Siedlergemeinschaft ab 1934

Rolf Reith schrieb zum 50 jährigen Jubiläum folgenden Bericht:

Fast 50 Jahre sind eine lange Zeit, nicht nur in der Entwicklung, sondern insbesondere in der Rekonstruktion der Entstehung einer Gemeinschaft, die in den Jahren ihres Aufbaus voll beschäftigt war mit der Bewältigung von Problemen und keinesfalls dachte an das Archivieren von Gemeinschaftsereignissen für spätere Generationen.

Es waren bei der Riesenanzahl der Arbeitslosen und den verhältnismäßig geringen Arbeitslosenunterstützungen wirklich schwere Zeiten Anfang der dreißiger Jahre, die auch an Iserlohn nicht vorüberzogen.
Die dritte Notverordnung sah damals vor, die bedrückende Arbeitslosigkeit dadurch einzudämmen, und die Not der Betroffenen zu lindern, indem durch eingesetzte Reichskommissare Land beschlagnahmt wurde für die Erstellung von Kleinsiedlungen, die eben nur an Arbeitslose und Kinderreiche mit der Auflage ausgegeben wurden, diese in gemeinschaftlicher Selbsthilfe zu erstellen unter Verzicht auf jeden Luxus.

Besonders Baurat Leipold war es damals, der sich sehr einsetzte für die Schaffung von Stadtrandsiedlungen bei uns in Iserlohn.
So wurde zunächst im Dröscheder Feld und später am Nußberg das erforderliche Gelände zur Verfügung gestellt.

Die Stadt Iserlohn hat die Siedlungen als Trägerin ausgegeben und die interessierten Arbeitslosen, von denen im Laufe der Zeit manche absprangen, andere hinzukamen, in Selbsthilfegemeinschaften zusammen gefasst.

Am Nußberg im Bereich Ackerweg – Nußbergstraße – Fliederweg, früher Hombrucher Weg wurden am 7. Und 8. Mai 1934 etliche Flurstücke vermessen zur Erstellung von 24 Siedlerstellen. Neben dem Gelände stellte die Stadt Iserlohn auch das Baumaterial zur Verfügung.

Die gemeinschaftlichen Leistungen mussten aber irgendwie festgehalten und registriert werden. Hierzu setzte man zunächst Obmänner ein, die als Vorläufer der späteren Gemeinschaftsleiter anzusehen sind. Hier seien als die ersten und mitverantwortlichen Leute unserer Kernsiedlung Gerd Eickhoff, Walter Kriegelstein, Alwin Wolf, Dietze Danne und August Flügel besonders genannt.

Die Siedlungen hatten alle eine vorgeschriebene Mindestgröße von 1000m², denn es sollte ja gesichert sein, dass die Siedler sich aus ihrem Nutzgarten selbst versorgen konnte. So wurden die ersten 24 Siedlungen nach ihrer Fertigstellung im August 1934 für die Stadt Iserlohn aufgelassen und an die Bewerber und Miterbauer überwiegend im Losverfahren ausgegeben. Es wurde allerdings kein Besitz von Grund und Boden zugunsten der Siedler aufgelassen. Sie erhielten ihre Stelle ohne jegliche Rechtsverhältnisse.
Innerhalb der neugeschaffenen Siedlungen gab es nur eine Nutzwasser-Zuleitung, aber keine Abwässer-Kanalisation, sondern nur Sickergruben, die ja auch dem Nutzgarten zur Gebrauchsverfügung stehen sollten. Die Siedler wurden auch zur Kleintierhaltung und damit zur Erstellung eines Stalles verpflichtet und hier dominierten die Ziegen. Für sie wurde extra eine sogenannte „Bockstation“ eingerichtet, die damals bei der Familie Holzrichter, im heutigen Grundstücksbereich der Familie Fröhlich befand.

Rückblickend muss man heute wohl sagen, dass die Entstehung unserer Siedlung, wenn wir frühere Verhältnisse berücksichtigen, unter kaum vorstellbaren Strapazen vollzogen wurde. Das waren anerkennenswerte Leistungen, bei denen mancher Tropfen Schweiß geflossen ist.

Aber gerade durch die harte Arbeit, die gemeinschaftlichen Anstrengungen und die gegenseitige Hilfe hat sich ein Gemeinschaftsgeist geformt, der bestimmend wurde für die spätere Entwicklung der Gemeinschaft.


Erweiterung der Gemeinschaft – Zweiter Bauabschnitt –

Der Grundstein unserer Siedlung wurde im Jahre 1934 gelegt mit dem Bau von 24 Siedlerstellen im heutigen Bereich Ackerweg/Nußbergstraße. Eine Gemeinschaft hatte sich dort herausgebildet, aufgebaut auf Kameradschaft, selbstlose Nachbarschaftshilfe und gegenseitige Interessenwahrung. Die Wohnungsnot im Lande wurde immer größer und was lag näher als das bewährte Modell der Kleinsiedlung für Personenkreise zu fördern, die eine Aufbesserung ihrer Lebensverhältnisse über sie Selbstversorgung aus dem eigenen Garten sahen. Die Verbindung des Wohnbereiches mit dem Nutzgarten schaffte eine intensivere Verbundenheit mit der heimatlichen Scholle und gab dem Siedler und seiner Familie Sicherheit.

So wurden 1937 weitere Landflächen im Bereich Hasenkampstraße, obere Nußbergstraße und am Tannenweg von der Stadt zur Verfügung gestellt, im März 1937 vermessen und im Juni 1937 an die westfälische Heimstätte aufgelassen. Im Gegensatz zur ersten Siedlungsgründung, die an die Stadt Iserlohn aufgelassen war, übertrug man bei dieser Erweiterung die Siedlerstellen an die Siedler selbst, allerdings mit der Eintragung der Heimstättenverwaltung.

Alle diese Vergaben der Siedlerstellen waren natürlich sehr günstig und attraktiv. Für die Häuser wurden zu Lasten der Siedler Darlehen eingetragen mit sehr niedriger Verzinsung und Tilgungsstundung. Speziell für diese Hypothekendarlehen und deren Verwaltung wurde damals die Bau-und Bodenbank gegründet.

Auch hier muss vermerkt werden, dass die Erstellung der Heimstätten durch Ableistung von Selbsthilfe, die eine gewisse Stundenzahl betrug, kapitalmäßig angerechnet wurde. Die schlechten Zuwege, insbesondere im Bereich Tannenweg, veranlasste die Siedler zu einer weiteren Selbsthilfe in der Form, dass mittels Schlackenasche, die die Stadt zur Verfügung stellte, ein Fußweg zwischen Tannenweg und Nußbergstraße herferichtet wurde.

Vorrangig berücksichtigte man für die Siedlerstellen kinderreiche Familien, die durch die landschaftliche Lage zwischen Wald und Feld ( der Wald grenzte direkt an die Siedlungen) eine gesunde und entwicklungsfördernde Struktur erhielten.


Festigung der Gemeinschaft – Nach dem Krieg und dritte große Erweiterung-


Der Krieg ging zu Ende

Fortsetzung folgt...

Hinweis zum Datenschutz

Wir verwenden nur technisch notwendige Session-Cookies. Diese werden automatisch gelöscht, sobald Sie die Sitzung auf unseren Webseiten beenden und den Browser schließen.

Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.