"Was es ausmacht, ist die Gemeinschaft"

Das Ehrenamt im Verband Wohneigentum hat viele Gesichter. Eines davon ist Ulrich Reinwald. Für den Vizepräsidenten des Landesverbandes Bayern ist der VWE Teil seiner Familiengeschichte. Zum Tag des Ehrenamtes am 5. Dezember erzählt er, warum er sich engagiert. Und warum er glaubt, dass die Menschen im Grunde mehr Zeit haben, als sie denken.

Ulrich Reinwald, Vizepräsident des Landesverbandes Bayern
Ulrich Reinwald, Vizepräsident des Landesverbandes Bayern   © Fotostudio Karl Harren
Herr Reinwald, seit wann sind Sie im VWE mit dabei, wie war Ihr Weg im Verband?
Ulrich Reinwald: Ich bin schon als Kind mit dem Verband in Berührung gekommen, damals noch als Bayerischer Siedlerbund. Meine Urgroßeltern waren Gründer-Siedler und bauten ihr Haus in der Siedlergemeinschaft Weißenburger Straße im Jahr 1932, ich bin nun also schon die 5. Generation. Bereits mein Großvater war im Vorstand aktiv in der Nachkriegszeit, die Großmutter engagierte sich bei diversen Festen - und natürlich wurden wir Enkel zu Weihnachtsfeiern, Faschingsbällen und Busfahrten mitgenommen. Das war völlig üblich.

Etwa 2008 habe ich den Posten des Kassierers übernommen, 2013 wurde ich zum 1. Vorsitzenden gewählt. Später war ich im Bezirksausschuss Mittelfranken tätig und habe dort irgendwann auch den Bezirksvorsitz übernommen. Seit 2019 bin ich Vizepräsident des bayerischen Landesverbandes.

Was bewegt Sie dazu, sich ehrenamtlich zu engagieren? Sie sind ja nicht nur bei uns aktiv…
Reinwald: Das ist der Kontakt mit ganz verschiedenen Menschen, die tollen Begegnungen und die Möglichkeit, zu gestalten. Sowohl im Kleinen, beispielsweise bei der Organisation einer Weihnachtsfeier, als auch im Großen bei weitreichenden Entscheidungen auf Bezirks- und Landesverbandsebene oder der Mitwirkung an Haushaltsplänen.

Was es ausmacht ist die Gemeinschaft. Das Reden mit den Leuten. Zu erleben, wie nicht Geld, Einfluss oder Karriere im Vordergrund stehen, sondern ein gemeinsames Projekt. Das bedeutet Ehrenamt für mich: Verantwortung in der Gesellschaft übernehmen. Dabei aber nicht sich selbst in den Vordergrund stellen, sondern etwas für die Gemeinschaft tun. In welcher Form auch immer.

Sie stecken viel Zeit und Energie in Ihr Ehrenamt. Wie können Sie das mit Ihrem sonstigen Alltag verbinden?
Reinwald: Zeitlich organisierbar ist das nur mit tollen Teams, die ich auf allen Ebenen sehr schätze und die mich überall unterstützen.

Viele Menschen engagieren sich heute in zeitlich begrenzten Projekten, wollen sich aber nicht auf lange Sicht auf ein Ehrenamt festlegen. Wie könnte man auch jüngere Menschen für die ehrenamtliche Arbeit im Verband - und anderswo - begeistern?
Reinwald: Ehrenamt muss vorgelebt werden. Wo es möglich ist, sollten die jungen Leute bereits als Kinder zu Veranstaltungen mitgenommen werden, wie ich es ja auch erlebt hatte. Meine Oma sagte, am Samstag ist die Siedler-Weihnachtsfeier und da geht man hin. Punkt! Diese klare Orientierung fehlt heute oft.

"Das bedeutet Ehrenamt für mich: Verantwortung in der Gesellschaft übernehmen."

Manche Dinge kann man in den Gemeinschaften moderner gestalten, um die jüngere Generation zu gewinnen, die dann vielleicht auch ins Ehrenamt hineinwächst. So sind für den Austausch in den Gemeinschaften Messenger-Dienste wie beispielsweise WhatsApp, Signal oder Threema nützlich. Anderes Beispiel: Das "Sie" in der Vorstandschaft wirkt etwas überholt. Manche "Rituale" könnten überdacht werden, jüngere Menschen lockt man nicht mit einer Weihnachtsfeier mit Tombola hinter dem Ofen hervor. Bei uns funktioniert beispielsweise das "Sommergrillen" gut oder Tagesfahrten, die ein interessantes Programm bieten.

Das wirkt jetzt vielleicht etwas provokant, aber: Das oft gehörte Argument, dass die Zeit fehlt sich zu engagieren, greift meiner Meinung nach nicht. In der Menschheitsgeschichte hatten die Leute noch nie so viel Zeit wie jetzt, wo fast die gesamte Haushaltsführung technisiert ist und man sich sogar die Einkäufe noch liefern lassen kann. Die Zeit ist vielerorts da, die Leute vertun sie aber mit Handy, Computer oder Fernseher. Viermal eine Viertelstunde pro Tag am Smartphone sind ein "Arbeitstag" pro Woche, der fehlt.

Interview: Katrin Ahmerkamp

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