Die Bauphase Alle Mann an die Schippe

Gebaut wurde in mehreren Bauabschnitten. Der erste Spatenstich erfolgte am 19.Januar 1950 für die Häuser auf dem Gelände Emscherbruch, Ludwigstrasse, Schnorrstrasse und Meisenweg. Die Bauherren allles Beschäftigte der Zeche Ewald 3/4. Trägergesellschaft war die Vestisch-Märkische-Wohnungsbaugesellschaft Recklinghausen (VMW) .



Gebaut wurde nach den Vorgaben des Reichsheimstättengesetz aus dem Jahre 1920. Grundgedanke der Heimstätten war es, Familien mit niedrigem Einkommen ein krisensicheres Eigenheim zu ermöglichen. Der Schutz bestand vor allem in einem beschränkten Vollstreckungsschutz. Im Grundbuchwurde ein Reichsheimstättenvermerk eingetragen, das auch besagte das die Trägergesellschaft ein Vorkaufsrecht erhält. Belastet werden durften die Reichsheimstätten auch nur mit Zustimmung der VMW.

Die Häuser wurden geplant als Einfamilienwohnhaus mit Einliegerwohnung. Diese Einliegerwohnungen mußten an Beschäftigte der Zeche Ewald vermietet werden. Zu dem Haus gehörte ein relativ großes Grundstück (im Schnitt 800m²) das als Gartenlandgenutzt werden sollte um eine Eigenversorgung mit Obst und Gemüse zu erlauben.

Auch ein Stall für die Haltung von Kleinvieh und ein Heuboden waren im Haus durch das damals noch geltende Besatzungsrecht vorgeschrieben. (Wurden aber von den meisten Siedlern in Wohnraum umgewandelt )

Für die Bauherren war es ein finanzielles Risiko. Die Baukosten betrugen damals ca. 26.000,oo DM, finanziert durch eine Hypothek. der Landeskreditanstalt, ca. 6500,00DM einem Landesdarlehn, ca. 95oo,oo DM, einem Arbeitgeberdarlehen der Zeche Ewald, ca. 5000,00 DM, einem Ersteinrichtungszuschuß,ca 400,00 DM und gestundeten Straßenbaukosten, ca.360,00 DM, also rund21.760,00 DM. Die verbleibende Lücke von ca. 4.240,00 DM mußte von den Bauherren durch die sogenannte Muskelhypothk geschlossen werden. Das hieß im Prinzip alle Arbeiten die nicht durch Fachfirmen erledigt werden mußten, mußten selbst erbracht werden. Damaliger Verdienst ca.300,00 DM

Damit keiner sich auf ein spezielles Haus konzentrieren konnte, wusste keiner der Bauherren in welches Haus er einmal einziehen würde. Damit fingen für die Leute vom Pütt harte Zeiten an. Nach verfahrener Schicht Unter- und Übertage ging es zur Baustelle um dort weiter zu schuften, ja zu schuften. Um die geforderten Stunden erbringen zu können verbrachten sie jede freie Minute auf dem Bau

Oftmals halfen auch Verwandte oder Freunde mit. Es war eine harte Arbeit, angefangen vom Aushub der Baugruben bis zum Beton mischen wurde alles von Hand erledigt. Es gab keine Bagger oder ähnliches, zig m³ Bodenaushub, zig m³ Beton, alles mußte mit der Schippe und mit der Schubkarre bewältigt werden. Die Fundamente wurden gegossen, die Entwässerung wurde verlegt, Steine wurden geschleppt, Mauerspeis angemacht, Wände wurden gemauert, verschalungen gesetzt, moniereisen verlegt, Beton wurde gemischt, die Decken gegossen, Wände verputz, usw. usw. Um Transportkosten zu sparen wurde sogar eine Feldlorenbahn vom Bauhof der Zeche Ewald bis zur Baustelle, ca. 300m, erstellt. Der Betrieb dieser Bahn alles von Hand. Zum Glück ging es zur Baustelle ein wenig bergab.

Und immer trieb sie der von der VMW gestellte Polier an. So enstanden in Gemeinschaftsarbeit mit primitivsten Mitteln die einfachen aber schmucken Häuser.
Kurz vor der Fertigstellung der Häuser wurde dann in einem Losverfahren ermittelt wer in welches Haus ziehen würde. Nach der Verlosung tauschten auch einige Bauherren ihr Los um mit guten Freunden Nachbarn zu werden.



24.01.2004)

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