Bericht über den I.Verbandsrat 2017

Am 18. Februar fand im Vereinsheim der Siedlergemeinschaft "Am Zwickauer Damm e.V." der I. Verbandsrat 2017 unseres Landesverbandes statt.

Die Veranstaltung begann um 10.00 Uhr mit der Begrüßung aller durch unseren Landesverbandsvorsitzenden, Sfr. Felix Hahn. Er wünschte allen Anwesenden für das neue Jahr viel Erfolg und Elan bei ihrer Tätigkeit für unsere Mitglieder im Verband.

Als besonderen Gast begrüßte er das Mitglied des Bundestages (MdB) Herrn Dr. Fritz Felgentreu (SPD), welcher sich auf Einladung des Landesverbandes gern zu einem Grußwort mit anschließendem Informationsaustausch bezüglich der Entwicklung im Wahlkreis Neukölln und insbesondere auch der Entwicklung der Siedlungen bereit erklärt hatte.

Weiterhin begrüßte Sfr. Hahn Herrn Professor Dr. Walter Schwenk vom Gutachterbüro, welches das vom Landesverband in Auftrag gegebene städtebauliche Gutachten zur Situation der Kleinsiedlungen gefertigt hat.
Professor Dr. Schwenk stellte anschließend den Endstand des städtebaulichen Gutachtens zur Situation der Kleinsiedlungen und anderer Siedlungsformen im Ein- und Zweifamilienhausbereich in Berlin vor. Dabei ging er von der Definition der Kleinsiedlung aus, welches als Gebiet mit Wohngebäuden mit Nutzgarten sowie landwirtschaftlichen Nebenerwerbsstellen bezeichnet wird. In der Baunutzungsverordnung (BauNVO) wurden die sogenannten Kleinsiedlungsgebiete geregelt und städtebaulich gefasst. Kleinsiedlungen sind in der Regel im Rahmen einer organisierten Gruppenselbsthilfe entstanden und entstammen dem Selbstversorgungsgedanken für die Bevölkerung als Gegenentwurf zum höchstkonzentrierten Wohnen in den Innenstädten.
Aufgabe des Gutachtens war u.a. auch zu prüfen, was in der Zukunft auf diese Wohnform zukommen wird, wie sie sich entwickeln und sich behaupten kann.
Er ging anschließend auf die Geschichte, die gegenwärtige Situation, den Bestand, die städtebaulichen Rahmenbedingungen und mögliche Entwicklungen der Siedlungen ein. Dabei erläuterte Prof. Schwenk auch die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Ausbildungen der Siedlungen im geteilten Berlin und die Entwicklungen in den letzten 27 Jahren.
Er dankte den Vertretern der Siedlungen des Landesverbandes für ihre Mitarbeit, insbesondere beim Abgleich der Bestandsaufnahme der unterschiedlichen Grundtypen von Siedlungen.
Im Gutachten geht es um die Zukunft der Siedlungen in Berlin, auch im Zusammenspiel mit den städtebaulichen Leitlinien, aber auch darum, wie zukünftig bei Politik und der behördlichen Verwaltung nicht mehr ein dirigistisches, aufoktroyierendes Verhalten erduldet, sondern ein für die Siedler partnerschaftliches, mitbestimmendes, bürgerschaftlich teilhabendes Zusammenwirken erreicht werden kann. Hier könnte u.a. das Instrument von städtebaulichen Verträgen o.ä. genutzt werden.
Eines der wichtigsten politischen Ziele in Berlin ist z.Z. der Wohnungsbau; ca. 200.000 Wohnungen sollen bis zum Jahr 2030 in der stetig wachsenden Stadt gebaut werden, d.h. pro Jahr ca. 10-15.000 Wohnungen, die gebaut werden sollen. Aus diesem Grund muss hier auf die Stärken der Wohnform Kleinsiedlung hingewiesen werden, als grüne Lunge Berlins, ökologisches Gleichgewicht und Naherholungsgebiet durch wohnungsnahe Grünversorgung, mit sozial stabilen und jahrzehntelang in selbst organisierten Siedlergemeinschaften, einander helfenden Nachbarschaften über alle Generationen hinweg. Auch aus diesen Gründen gibt es hier kaum größere Probleme, anders als in den sozialen Brennpunkten der Stadt.
Im Gutachten geht es auch in diesem Zusammenhang um Anregungen und Gedanken, wie man die Probleme der Kleinsiedlungen zukünftig angehen und lösen könnte. So unter anderem mit ständigen Gesprächsangeboten und Lösungsvorschlägen an Politik, Behörden und Verwaltung, wie es unser Verband bereits seit langem praktiziert. Aber auch Mitarbeit bei der Entwicklung und dem Ausbau urbaner Strukturen sowie bei der Erstellung kleinräumiger, wohnungspolitischer Leitbilder auch im Zusammenwirken mit Bewohnern von angrenzendem mehrgeschossigen Wohnungsbau, der weiteren Gestaltung des demografischen Wandels und fortlaufende Anpassung der Barrierefreiheit sowie der sozialen Infrastruktur im Wohnumfeld bei einem dynamischen Wandel der altersmäßigen Bevölkerungsstruktur. Bei Gestaltung des energetischen Wandel sind die Siedlergemeinschaften schon gut unterwegs, z.B. bei der Nutzung alternativer Energien, Wärmepumpen, Erdwärme und Solarthermie soweit möglich, finanziell vernünftig und verwaltungs- bzw. behördlicherseits nicht gebremst. Dieser positive Weg sollte weiter vorangegangen werden. Als Modell der Mitwirkung der Siedler an den städtebaulichen, siedlungsnahen Gestaltungen in der Stadt bietet sich hier ein Siedlerbeirat sehr nahe an den politischen und behördlichen Entscheidern an, ähnlich wie er beispielsweise in Kiel seit Jahren Usus ist. Sfr. Hahn dankte Herrn Prof. Schwenk für seine interessanten Ausführungen und die gründliche Erstellung des Gutachtens. Es wird allen Siedlergemeinschaftsvorständen auf Anfrage zugänglich gemacht, unter Beachtung des Urheberrechtes.

