Die Best Practice-Beispiele unserer Siedlergemeinschaften
Von den Besten lernen…!
Mit dem berühmten Blick über den eigenen Tellerrand hinaus profitieren nicht nur Führungskräfte in den Unternehmen, sondern auch ehrenamtliche Mitarbeiter in Verbänden. Denn: Es entstehen so neue Sichtweisen und oftmals inspirierende Lösungsansätze.
In unserer neuen Serie "Von den Besten lernen…!" stellen wir Ihnen ab sofort in unregelmäßigen Abständen "Best Practice"-Beispiele unserer zahlreichen bayerischen Siedlergemeinschaften (SG) vor, die mit neuen Ideen und Konzepten, mit dem Loslassen von Überholtem und mit innovativen Denken und Handeln zukunftsorientierte Weichen gestellt haben.
TEIL 3: Eine Vereinigung, fest ins Ortsgeschehen integriert
Siedlervereinigung Lehmgrubensiedlung e. V. aus Würzburg-Heidingsfeld verteilt Aufgaben und Arbeiten auf viele ehrenamtliche Schultern - Nachfolgeprobleme sind kein Thema
Würzburg-Heidingsfeld. Aktiv, freudig, zukunftsausgerichtet und eine wirkliche Gemeinschaft - so präsentiert sich die Siedlervereinigung Lehmgrubensiedlung e. V. aus Würzburg-Heidingsfeld. Vor kurzem hat sie eine neue Vorstandschaft und einen neuen Verwaltungsrat gewählt. Eigentlich nichts Besonderes, oder doch?
Die aus dem Würzburger Süden stammende Gemeinschaft ist in der Tat ungemein aktiv und im Ortsgeschehen integriert. Sie unterhält ein Haus mit Saal, hat mehrere Abteilungen wie Rückenschule, Sport-, Gesangs- und Theatergruppe. Die Durchführung zahlreicher Veranstaltungen und öffentlicher Feste sind selbstverständlich. Warum funktioniert das alles in Heidingsfeld, wenn andernorts viele Siedlergemeinschaften (SG) mit Nachwuchsproblemen kämpfen, von Auflösung reden und keine Nachfolger für Ämter finden?
Die "Hätzfelder" integrieren rechtzeitig den Nachwuchs mit kleiner Verantwortung, z. B. bei Festen, Hausarbeiten, Renovierung, Theaterspielen. Sie beziehen ihre Partner und ihre Kinder mit ein. Sie verteilen die ehrenamtliche Arbeit auf viele Schultern, damit keiner zeitlich überfordert wird. Sie pflegen die Gemeinsamkeit, unterstützen sich auch privat gegenseitig. Man kennt sich im Dorf.
Bei der letzten Wahl hatte niemand Probleme, die verschiedenen Posten auch kompetent zu besetzen. Nach vielen Jahren trat z. B. der Kassier ins zweite Glied, eine junge Frau übernahm, die passenderweise auch noch Bankkauffrau ist. Die Mannschaft ist mit ihrer Altersstruktur eine gute Mischung aus jungen und älteren erfahrenen Mitgliedern. Aber das passiert nicht eben von allein, sondern nur mit viel Herzblut und Engagement. Herbert Stapff
TEIL 2: Weichen für die Zukunft sind gestellt
Flosser Siedler ergänzen bei Jahreshauptversammlung ihren Ausschuss mit jungen Kräften - 500 Euro werden an die Helfer vor Ort gespendet - Sanierung des Vereinsheimes fast abgeschlossen
Weiden/Floß. Bestens vorbereitet für die kommenden Jahren - so hat sich die Siedlergemeinschaft Floß Ende März 2025 bei ihrer Jahreshauptversammlung präsentiert. Denn bei der wurden nicht nur sieben junge Mitglieder neu in den Vereinsausschuss gewählt, sondern es wurde zudem bekanntgegeben, dass es 2026 bei den Neuwahlen der Vorstandschaft Veränderungen an der Spitze geben wird. Weiterhin steht die in die Wege geleitete Modernisierung des Siederhaisls im Ortsteil Ziegelhütte in diesem Jahr vor dem Abschluss.
