Klimagerechtes Bauen wird immer wichtiger

Der heiße Sommer in diesem Jahr hat viele von uns an die Grenzen gebracht. Jeder stöhnte unter der Hitze und suchte nach Möglichkeiten zur Abkühlung. Manche zogen sich in die Häuser zurück, wo es vermeintlich kühler sein sollte. Doch weit gefehlt: Auch dort wiesen die Innenräume oft Temperaturen von teilweise bis zu 30 Grad auf. Von Abkühlung konnte also keine Rede sein. Woran liegt das?

Ursachen der Überhitzung

Da wir in Deutschland etwa acht bis zehn Monate pro Jahr heizen, spielten bisher Wärmedämmung und Energieeffizienz der Gebäude die wichtigste Rolle. Ein Gebäude einfach nur mit Klimageräten zu kühlen, wäre aufgrund des höheren Stromverbrauchs zu kurz gedacht. Auch aus Umweltschutzgründen ist diese Lösung nicht ideal.
Sich mehr mit den Ursachen der Überhitzung von Räumen und Gebäuden zu beschäftigen, könnte die Lösung sein, da der sommerliche Wärmeschutz von Gebäuden bislang stark vernachlässigt wurde. Massivbauteile wurden immer schlanker, die Dämmungen dafür umso dicker. Mit der Folge, dass massives Baumaterial fehlt, das gegen eine Aufheizung notwendig ist. Darüber hinaus werden Städte zunehmend versiegelt. Der dadurch entstehende Wärmeinsel-Effekt mit Speicherung in den Gebäuden und versiegelten Flächen und einer damit verbundenen nächtlichen Abstrahlung der Wärme verstärken die Aufheizung sogar noch.

Ein Umdenken ist nötig

Ein Umdenken ist also dringend geboten, und die Ursachen müssen beachtet werden. Künftig muss nicht nur in Gebäudetechnik, sondern auch in intelligente Gebäude insgesamt investiert werden. Das Prinzip des Treibhauseffekts ist eine Ursache: Durch die dünnschichtigen Außenwände können kurzwellige Sonnenstrahlen leichter in das Gebäude eindringen. Hier werden sie dann zu langwelliger Wärmestrahlung, die im Gebäude gefangen bleibt. Durch ihre physikalischen Eigenschaften gelangt die Wärme nicht mehr so leicht durch die Materialien nach außen, sondern nur durch einen Austausch der Luftmassen, also durch Lüftung.

Aus früheren Bauweisen lernen

Wäre die monolithische (einschalige) frühere Bauweise mit dicken Wänden, kleinen Fenstern, Verschattungen ein Ansatz?
Viele Südeuropäer praktizieren eine derartige Bauweise noch heute: Einschalige Außenwände, Steinmaterial auf den Fußböden zur Erhöhung der Masse, Schlagläden, Vordächer, Loggien, Innenhöfe, Begrünung und helle Fassadenfarben zur Reflexion der Sonnenstrahlen. Das Prinzip dabei ist, die kurzwelligen Sonnenstrahlen gar nicht erst in das Gebäude gelangen zu lassen.
Ein Paradebeispiel hierfür sind die wunderbar kühlen Häuser in Arabien mit ihren markanten Innenhöfen und Wasserspielen, die Ursprung aller Stadtvillen in Spanien sind. Vorbildlich im Hinblick auf Wärmeschutz sind auch die Windtürme (Kamine) in den Wüstengegenden im Orient und in Asien. Bei ihnen entsteht durch Zirkulation der kühlende Effekt einer Klimaanlage. Heutzutage kann hierfür auch moderne Gebäudetechnik zur Regelung eingesetzt werden.

Kühlere Häuser für mehr Wohlbefinden bei Hitze

All diese Maßnahmen tragen zu einem Wohlfühleffekt der Bewohner an heißen Tagen bei. Aber auch in unseren Breiten gibt es kühle Häuser mit hohen Räumen und dicken Außenmauern, Kastenfenstern und Blendläden - beispielsweise aus dem 19. Jahrhundert. Es gab in diesen Häusern früher keinen Strom und keine Klimaanlagen. Trotzdem war es kühl.
"Auf jeden Fall ist ein Umdenken und Nachdenken über dieses Problem dringend geboten. Wir als Verband der Wohneigentümer sehen dieses Phänomen und unterstützen intelligente Beiträge zum Thema. Deshalb möchten wir eine Fachdiskussion zum Thema Klimagerechtes Bauen anregen", so Wolfgang Szubin, Haus- und Wohnberater des Verband Wohneigentum Nordrhein-Westfalen e.V.

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