Kredit als Schuldenfalle? Finanztipp

Menschen, die einen Immobilienkredit aushandeln, können dies durchaus selbstbewusst tun, rät Finanzexperte Helmut Weigt vom Verband Wohneigentum Rheinland-Pfalz. Denn auch, wenn die Gefahr der Schuldenfalle in aller Munde ist, gibt es beim Schulden machen durchaus Unterschiede.

Beratungsgespräch
Verhandeln Sie Immobilienkredite selbstbewusst!   © pixabay_CC0
Tagtäglich nehmen Menschen Darlehen auf, um sich eine Immobilie zu finanzieren und werden damit rechtlich betrachtet zu Schuldnern. Problematisch ist es aber nicht, im rechtlichen Sinne Schuldner zu sein. Sondern, sich innerlich selbst als Schuldner zu fühlen. Mit diesem "Schuldgefühl" tauchen Verbraucher unbewusst bei den Verhandlungen mit Kreditinstituten in eine äußerst schlechte Position ab. Man fühlt sich als auf einen Dritten angewiesener Bittsteller, und genauso verhält man sich dann auch.

Unbewusste Schuldenfalle

Diese "indirekte Schuldenfalle" spielt sich unbewusst in unserer Psyche ab und kann deshalb sehr oft einen immensen Schaden anrichten. Wir verhandeln schlechter in Sachen Tilgung, Zinsen und Co. - und vergessen ganz, dass jeder nicht ausgehandelte Prozentpunkt anschließend richtig ins Geld geht, und uns Tausende Euro kosten kann. Die Angst vor Schulden wirkt kontraproduktiv.

Doch es ist etwas ganz anderes, ob man sich kleinere und vergänglichere Konsumwünsche wie ein teures Handy oder ein großes Flachbildschirm-TV über Kredite finanziert, oder ob man bei der Aufnahme eines Immobilienkredites als Sicherheit eine Immobilie bietet. Klar, es ist bekannt, dass die Wirtschaft den leichtlebigen kreditfinanzierten Konsum regelrecht fördert, nicht wenige Menschen schnell den Überblick verlieren und tatsächlich in einer Überschuldung landen, die nicht selten in einer völligen Zahlungsunfähigkeit mündet.

Unter dem Begriff Schulden versteht man im allgemeinen Rechts- und Geschäftsverkehr eine Verbindlichkeit (z. B. Darlehen), aus der ein sogenannter Schuldner (Darlehensnehmer) zur Rückzahlung einer Schuld (Tilgung des Darlehens) an einen sogenannten Gläubiger (Darlehensgeber) verpflichtet ist. Immobilienkäufer sind in der Regel sogar Schuldner mit besonders hohen Belastungen.

Manchmal schnappt diese indirekte Schuldenfalle der anderen Art sogar ein zweites Mal zu: Zwar ist es gesetzlich untersagt, die Vergabe eines Immobilien-Darlehens verpflichtend an den Abschluss anderer Geschäfte zu koppeln (z. B. den Abschluss von Risikoversicherungen), doch wenn man - sich selbst als Schuldner empfindend - darauf "hingewiesen" wird, dass die ein oder andere Risikoversicherung "empfehlenswert" wäre, tendiert man sehr rasch dazu, dieser nicht immer sinnvollen "Empfehlung" zu folgen.

Geld gegen Sicherheit

Faktisch ist ein Immobilien-Darlehen kein ungesicherter Konsumentenkredit, denn Immobilien-Darlehensnehmer geben ihren Gläubigern (also den Kreditinstituten) ausreichend hohe Sicherheiten in Form von Grundschulden auf ihrer Immobilie, die die Gläubiger vor einem möglichen Kreditausfall schützen. Damit wird umgekehrt faktisch auch der Gläubiger zum Schuldner, denn er schuldet bei einwandfreier Bedienung der Darlehensverbindlichkeiten nach deren Tilgung die Rückgabe der Sicherheiten.

Geschäft zwischen Gleichberechtigten

Die Vergabe eines üblichen Immobilien-Darlehens ist nichts anderes als ein Geschäft zwischen gleichberechtigten Vertragsparteien: Der Darlehensgeber gibt dem Darlehensnehmer das Geld, dass dieser für sein Immobilienvorhaben benötigt. Der Darlehensnehmer gibt dem Darlehensgeber dafür die nötigen Sicherheiten, die ihn vor einem Kreditausfall schützen. Und, nicht zu vergessen, darüber hinaus auch ein angemessenes Entgelt in Form der zu zahlenden Zinsen.

FAZIT

Wenn man mit Kreditinstituten also erfolgreich verhandeln will, darf man sich keinesfalls innerlich als Schuldner fühlen. Vielmehr muss man sich bewusst machen, dass es hier um ein reines Geschäft geht, von dem beide Parteien gleichermaßen profitieren.

Betrachten Sie Ihren Darlehensgeber als gleichberechtigten Vertragspartner, der Ihnen eine gute Beratung, ein günstiges Angebot und eine reibungslose Abwicklung des Vertrages schuldet, denn er verdient gut an Ihnen und dies - aufgrund der gestellten Sicherheiten - in der Regel relativ risikolos. "Echte Schulden" macht nur der, der keine Sicherheiten bieten kann.

Helmut Weigt

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