Stellungnahme des Siedlervereins zur Umbenennung Mai 2023

Lasst Rheinau-Süd bestimmen - gebt uns die See-Namen!

Wie Sie sicherlich alle mitbekommen haben, hat der Gemeinderat leider beschlossen, uns unsere bisherigen lang vertrauten Straßennamen wegzunehmen. Nun geht es darum, wie die neuen Straßen heißen sollen. Nach Prüfung der im letzten Jahr eingereichten Vorschläge soll stadtweit demnächst ein Meinungsbild abgefragt werden, ehe der Gemeinderat schlussendlich über die neuen Straßennamen befindet.

Der AK Kolonialgeschichte pusht seine Vorschläge, die bisherigen Kolonialnamen durch solche von Menschen mit afrikanischen Wurzeln zu ersetzen. Hier geht es allerdings nicht um den bisherigen Taufbezirk, der von Forschern geprägt ist, sondern unter anderem um einen Protagonisten des antikolonialen Widerstands in Kamerun, Sänger, Dichter und andere Widerstandskämpfer. Wir haben die Nase voll von diesem Thema!

Am liebsten hätten wir die bisherigen Namen behalten. 96 Prozent in Rheinau-Süd sind gegen eine Umbenennung! Durch eine Umbenennung werden die Taten der Namensgeber nicht gesühnt, im Gegenteil: wir leisten damit der Geschichtsvergessenheit Vorschub. Irgendwann wird sich niemand mehr mit den damaligen Taten dieser Menschen auseinandersetzen. Seit 90 Jahren gibt es die Leutwein-, die Lüderitz- und die Gustav-Nachtigal-Straße in unserem Viertel.

Viele (alte) Menschen, deren Vorfahren in diesen Straßen geboren wurden und aufgewachsen sind, haben eine starke emotionale Bindung zu "ihren" Gründungsstraßen. Zudem haben wir genügend andere Baustellen: Alleine unsere Straßen sind in einem katastrophalen Zustand. Die Grundschulen und weiterführenden Schulen in Mannheim haben große Personalprobleme. Zusätzlich fehlen für die Aufarbeitung der psychischen Auswirkungen der Schulschließungen während der Pandemie Therapieplätze und Hilfsangebote. Hier sind die Steuergelder sinnvoller eingesetzt, als in der Finanzierung von Schildern, Sitzungen, Vorträgen, Podiumsdiskussionen und weitere vermeidbare Kosten für den Umbenennungsaufwand der Gewerbetreibenden und der Anwohner für Ausweise.

Aber wenn der Gemeinderat bestimmen wird, wie die Straßen später heißen sollen, fordern wir als Betroffene ein Mitspracherecht: Wir wollen weg von Personen, die irgendwann, wenn der politische Zeitgeist sich einmal ändern sollte, wieder in Frage gestellt werden könnten. Hier ist Sven Hedin ein klassisches Beispiel. Mitte der 80er Jahre hat die Stadtverwaltung den Forscher Sven Hedin ehren wollen; 30 Jahre später soll der Hitlerverehrer Sven Hedin wieder aus dem Stadtbild getilgt werden. Auch über Luther, Bismarck und andere historische Größen dürfte man nach neuer Bewertung sicherlich trefflich streiten, ob diese nach heutigem Maßstab noch einer Ehrung würdig sind oder auch hier eine Umbenennung erforderlich wird.

Lasst uns künftigen zeitstehlenden Diskussionen vorbeugen. Wir schlagen vor, nachdem es in Rheinau-Süd fast 50 Prozent Seennamen gibt: Lasst uns diesen Taufbezirk erweitern und die Straßen künftig nach Seen benennen. Seen sind einprägsam, leicht zu schreiben und moralisch völlig unverdächtig. Dann haben wir für die Zukunft unsere Ruhe, nicht dass irgendwann sich einer vom Arbeitskreis Kolonialgeschichte vorgeschlagenen Würdenträger im Nachhinein durch neue Erkenntnisse als zur Ehrung unwürdig entpuppt.

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