Ehrenamt im Verband Interview mit Siegmund Schauer
Viele unserer Mitglieder in den 16 Landesverbänden sind in ihren Siedlungen in gemeinnützigen Vereinen organisiert, die dem Verband Wohneigentum angehören. Sie engagieren sich dort ehrenamtlich für ein lebendiges Miteinander von Jung und Alt. Dafür danken wir vom Bundesverband ganz herzlich! Doch welche Bedeutung hat das Ehrenamt heute? Einer, der das weiß, ist Siegmund Schauer.
Seit 57 Jahren ist er mit Herzblut dabei: Freiwillig und engagiert hat er in vielen Bereichen unentgeltliche Arbeit geleistet. Alles begann als Ministrant und Jugendgruppenleiter der katholischen Jugend, um nur eine der vielen Stationen zu nennen, und ist gekrönt mit über 38 Jahren Ehrenamt im Verband Wohneigentum als Gemeinschaftsleiter und später Vorsitzender im Bezirksverband Oberfranken, als Präsident im Landesverband Bayern und als 1. Vizepräsident im Bundesverband.
Herr Schauer, Ehrenamt heißt Freizeit einsetzen und Verantwortung übernehmen. Ist das Ehrenamt ein Auslaufmodell?
Wenn das Ehrenamt ein Auslaufmodell wäre, würde unsere Gesellschaft über kurz oder lang zusammenbrechen. Denken wir doch an die vielen Ehrenamtlichen beim Roten Kreuz, der Freiwilligen Feuerwehr und sonstigen Hilfsorganisationen. Und das kann man dann herunterbrechen auf die unzähligen Vereine in unserer gesamten Republik. Das Ehrenamt ist kein Auslaufmodell, das Ehrenamt ist und bleibt der Beweis für das funktionierende Gemeinschaftsleben in der Bundesrepublik. In Deutschland sind 30 Millionen Mitbürgerinnen und Mitbürger ehrenamtlich tätig, das sind 40 Prozent der Gesamtbevölkerung! Ich frage einmal anders: Können sich diese 40 Prozent irren?
Warum engagieren Sie sich persönlich seit Jahrzehnten ehrenamtlich, und warum im Verband Wohneigentum?
Es hört sich vielleicht hochtrabend an, aber ich habe auf allen Ebenen feststellen dürfen, man bekommt mehr zurück, als man gibt. Das beginnt mit einem Lob für gelungene Veranstaltungen, bis hin zu einem Dank für Hilfe, die man geben konnte.
Zum Verband Wohneigentum kam ich im Jahr 1983, als meine Ehefrau und ich deren Elternhaus übernommen haben. Im Jahr 1985 stand das 50- jährige Gründungsjubiläum unserer Gemeinschaft Bamberg-Gartenstadt an. Ich wurde gebeten, die Geschichte unserer Siedlung und die Geschichte der Gemeinschaft zu verfassen. Dabei musste ich mit vielen Altsiedlern reden und habe dabei festgestellt, was man in einer Gemeinschaft alles miteinander erreichen kann. Das war eigentlich der Auslöser meines ehrenamtlichen Engagements. Seit dieser Zeit beobachte ich in den verschiedensten Funktionen akribisch die Politik, um Ungerechtigkeiten von unseren Mitgliedern fernzuhalten: etwa bei den Straßenausbaubeiträgen.
Ohne all die Ehrenamtlichen würde unser Verband schlecht da stehen. Was bedeutet Ihr Tun für den Verband? Was für unsere Gesellschaft?
Das ehrenamtliche Engagement hat eine immense Bedeutung für das funktionierende Gemeinschaftsleben in unserem Verband. Das Bundesministerium des Innern hält es gar für unerlässlich, wenn es um gesellschaftliche Integration, individuelle Teilhabe und Wohlstand, kulturelles Leben, soziale Bindungen und stabile demokratische Strukturen geht. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Wie kann man junge Menschen für die ehrenamtliche Arbeit im Verband Wohneigentum begeistern?
Vom Grundsatz her muss man Ehrenamt vorleben. Aber das ist noch nicht alles, denn im Zeitalter der digitalen Medien meldet sich heute niemand aus eigener Initiative. Meine Erfahrung ist die: Potentielle Ehrenämtler wollen persönlich angesprochen werden. Das gilt für unseren Verband ebenso wie für alle anderen Vereine und Verbände. Nicht selten ist dabei Überzeugungsarbeit zu leisten - auch hier gilt wieder: es vorleben.
Sie sind im Präsidium verantwortlich für das Ehrenamt. In Kürze Ihre Kernbotschaft?
Ehrenamt ist gut, Ehrenamt ist schön. Ich sage deshalb allen in unserem Verband ehrenamtlich Tätigen, ein herzliches "Vergelt´s Gott" verbunden mit der Bitte, im Ehrenamt nicht nachzulassen.
Interview: Anna Florenske