Vereint in Kopf und Herzen
18 Jahre Partnerschaft zwischen der Siedlergemeinschaft Dröschede und dem
Siedlerverein e. V. Pirna I
Formell begann alles mit einem Brief der Siedlergemeinschaft Dröschede vom 08.01.1991 an den Sächsischen Landesverband Siedler e. V. Sachsen. Als dessen Vorstand kurze Zeit danach in Leipzig tagte, bekam das Pirnaer Vorstandsmitglied Christian Thinius Kenntnis davon. Schriftwechsel und Telefongespräche folgten, die alle das eine Ziel hatten, eine persönliche Begegnung zu vereinbaren und einen tragfähigen gemeinsamen Nenner für die Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil zu finden. So kam es zum ersten Besuch der Familien Birke und Wiewel in Pirna, wo sie Gäste der Siedlerfreunde Heinz Härtling und Christian Thinius waren. Es bedurfte keiner langen Verhandlungen, um eventuell Trennendes aus dem Wege zu räumen. Am 15.06.1991 kam es schließlich zur Beurkundung eines Partnerschaftsvertrages zwischen der Siedlergemeinschaft Dröschede und dem Siedlerverein e. V. Pirna I. Der Grundstein für eine enge, vorbehaltlose Zusammenarbeit und - wie wir nach nunmehr 18 Jahren voll Freude feststellen können - eine wunderbare Freundschaft, war gelegt. Das Bemerkenswerte an unserer Partnerschaft besteht wohl darin, dass sie sich nicht auf Begegnungen der Vorstände beschränkt, sondern alle interessierten Mitglieder einbezieht. Eine große Rolle spielt auch von Anfang an die Tatsache, dass wir uns ohne jegliche Vorurteile gegenüber getreten sind. Das ist schon bewundernswert. Schließlich haben wir vierzig Jahre in völlig gegensätzlichen Gesellschaftsordnungen gelebt. In dieser - gemessen an einem Menschenleben - langen Zeit haben sich zwangsläufig unterschiedliche Lebensgewohnheiten herausgebildet. Auch sind wir hinsichtlich der Vereinsgröße ein ziemlich ungleiches Paar. Die Siedlergemeinschaft Dröschede vereint 400 Siedlerfamilien in ihren Reihen, der Siedlerverein Pirna nur 125, ganz zu schweigen vom Alter: Die einen weisen ein "Lebensalter der Gemeinschaft" von fast 50, die anderen von fast 90 Jahren auf. All das vermutlich Trennende hat uns in den ersten 18 Jahren unserer Ehe nicht davon abgehalten, uns jährlich in größeren Siedlergruppen zu treffen, meist zum Erntedankfest in Dröschede und zum Herbstvergnügen in Pirna.
Hinzu kamen gemeinsame Wandertage im Sauerland, auf dem Thüringer Rennsteig, im Vogtland, in der Rhön und im Harz und in der Sächsischen Schweiz, welche alle 2 Jahre organisiert wurden. Auf das nächste Treffen freuen sich schon die Wanderfreunde, wobei auch die Altersstruktur und somit die Größe der Wandergruppe eine Änderung erfährt und Abstriche zu machen sind.
Wir hatten schon oft die Gelegenheit, die Heimat des jeweiligen Partners kennen und auch schätzen zu lernen.
Die Pirnaer Siedler erinnern sich gern an die Fahrten durch das landschaftlich reizvolle Sauerland, das kunst- und geschichtsträchtige Münsterland, an die Stadtbesichtigungen in Iserlohn und Münster, an den Besuch der Villa Hügel in Essen, der Steinkohlenzeche "Zollverein" und des Stahlwerkes, des Museumsdorfes Hagen und die Begegnung mit dem singenden Schmied, den Besuch beim WDR in Köln, an die Schifffahrt durch den größten deutschen Binnenhafens in Duisburg, die Besichtigung des Klosterns „Maria Lach“ und das herrlichen Tal der Aar mit dem kleinsten Weinanbaugebiet Deutschlands. Bei dem letzen Besuch wurde das Konrad Adenauer Haus in Königswinter am Rhein besucht und wieder ein Stück deutsche Geschichte gemeinsam erlebt.
Nicht anders ergeht es den Siedlern aus Dröschede, wenn sie an unvergessliche gemeinsame Erlebnisse in Dresden, Meißen, Seiffen, Prag, die Dampferfahrt nach Rathen, an das Zittauer Gebirge mit der Schmalspurbahn, an die Festung Königstein, an die schmale Himmelsleiter oberhalb der Hinterhermsdorfer Schleuse und weitere Gebiete der Sächsischen Schweiz und an die wunderschöne Innenstadt von Pirna denken. Sie haben in Dresden den Aufbau der Frauenkirche verfolgt und in Pirna bei ihren Besuchen erlebt, wie unsere wunderschöne Innenstadt wieder entstanden ist bzw. noch entsteht. Sie sind begeistert von den schönen Gebäuden und dem sorgsamen Wiederaufbau. Man kann fast von einem gemeinsam erlebten Zusammenwachsen von „West“ und „Ost“ sprechen. Unsere partnerschaftliche Zusammenarbeit beschränkt sich natürlich nicht allein auf gemeinsame gesellige Veranstaltungen. Sie schließt in gleichem Maße den Erfahrungsaustausch über:
Nie hat jemand dabei ausgerechnet, wie groß sein Anteil am erzielten Ergebnis ist. Auch das hat die Freundschaft gefördert. Diese in 18 Jahren gewachsene entspannte, offene und vertrauensvolle Atmosphäre zeugt vom Wert unserer Partnerschaft. Sie ist ein erlebbares Beispiel deutscher Wiedervereinigung, das sich nicht nur an die Buchstaben des Einigungsvertrages hält, sondern auch die Herzen aller Beteiligten erreicht.
Nicht zu vergessen ist die großzügige Unterstützung im Jahre 2002 anlässlich der Jahrhundertflut, die auch einen Teil der Pirnaer Siedler betraf. Die in dieser Zeit erlebten Ereignisse werden unvergesslich bleiben.
Die Festtage vom 12. bis 15. September 2001 zum 80- jährigen Bestehen unseres Siedlervereins in Pirna haben dazu beigetragen, dass unsere Zusammenarbeit auch künftig ein besonderes Anliegen unseres Vereinslebens bleibt.
Inzwischen haben wir 2006 bereits das 85 -jährige Bestehen unseres Vereins und das Jubiläum für 15 Jahre Partnerschaft begangen und wir sind weiterhin in einer festen Partnerschaft vereint. Darauf können wir stolz sein und die Dröscheder Siedler freuen sich schon auf ihren Besuch im November 2009 in Pirna zum Besuch des Dresdner Striezelmarktes und einer Rundfahrt durch das hoffentlich winterliche Erzgebirge.
Auch die Feierlichkeit zu den Jubiläen im Jahre 2011 anlässlich 20 Jahre Partnerschaft, 50 Jahre Siedlergemeinschaft Dröschede und 90 Jahre Siedlerverein Pirna waren weitere Höhepunkte in unserem Siedlerleben und der Partnerschaft mit unseren Freunden in Dröschede. Sie haben dazu beigetragen, dass wir optimistisch in die Zukunft schauen. Das Schönste im Leben ist doch die Vorfreude auf tolle Erlebnisse und die möchten wir erhalten, deshalb freuen wir uns jetzt schon auf den Besuch unserer Freunde im Mai 2013.
Bernd Köhler / Christian Thinius Pirna, November 2012
