Glocke für Salvador

Die Siedlung
© Siedlergemeinschaft Am Sommerberg / Am Winterberg


Lange hat es gedauert, nun ist es endlich geschafft. Eine Glocke aus dem Turm der Hörder Adventkirche ist endlich in Brasilien eingetroffen.
Zur Vorgeschichte:
Die Adventgemeinde wollte im April 2008 eine der drei demontierten Glocken, in Verbindung mit der Katholischen Pflegehilfe in Essen, an eine Gemeinde in Salvador / Brasilien verschenken.

Nun war die Frage, wie und zu welchen ( möglichst geringen) Kosten kann man eine Glocke nach Brasilien schicken?

Hier konnte ein Mitglied unserer Siedlergemeinschaft helfen, er fragte bei der Firma TEREX, ehemals O&K und mittlerweile die BYCURUS HEX GmbH in Dorstfeld an, ob sie den Versand und auch die Kosten übernehmen würde.

Als sich dann TEREX 2008 freundlicherweise bereit erklärte, die Kosten zu übernehmen und den Versand zu organisieren, begann die bürokratische Odyssee der Glocke.

Anders als geplant, wurden seitens des Brasilianischen Zolls, zusätzlich notariell beglaubigte Schenkungsurkunden, Bescheinigungen über Herkunft, Materialbeschaffenheit und, und, und??angefordert. Durch dieses langwierige Hin und Her, mit immer neuen Papieren, Unterlagen, schnellten die Kosten so in die Höhe, dass es TEREX schon fast zu teuer wurde.

Durch den Einsatz aller Beteiligten, ist es dann doch im August 2009 gelungen, die Glocke zu verschicken. Am 29. Oktober 2009 kam die Glocke dann endlich in einem versiegelten Auto an der Kirche Trindade in Salvador an.

Ein Problem gab es noch, man meinte, man könnte die Glocke ohne Hilfsmittel aus dem Auto heben. Da dies bei diesem Gewicht nicht möglich war, wurde die Glocke zum Entladen an einen anderen Ort gefahren. Alle hatten große Freude, dass die Glocke einer evangelischen Gemeinde aus Deutschland endlich angekommen war.

Dies war unser Bericht über die Glocke in unserer Siedlerzeitung, Ausgabe 53, im April 2010.
Die Glocke hängt mittlerweile in dem Kirchturm in Salvador und mit dem Schreiben von Pastor Hans-Jürgen Vogel in dem er sich bei allen Beteiligten noch einmal bedankte, erreichte uns auch ein Reisebericht, den wir an dieser Stelle unten gern veröffentlichen.

Glocke für Salvador

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Reisebericht:

Zum 20-jährigen Jubiläum der Brasilien-Partnerschaft der katholischen Gemeinden St. Josef in Oberhausen-Buschhausen und Liebfrauen auf der Schwarzen Heide in Oberhausen-Sterkrade reisten Karin Wieners, Friederike Beck, Sarah Dietz, Carina Gerkowski, Rita Sprenger und Pastor Hans-Jürgen Vogel vom 30. Juli bis zum 26. August 2010 in die Partnergemeinde Antonio Pereira in der Pfarrei Herz-Jesu in Mariana.

Vorher besuchte die Gruppe die Millionenstadt Salvador da Bahia mit ihrer afro-brasilianischen Kultur und eine Pfarrei im Nordosten im Bundesstaat Piaui. Zwei Tage in der Metropole Sao Paulo bei den Vincentinerschwestern, die früher in der Gemeinde Antonio Pereire gearbeitet hatten, bildeten den Abschluss der Reise, die so einen kleinen Querschnitt durch unterschiedliche brasilianische Lebenswelten ermöglichte.

Am Sonntag, 01. August 2010, besuchte die Gruppe die Kirche Tindade (Dreifaltigkeitskirche ) in Salvador da Bahia. Für diese Kirche hatte die Evangelische Advent Gemeinde in Dortmund-Hörde eine ihrer Glocke gestiftet. Die Schwierigkeiten, die zu überwinden waren, um die Glocke nach Brasilien zu bekommen, lesen sich wie eine "Novela" mit vielen Fortsetzungen.

Im Mai 2007 startete "Ruhrwort" die Suche nach einer Glocke für die Kirche Trindade. Im brasilianischen Salvador da Bahia Da war die Glocke vom Turm gefallen und zerbrochen.

Pastor Hans-Jürgen Vogel versprach bei einem Besuch, im Bistum nachzuhören, ob nicht die Glocke einer weiteren Kirche demnächst in Salvador weiter läuten könnte.

Die fand sich schon im Sommer 2007, allerdings in der evangelischen Advent-Gemeinde in Dortmund-Hörde. Die Gemeinde musste auch eine Kirche schließen und war bereit, eine ihrer Glocken zu spenden. Die Oberhausener Gemeinde Liebfrauen, in der Pastor Vogel tätig ist, übernahm den Schriftverkehr.

Und im Juni 2008 konnte ?Ruhrwort" berichten: "Glocke auf dem Weg nach Brasilien". Da stand sie allerdings noch in Dortmund, und die nächste Folge einer ?Telenovela" begann. Die Hindernisse des brasilianischen Zolls waren zu überwinden.

