Steigendes Grundwasser in Berlin gefährdet Häuser

Seit 1990 steigt das Grundwasser in Berlin kontinuierlich. Es riecht modrig, an den Kellerwänden zeichnen sich deutlich feuchte Zonen ab, in einigen Bereichen hat sich der Putz abgelöst, schwarze Flecken deuten auf Schimmelbefall hin.
Nässe und Feuchtigkeit im Keller sind in Berlin ein Problem, das immer weitere Stadtgebiete erfasst. Dies hat auch mit dem Wandel Berlins von einer Industriemetropole zur Dienstleistungshauptstadt zu tun. Weniger Industrie bedeutet weniger Wasserverbrauch. Auch haben die in den letzten Jahrzehnten steigenden Wasserpreise einen starken Anteil am sinkenden Wasserverbrauch in Berlin.

Was das für die Gebäude in der Hauptstadt bedeutet, hat die Industrie- und Handelskammer in Berlin (IHK) jetzt in einem Gutachten detailliert zusammengetragen. Besonders betroffen sind Bauten im Berliner Urstromtal das das Berliner Stadtgebiet von Südosten nach Nordwesten durchzieht, also auch solch bekannte wie die Staatsoper Unter den Linden oder das Bundesratsgebäude am Leipziger Platz. Durch die Berliner Beratungsgesellschaft KWS Geotechnik wurde bereits zuvor bekannt, dass der Grundwasserspiegel in den vergangenen zwei Jahrzehnten in weiten Teilen Berlins um einen halben Meter, mancherorts sogar um mehr als einen Meter gestiegen ist.
Der Grund: 1989 wurden in Berlin noch 378 Millionen Kubikmeter Wasser gefördert, gut 20 Jahre später waren es nur noch 219 Millionen.

Das Ausmaß ist alarmierend: Im Jahr 2012, so das Ergebnis der Studie, ist eine Bebauungsfläche von bis zu 33 Quadratkilometer, ungefähr die Fläche des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, potenziell von sogenannten "Vernässungsschäden" bedroht. Das sind bis zu neun Prozent der gesamten Berliner Bebauungsflächen.
Bei Einfamilienhäusern sind Gebiete vor allem im Südosten und Nordwesten Berlins auf insgesamt rund zwölf Quadratkilometern betroffen. Die Schwerpunkte liegen vor allem in den Bezirken Spandau, Reinickendorf, Pankow, Treptow-Köpenick und Neukölln. Diese Gebiete stellen etwa ein Drittel der in Berlin potenziell betroffenen Bebauungsflächen, auf denen rund 50.000 Menschen leben.

Durch Wertverlust der bestehenden Baulichkeiten oder erhöhten Kosten bei notwendiger Sanierung oder aufwendiger Abdichtung der Kellergeschosse von Neubauten können sich steigende Grundwasserstände schnell zum Standortnachteil in Berlin entwickeln. Die Berliner Politik braucht deshalb den Mut, die Diskussion über neue Wege für ein nachhaltiges Grundwassermanagement voranzutreiben. In anderen Bundesländern ist zu sehen, wie mögliche Lösungswege aussehen können.
So hat z. Bsp. die Landesregierung in Sachsen-Anhalt ein umfangreiches Finanzierungskonzept für die "Abwendung von Schäden und Gefahren in Folge von Vernässung und Erosion" in Höhe von 30 Millionen Euro aufgestellt. Auch der Berliner Senat und insbesondere die Umweltverwaltung sind aufgefordert, die Gefahr des steigenden Berliner Grundwassers ernst zu nehmen und für ein ausgewogenes Grundwassermanagement in der Stadt im Interesse der Berliner zu sorgen.

Ronald Reuter

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