Siedlerausflug 2020 nach Jever und Ostfriesland Reisebericht von Monika Schulz-Amar
Die Anreise führte uns nach Jever ins Hotel Schützenhof. Dort waren wir sehr gut untergebracht und auch kulinarisch bestens versorgt. Allerdings war Einiges, coronabedingt, doch ungewohnt. Die Maskenpflicht im Bus und beim Gang in den Speisesaal und auch sonst wohin war ziemlich gewöhnungsbedürftig. Aber das nahmen wir gerne hin, da es sonst nicht möglich gewesen wäre diese schöne Reise zu erleben.
Unser 1. Tag vor Ort begann mit einer Besichtigung des 1730 gegründeten Fischerdorfes Carolinensiel. Der Gründer Georg Albrecht von Ostfriesland nannte den Ort einfach nach seiner Gemahlin Sophie Caroline. Der kleine Ort beeindruckte uns mit historischen Giebelhäusern und Speichern die an die große Zeit der Frachtensegler des 19. Jahrhunderts erinnern. In solch einem Haus befindet sich das Sielhafenmuseum in dem das Leben im und am Meer sehr interessant dargestellt wird.
Den Nachmittag verbrachten wir in Neuharlingersiel und zeitweise auf einem originalen Fischkutter, mit geteilter Gruppe, coronabedingt. Das war auch platzbedingt eine gute Lösung, da es kein Passagierschiff war. Wir bekamen gezeigt, wie gefischt wird mit den großen Netzen und dann wurde uns der Fang auch noch erklärt. Wir waren erstaunt über die vielerlei kleinen Wassertiere, die das Netz hervorbrachte. Ein Höhepunkt bei der Kutterfahrt waren die Seehundbänke an die wir nah dran kamen, sodass wir die Seehunde, natürlich mit Sicherheitsabstand, gut betrachten konnten. Das war ein besonderes Erlebnis.
Jever, mit humorvoller Stadtführung, erwartete uns am nächsten Tag. Fräulein Maria wurde uns näher gebracht. Sie war die letzte Regentin von Jever und hat im Jahre 1536 die Stadtrechte verliehen. Das Schloss konnte nur von außen betrachtet werden.
Die Altstadt erkundeten wir auf Kopfsteinpflaster. Es gab unzählige Brunnen mit diversen Themen zu bestaunen. Interessant sind die von dem Aachener Bildhauer Bonifatius Stirnberg entworfenen und gebauten Brunnen aus Bronze mit beweglichen Figuren.
Eine weitere Sehenswürdigkeit in der Altstadt ist die Blaudruckwerkstatt. Vor über 30 Jahren lebte diese alte Tradition der Stadt wieder auf. Mit ca. 600 verschiedenen Druckmodeln aus den vergangenen vier Jahrhunderten zaubert der Handwerker einzigartige Muster auf verschiedene Stoffarten. Die Blaudrucktechnik wurde im Jahr 2017 in die Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Und natürlich darf das Thema Bier nicht fehlen.
Als kleine Privatbrauerei 1848 gegründet steht das Friesische Brauhaus als eine der modernsten Brauereien Deutschlands da. Das Geheimnis liegt im Brauwasser, das auch heute wie vor über 100 Jahren aus demselben Brunnen gewonnen wird.
Ein näherer Einblick in den Herstellungsprozess und die Verkostung musste leider, wieder coronabedingt, ausfallen.
Danach fuhren wir nach Wilhelmshaven zum Helgolandkai wo ein Schiff für eine Hafenrundfahrt auf uns wartete.
Die Fahrt ging die Weser flussabwärts am Ölhafen der NWO-Nord-West-Ölleitung GmbH vorbei. Diese Ölleitung wurde 1956 als erste Mineralölfernleitung in Europa gebaut. Damit konnte die Rohstoffversorgung mehrerer Mineralölraffinerien im Emsland und Rhein-Ruhrgebiet sichergestellt werden. Entscheidend für die Standortwahl war vor allem der Tiefwasserhafen, den auch die größten Tanker beladen anlaufen können.
