Bezirksverbandstag 2025

Die oberfränkischen Siedler: Eine starke Gemeinschaft im Wandel der Zeit

Mit rund 19.000 Familien bilden die Siedler in Oberfranken eine gewichtige Gemeinschaft. Ihr jüngster Verbandstag am Samstag, den 5. April 2025, in Bindlach stand im Zeichen aktueller Herausforderungen für Bauherren und Eigenheimbesitzer. Schirmherr Thorsten Glauber (Freie Wähler), bayerischer Umweltminister und Architekt, beleuchtete die prekäre Lage am Bau.

Als Architekt in Forchheim beobachtet Glauber einen drastischen Rückgang von Neubauprojekten; lediglich Dachausbauten und Anbauten würden noch realisiert. Die Unsicherheit bei Bauwilligen sei groß. Er verdeutlichte die Kostenexplosion am Beispiel seiner Schwester, deren Hausbau in Pinzberg vor wenigen Jahren noch 250.000 Euro kostete, während ein vergleichbares Eigenheim heute kaum unter 500.000 Euro zu realisieren sei - eine kaum stemmbare Belastung für junge Familien angesichts steigender Zinsen. Als positives Beispiel für staatliche Unterstützung nannte Glauber Österreich, wo die Sanierung von Dach, Fassade, Fenstern, Heizung und Keller mit 85 Prozent gefördert werde, was zu einer regen Bautätigkeit führe. Kritisch äußerte er sich zur Bürokratie auf EU-Ebene, die seit seinem Amtsantritt als Umweltminister um 1400 Verordnungen angewachsen sei. Die viel beschworene Entbürokratisierung gleiche eher einem Hamsterrad-Effekt. Unverständnis zeigte er für absurde Auflagen wie die Methanlecksuche an Leitungen. Das bayerische Beschleunigungsgesetz hingegen schaffe Erleichterungen, etwa durch die Genehmigungsfreiheit für Dachgeschossausbauten und die unkomplizierte Einrichtung von Büros in Wohngebieten. Glauber forderte die Einführung eines "Gebäudetyps E - wie einfach" für kostengünstigeres Bauen und plädierte für differenziertere Brandschutzvorschriften, die nicht für jedes Wohngebäude die gleichen strengen Maßstäbe anlegen müssten wie für Altenheime oder Hotels.

Staatsminister Thorsten Glauber
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Als selbst aktives Mitglied des Siedler-Verbandes betonte Glauber die hohe Lebensqualität in den eigenen vier Wänden mit Garten, konstatierte aber gleichzeitig eine zunehmende Tendenz zum Rückzug in die private Sphäre. Umso wichtiger sei der Zusammenhalt innerhalb der Nachbarschaft. Er lobte die Abschaffung der Straßenausbaubeiträge in Bayern durch die Freien Wähler, die zu mehr Frieden in den Gemeinden geführt habe.

Peter Wegner, Präsident des Bundesverbandes Wohneigentum, warnte vor einem drohenden Wertverlust von 35 Millionen Häusern in sieben Jahren, sollten diese nicht den hohen EU-Standards entsprechen. Zudem würden die steigende CO2-Steuer und die geplante Verkehrssicherheitsprüfung für Wohngebäude (Gebäude-TÜV) die Kosten für Hausbesitzer weiter in die Höhe treiben. Auch die drohende Kostenexplosion beim Erbbaurecht gefährde dessen soziale Funktion. Wegner kritisierte die Ampelregierung scharf, die Eigentümer würden zu "Melkkühen der Ideologie". Bezüglich des digitalen Euros äußerte er die Befürchtung einer Überwachung und Limitierung des Geldes sowie eines möglichen Zugriffs des Staates auf private Ersparnisse. Er mahnte einen Wendepunkt in der Politik an.

Die "Wankelmütigkeit der Politik" beklagte auch der oberfränkische Bezirksvorsitzende Herbert Röder am Beispiel einer jungen Familie, der kurz vor der erhofften Förderzusage der Landesbodenkreditanstalt (Labo) die Programmeinigung mitgeteilt wurde. Er unterstrich die breite Verankerung der Siedler in Bayreuth.

Landrat Florian Wiedemann (Freie Wähler) betonte, dass das Landratsamt sich von seinem Ruf als "Bauverhinderungsbehörde" befreit habe und nun bauwillige Bürger aktiv unterstütze. Er selbst setze bei der Heizung seines Elternhauses auf eine Kombination aus Scheitholz und Pellets. Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) wies auf das ungenutzte Potenzial von rund 2000 möglichen Wohneinheiten in Bayreuth hin und forderte mehr Bundesmittel für den sozialen Wohnungsbau. Die Nachverdichtung scheitere oft am Widerstand einzelner Stadtratsfraktionen.

Bindlachs dritter Bürgermeister Andreas Heußinger thematisierte den Zuzugsdruck aus Bayreuth und die Notwendigkeit einer behutsamen Ausweisung neuer Wohnbauflächen, ohne die Identität des Dorfes zu gefährden.

Im Rahmen der Versammlung wurden verdiente Mitglieder geehrt, darunter Theodor Dietz mit dem Goldenen Ehrenzeichen. Hans-Jürgen Amend wurde für sein langjähriges Engagement besonders gewürdigt. Die Siedlergemeinschaft Schwarzenbach wurde für ihren zweiten Platz auf Bundesebene ausgezeichnet. Die Siedlervereinigung Hof-Süd ist neu dem Bezirksverband beigetreten, der mit 90 Gemeinschaften und einem Zuwachs von 300 Mitgliedern im Jahr 2024 (bayernweit 600) der zweitstärkste in Bayern ist.

Trotz eines soliden Eigenkapitals rechnet die Bezirksgeschäftsstelle aufgrund steigender Preise nicht mehr mit positiven Jahresabschlüssen in den kommenden Jahren.

Die oberfränkischen Siedler haben zudem die Initiative "Entsiegelung von Flächen" ins Leben gerufen und rufen zur Einreichung von Projekten auf.