Die Flosser Siedler mit ihren über 400 Mitgliedern haben vor dem Hintergrund für die 2026 anstehenden personellen Neuerungen in der Vorstandschaft - so wird u. a. der bisherige Vorsitzende Josef Barth durch Manfred Bäuml abgelöst werden - rechtzeitig die Weichen gestellt. "Wir haben das Glück, dass sich nach Werbung einiger Vorstandsmitglieder junge Kräfte bereit erklärt haben, künftig im Ausschuss mitzuarbeiten. Wir wollen diese schon jetzt in unsere Gemeinschaft integrieren", sagte Barth, der Bürgermeister Robert Lindner, die Gemeinderäte Eleonore Dressler, Sabine Müller und Günter Stich sowie die Siedler-Ehrenmitglieder Karl Bamler und Herrmann Bergler und zudem die Vertreter der Helfer vor Ort (HvO) des Bayerischen Roten Kreuzes um Initiator Patrick Jung begrüßte.
Kassiererin Sabrina Lacher berichtete anschließend von mehr als geordneten Finanzen bei der Siedlergemeinschaft und einer sehr guten Kassenlage. Klar, dass die Revisoren Stefan Bäuml und Peter Spätz keinerlei Beanstandungen hatten und die Schatzmeisterin einstimmig entlastet wurde. Ebenso ohne Gegenstimme wählten die anwesenden Mitglieder dann Stefan Bäuml, Thomas Bäuml, Jens Schmidt, Silvia Baer, Martin Baer, Philipp Bäumler und Stefan Schwab neu in den Ausschuss.
Schriftführer Manfred Bäuml blickte auf die im letzten Vereinsjahr veranstalteten Mitglieder-Reisen zurück, die sich auf Tagesausflüge beschränkt hatten: Denn: "Längere Fahrten sind aufgrund der inzwischen exorbitant hohen Hotelkosten leider nicht mehr zu realisieren", sagte er. Für 2025 seien so u. a. wieder der Besuch eines Weihnachtsmarktes, der Landesgartenschau in Furth i. Wald sowie die Reise der Motorrad-Gruppe "Nervenkitzel", die dieses Mal nach Büchlberg bei Passau gehen wird, geplant.
Bei der folgende Spendenübergabe von 500 Euro an die HvO Floß mit Patrick Jung an der Spitze merkte Vorsitzender Barth an, dass "neben vielen anderen Dingen auch das Gesundheitswesen immer weiter reduziert werde". "Die Leidtragendenden sind wir alle zusammen. Schön, dass sich in diesen Bereich einige Kräfte diesem Trend entgegenstellen, was wir honorieren wollen", so der Siedler-Chef, der zusammen mit seinem Nachfolger den Spendenscheck überreichte.
Eine Aktion, die auch Bürgermeister Lindner begeisterte. Er titulierte die Vereinsarbeit der Siedlergemeinschaft für den Markt Floß und dessen Umgebung als "äußerst vorbildhaft". "Die Siedler zeigen uns auf vielfältige Weise, was man gemeinsam alles auf die Beine stellen kann", lobte das Gemeindeoberhaupt die Arbeit und das Engagement des Vereines - ein Kompliment, das Barth natürlich an den Markt zurückgab. S. Landgraf
TEIL 1: Die SG Heselbach blüht wieder auf
Verein stand aufgrund vieler Faktoren vor dem Aus - Ein Thema, das die Dorfgemeinschaft beschäftigte - Neue Ideen erfolgreich umgesetzt
Weiden/Wackersdorf. Die Zukunft der Gemeinschaft Heselbach bei Wackersdorf war lange fraglich. Der alte Vorstand, der 30 Jahre lang gute Arbeit geleistet hatte, wollte sich zurückziehen. Doch wie sollte es weitergehen? Mitglied Martin Obermeier erzählte im letzten Jahr im Interview mit unserem Bundesverband eine Erfolgsgeschichte: Der Verein hatte sich stark verjüngt, wuchs und wächst stetig.
Herr Obermeier, die Zukunft der Gemeinschaft Heselbach stand auf dem Spiel. Was trug dazu bei?
Martin Obermeier: Durch den negativen Einfluss von Corona und das hohe Alter unseres Vorstandes stand unser Verein kurz vor dem Aus. Die Zahl der Mitglieder ging zurück und es war unklar, wer die Vorstandsarbeit übernehmen sollte.
Und wie entstand die Initiative, die Gemeinschaft neu zu beleben?
