13. März 1937
Erinnerungen von Georg Kiener (1922-2004)

Recherche von Herrn Josef Eimer R.a.D.

Anbei Zeitungsartikel von Herrn Josef Eimer vom 14.03.2020.

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