In dieser Zeit füllte sich ein ganzer Aktenordner: Die Rechnung vom Kauf der Glocke beim "Bochumer Verein", Zollerklärungen, Schenkungsurkunde, E-mails zwischen der Evangelischen Gemeinde, der Firma Terex, die den Transport übernommen hatte, der "Ipsen Logistics" in Düsseldorf, die die Frachtpapiere ausfertigte, und den brasilianischen Freunden. Notarielle! Beurkundungen, Stoßseufzer und Dankschreiben umfassen mittlerweile mehr als 100 Seiten.
Eine Glocke nach Brasilien zu verschicken, ist ein Abenteuer.

Mit der Zeit wurde nur noch von der Glocke gesprochen. Und was zuerst lästiger Schreibkram war, wurde allmählich zu einer Herausforderung für die beteiligten Firmen: wir wollen doch mal sehen, ob wir die Glocke nicht nach Salvador bekommen. Eine Import-Lizenz zu bekommen, war eine Staatsaktion. Ob womöglich der brasilianische Präsident Lula noch gefragt werden musste?

Eigentlich sollte die Glocke schon Ende Januar 2010 in den Turm gehängt werden, aber das klappte nicht, weil nach einer ausgeklügelten Logistik vier Firmen zusammenarbeiten mussten. Auch der Termin am 01.08.2010 platzte, weil eine Firma absagte. Erst am darauf folgenden Sonntag, den 08.08.2010 konnte dann die Glocke aufgehängt werden und kündet nun von der Riesenfreude der Gemeinschaft an der Kirche Trindade weit über den Hafen von Salvador hinaus und wird in diesem Jahr den Advent mit einem mahnendem Wort eröffnen: "Wachet und betet!". Das ist nämlich die Inschrift, die sie trägt.

Über ihren Besuch an der Kirche Trindade berichtet die Reisegruppe: "Sonntag, 01. August. Besuch bei der Gemeinschaft der "Frauen und Männer der Straße". Jeden Tag kommen hierher Obdachlose ein Essen, können sich waschen und duschen, ihre Sachen sicher unterstellen und nachts in der Kirche schlafen. Getragen und organisiert wird alles von Henrique und etwa 35 Frauen und Männern, die früher selbst auf der Straße gelebt haben. ( s auch RW 19.07.2007 und 21.08.2008 )

An diesem Sonntag war zum Gottesdienst vor dem Chorraum war ein niedriger Tisch aufgestellt, um den im Halbkreis Bänke und Meditationshocker standen. Ein Flötenspiel eröffnet den Gottesdienst ( und beschließt ihn später auch ). Dann bringen einzelne Teilnehmer ihre Anliegen ein, deren in der Messe gedacht werden soll.

Nach einem Eingangsgebet wird der Ps 84 gesungen - dann wird jedem/jeder die Möglichkeit gegeben, einen Vers zu nennen, der besonders angesprochen hat. Wechselgesang vor dem Evangelium, das von einem Mann aus der Gemeinde vorgelesen wird. Lange Stille. Nach ein paar deutenden Worten von Henrique folgen die Fürbitten.

Dann erklärt der Priester in ganz einfachen Worten den Zusammenhang der Gemeinschaft am Abendmahls-Abend mit der Zusammenkunft am Sonntag.

Auch die Glocke, die von Deutschland nach Salvador geschickt werden konnte, wird erwähnt als Zeichen der weltweiten Verbundenheit aller Christinnen und Christen katholischer und protestantischer Konfession. Der Priester spricht das Hochgebet auswendig, beim Vater unser reichen sich alle die Hände und umstehen den Altar im Kreis.

Alle sprechen das Friedensgebet - und dann folgt ganz brasilianisch ?paz de Cristo", Umarmung, Händeschütteln, Lachen, bewegende Gesten. Kommunionausteilung und dann die Abschlussgebete der Messe. Die Gesänge werden von einer Trommel und einigen Rasseln begleitet. Alle spüren: hier wird Gemeinschaft gelebt.

Und das zeigt sich später noch einmal. Beim Mittagessen sind Alle in einen offenen Raum eingeladen, in dem ein einzelner Tisch steht, auf den das Essen gestellt wird. Henrique erklärt, dass oft bei Bedürftigen-Essen Gastgeber und Gäste getrennt sitzen bzw. die einen die anderen bedienen. Hier sind alle gleich. Der Tisch signalisiert Gemeinschaft und Solidarität aller, die heute hier sind. Zu Beginn stellen sich "neue" Gäste vor oder einige erzählen etwas, was sie erlebt haben, was sie bewegt. Dann wird gelost, welche Seite zuerst mit dem Essen anfängt. Zuerst aber von allen dürfen die Gäste aus Deutschland sich bedienen.

An der Trindade wurden auf dem Gelände, das der Kirche gehört, bisher 15 kleine Häuser gebaut, in denen Mitglieder der Gemeinschaft wohnen, die hier mit für die Menschen von der Straße sorgen. Sie müssen einen Mietvertrag abschließen und bekommen dadurch eine neue Würde. Übrigens müssen alle, die hier mitarbeiten und essen, einmal im Monat Reis, Milchpulver und Bohnen mitbringen, so dass für das Essen der Gemeinschaft keine besonderen Auslagen entstehen. Die Gemeinschaft lebt vom Teilen."

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