Ein weiterer Höhepunkt dieser Fahrt war der Marinehafen; er ist Leitstützpunkt und größter Stützpunkt der Deutschen Marine und einer der größten Marinestützpunkte Westeuropas.
Unseren vierten Tag verbrachten wir auf der wunderschönen Insel Langeoog. Begonnen haben wir mit einer Zugfahrt vom Hafen zum Inselbahnhof. Dort standen schon die Pferdekutschen bereit, die uns bequem an schönen Friesenhäusern und Landschaften vorbei schaukelten. Kein Autolärm stört hier, man hört nur das Klappern der Pferdehufe auf den Klinkerstraßen.
Langeoogs Wahrzeichen ist ein Wasserturm, der allerdings außer Betrieb ist. Er ist 18 Meter hoch und steht auf der über zehn Meter hohen Kapdüne. Von hier oben kann man die ganze Insel überblicken. Ein lohnender Ausblick.
Den letzten Tag verbrachten wir mit einer Rundfahrt durch Ostfriesland. Eine Landschaft mit viel Grün, vielen Kühen, vielen Schafen und vielen Windrädern. Wir schauten uns Leer, Emden und Greetsiel an und landeten immer an einem alten Hafen mit sehr alten Schiffen. In Emden gibt es am alten Hafen noch ein Stadttor aus dem 17. Jahrhundert. Seine künstlerische Gestaltung verrät, dass die Tore auch repräsentativen Zwecken dienten. Emden ist nach wie vor das kulturelle Zentrum Ostfrieslands.
Greetsiel, ein idyllisches Fischerdorf mit malerischem Hafen und seinem Wahrzeichen, den Zwillingsmühlen war ein lohnender Stopp als Mittagspause.
Und weiter ging die Fahrt zu einem beeindruckenden Bauwerk, dem Sperrwerk Gandersum. Es ist ein wasserwirtschaftliches Großbauwerk des Küstenschutzes an der Unterems bei Emden. Jedoch ist es kein reines Sturmflutsperrwerk, denn es wird insbesondere bei Überführungen großer Werftschiffe zwischen der Meyer Werft in Papenburg und der Nordsee auch benötigt, um das Wasser der Ems aufzustauen und dadurch den notwendigen Überführungswasserstand herzustellen.
Wir steuerten Norddeich an und zwar die Seehundstation. Hier werden verwaiste und verletzte Seehunde aufgezogen und dann nach Genesung wieder ausgewildert.
Hier gibt es Informationen über das Leben im und am Wattenmeer sowie Verhaltensregeln, falls man auf einen Seehund am Strand trifft. Es wird darauf hingewiesen, dass nicht jeder Seehund Hilfe braucht, sondern oft nur Abstand von uns Menschen, weil wir es sind, die in seinen "Wohnbereich" eindringen. Tatsächlich ein hilfreicher Hinweis.
Unser ortsansässiger Reiseführer Herr Wolff brachte uns noch typisch friesische Gedanken nahe z.B. die Begrüßungsformel ist einfach "moin", nicht "moin, moin" ."Wir sind ja keine Schwätzer". "Sturm ist, wenn die Schafe keine Locken mehr haben".
Sommer in Friesland "Es ist Sommer, der Regen wird wärmer". Na ja, dies stammt sicher aus einer Zeit die schon einige Jahre zurück liegt.
Alles in allem haben wir einen sehr schönen Ausflug erlebt, mit wunderbarem Wetter. Täglich Sonne und angenehme Temperaturen. Bestimmt waren unsere Reisebegleiter Klaus Rennert und Busfahrer Ullrich Hellermann dafür verantwortlich. Vielen Dank für die angenehme und ohne Zwischenfälle durchgeführte Reise.
Siedlerausflug 2020 nach Jever und Ostfriesland
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