Anschließend gab er dem Mitglied des Bundestages Herrn Dr. Fritz Felgentreu (SPD) das Wort, welcher sich für die Einladung und die Möglichkeit, unseren Verband kennenzulernen bedankte und auf das Zusammenleben von urbanen städtischen mehrgeschossigen Großsiedlungen und den grünen Kleinsiedlungen in dieser vielfältigen Berliner Mischung hinwies. Er würdigte die Leistungen des Siedlerbundes als Vertreter der Bürger, um die Siedler bei Politik und Behörden als Beteiligte wahrzunehmen. Er betonte, dass das Gutachten hochspannend sei, da es für die Art und Weise wie Politik und die Bürger, welche von dem Verhalten von Politik betroffen sind, zusammenarbeiten könnten und auf diesem Themenfeld wichtige Fingerzeige gebe. Er wies darauf hin, dass die stark wachsende Stadt und der damit einhergehende Druck auf den Wohnungsmarkt mit den entsprechenden finanziellen Auswirkungen ebenfalls Nachbarschaften unter Druck setzen. Hier sei es die entscheidende Aufgabe, den Wohnungsbau so zu beschleunigen, aber verträglich mit Kompromissfindungen, das man auch in einem noch größeren Berlin weiter in gutes Leben führen kann und zwar jeder so wie er wolle. Dabei machen auch die Menschen, die z.B. in den Kleinsiedlungen wohnen die Substanz der Gesellschaft aus, weil sie sich neben ihrer Nachbarschaft auch weiter vielfältig sozial betätigen, ob nun in Vereinen, beim Sport u.v.a.m. Das sei das, was unsere Gesellschaft stark mache und zusammenhalte. Das müsse Politik mehr beachten und vorgetragene Probleme ernst nehmen, besser und sensibler reagieren, gerade deshalb, weil es hier, glücklicherweise, nur selten Probleme gebe. Dr. Felgentreu bot weitere Gespräche mit unserem Landesverband und in seinem Bürgerbüro an. Er freue sich auf eine interessante und erfolgreiche zukünftige Zusammenarbeit. Sfr. Hahn nahm das Angebot gern an, dankte Herrn MdB Dr. Felgentreu für seine Ausführungen und kündigte weitere gemeinsame Gespräche zusammen mit dem Verbandsvorstand an.

Anschließend beantworteten sowohl Herr Dr. Felgentreu, als auch Prof. Dr. Schwenk Fragen aus der Versammlung.
Nach der Protokollkontrolle des vorherigen Verbandsrates ging es um aktuelle Fragen der Erbbausiedlungen und Mischanlagen.
Weiterhin wurden Auszeichnungen für verdiente und engagierte Mitglieder des Landesverbandes beschlossen.
Nach 2 Stunden endete der informative I. Verbandsrat 2017 unseres Landesverbandes.
Ronald Reuter

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