Martin Obermeier: Das Ganze hat die Menschen bei uns im Dorf beschäftigt. Es wurde darüber gesprochen und das Thema wurde an uns, die jüngere Generation, herangetragen. Wir wurden gefragt: Wollt ihr den Verein weiterleben lassen oder nicht? Ihn einfach so sterben zu lassen, das kam für uns nicht in Frage. Viele von uns sind in der Gemeinschaft aufgewachsen.
Ganz praktisch, wie sind Sie es angegangen?
Martin Obermeier: Mein Schwager ist aktiv geworden: Er hat uns alle einfach in eine WhatsApp-Gruppe eingefügt und uns dem alten Vorstand vorgestellt. Als erstes wollten wir erfahren: Was macht die Gemeinschaft und was hat sie für Aufgaben, vor allem der Vorstand? Bis dato waren wir ja nur zahlende Mitglieder. Bei einem Treffen haben wir erfahren, was an Organisatorischem zu tun wäre und welche regelmäßigen Aktionen es zu organisieren gibt. Und da haben wir gesagt: Ok, das wollen wir weiterleben. Und sofort hatten wir noch neue Ideen, wie Erste-Hilfe-Kurse oder Kürbisschnitzen zu Halloween.
Die Zukunft ist also gesichert. Den neuen Vorstand gibt es ja bereits seit November 2023?
Martin Obermeier: Wir haben die Verantwortung und die Arbeit auf viele Schultern verteilt, insgesamt sind wir 16: zwei Vorstände (der erste Vorsitzende bin ich), zwei Kassierer, zwei Schriftführer, zwei Gerätewarte, zwei kümmern sich um Medien und Website, zwei Kassenprüfer und vier Beisitzer. Die meisten von uns waren bereits Mitglieder, aber wir haben auch Nachbarn neu für den Vorstand gewonnen.
Und haben Sie sich inzwischen an die Vereinsarbeit gewöhnt?
Martin Obermeier: Ja, auf jeden Fall. Wir haben so viele neue Ideen, was man noch machen könnte - auch für Nicht-Mitglieder. Wir hatten zum Beispiel das "DAVOweb" (Anm. der Redaktion: Vereinsverwalter des Verbandes Wohneigentum) beantragt. Und wenn wir Fragen haben, können wir uns an die alte Vorstandschaft wenden. Unterdessen ist unsere Mitgliederzahl auch schon auf 133 (aktueller Stand zum 1. März 2025) gestiegen.
Wie haben Sie die neuen Mitglieder überzeugt?
Martin Obermeier: Was wir als Verein im Verband Wohneigentum zu bieten haben, spricht sich im Dorf herum. Heselbach ist momentan Neubaugebiet. Die Menschen, die hier hinziehen, sind relativ jung und interessiert. Wir erzählen denen natürlich, welche Geräte wir verleihen: Bierbänke, mal ein Kühlschrank, Vertikutierer, Werkzeuge für den Hausbau. Mundpropaganda - so läuft das meiste eben. Wir haben im Frühling beispielsweise unsere übliche Ostereiersuche am Karsamstag gehabt. Da waren nicht nur 47 Kinder dabei, die die Eier gesucht haben, sondern auch Gäste. Mit denen kamen wir über den Verband ins Gespräch und haben direkt Anmeldeformulare ausgegeben. Manche haben sich direkt angemeldet.
Was raten Sie anderen Gemeinschaften mit älteren Vorständen, um zukunftsfähig zu werden?
Martin Obermeier: Viele ältere Mitglieder meinen, dass alles immer so weiterlaufen sollte wie bisher. Doch das, denken wir, sollte sich ändern: Man sollte Veränderungen akzeptieren und bereit für Neues sein - zum Beispiel für das Werben in den sozialen Medien wie Facebook und Instagram. Und die Älteren sollten möglichst früh die Jüngeren miteinbeziehen in die Vereinsarbeit, die Führungsriege lockern und die Jugend Entscheidungen treffen lassen, es ihnen ermöglichen, Verantwortung zu übernehmen. Wir denken: Die Jugend darf, kann und soll Fehler machen, weil aus Fehlern lernt und an den Aufgaben wächst man. Für die Zukunft erhoffen wir uns weitere engagierte Mitglieder, und dass der Verein weiterhin Fahrt aufnimmt. A. Florenske