100 Jahre Siedlerbewegung Jubiläum in Sachsen

Januar 2023

Die Wurzeln des Verbands Wohneigentum (VWE) liegen in Sachsen. Am 27. Januar 1923 trafen sich in Dresden mehr als 600 Siedlervertreter aus ganz Sachsen und gründeten den "Allgemeinen Sächsischen Siedlerverband" - Vorläufer des VWE. Jetzt feiert der Landesverband Sachsen mit einem großen Festakt sein 100-jähriges Bestehen. Wir gratulieren - und werfen einen Blick in die Entstehungszeit.


Anschauliche Öffentlichkeitsarbeit im Jahr 1927.
Mit Modell auf der Ausstellung: Anschauliche Öffentlichkeitsarbeit im Jahr 1927.   © Verband Wohneigentum Sachsen

Es war eine Zeit der drängenden Wohnungsnot. Im ausgehenden 19. Jahrhundert und in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg strömten die Menschen in die Städte und Industrieregionen, um dort Arbeit zu finden. Wohnraum war knapp. Eine Situation, die sich in den Jahren nach dem Krieg durch Umsiedlungen und Flucht weiter verschärfte, auch die vielen Kriegsversehrten mussten ebenso wie die Kriegswitwen und -waisen ihren Platz und ein Auskommen finden.

Vielerorts entstanden Mietskasernen. Häufig überbelegt, lebten die Menschen hier unter katastrophalen hygienischen Bedingungen, eine Folge war die Ausbreitung von Krankheiten wie Tuberkulose. Die Zeitschrift "Sächsische Siedlung" schreibt 1923: "Die Leute müssen ihre Nahrungsmittel im Küchenofen aufbewahren, um sie vor Mäusen, Wanzen und Schaben zu sichern; selbst dorthin sind die Tiere gedrungen. Obwohl die Frauen die Räume täglich und sogar mit Karbolineum auswischen, können sie sich der Plagegeister nicht erwehren (…). Die Kinder sind am ganzen Körper zerstochen."

Eine Antwort auf die prekären Wohnverhältnisse und die schlechte Versorgungslage war schließlich der ursprünglich aus den USA stammende Siedlungsgedanke - dort war 1862 der "Homestead Act" (Heimstättengesetz) verabschiedet worden, der sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts auch in Europa ausbreitete. Neben dem Gedanken des verbilligten und sicheren Grunderwerbs zum Siedeln ging es auch um die Förderung von Kleinbauerntum, Selbstversorgung und Eindämmung der Landflucht.

Auftrieb bekam die Idee durch den bereits 1898 gegründeten Bund Deutscher Bodenreformer, für den die Bodenfrage wesentlicher Teil der zu lösenden sozialen Frage war. Heute noch gibt es in vielen Städten Damaschke-Straßen, benannt nach dessen Vorsitzendem Adolf Damaschke: Er formulierte bei einer Kundgebung 1924 mit dem damals üblichen Pathos: "Wenn es mir gelänge, in allen Herzen eine tiefe, eine leidenschaftliche Begehrlichkeit nach einer Heimstätte zu wecken, so würde ich mich für einen großen Wohltäter unseres Volkes auf sittlichem Gebiet halten (…). Menschen, die nicht das Begehren nach einer Heimstätte haben, haben andere Begehren: Kneipe und Kino."

Letztlich sollte jeder Deutsche Grundbesitzer werden, sein Haus bauen, und so alle Familien ausreichenden und gesunden Wohnraum nutzen und sich selbst versorgen können. Der Reichstag der Weimarer Republik erließ zu diesem Zweck eine Reihe von Verordnungen und Gesetzen, so 1919 die Verordnung über das Erbbaurecht und das Reichssiedlungsgesetz, 1920 folgte das Reichsheimstättengesetz.

Pionierarbeit leistete die schon 1915 in Leipzig gegründete "Sächsische Kriegersiedlung GmbH". Weitere Genossenschaften folgten, 1919 gründete sich die "Freie Arbeitsgemeinschaft für Kriegersiedlungen e.V." mit Sitz in Dresden. Parallel dazu bildeten sich im ganzen Deutschen Reich entsprechende Gesellschaften.

Am 27. Januar 1923 initiierte die Dresdener Arbeitsgemeinschaft eine Versammlung mit mehr als 600 Siedlervertretern aus ganz Sachsen. Sie endete mit der Gründung des "Allgemeinen Sächsischen Siedlerverbands" (ASSV e.V.) mit Sitz in Dresden. Erstmals war es gelungen, die verschiedenen Ströme der Siedlungsbewegung unter einem Dach zu vereinen. Das strahlte auf die Bewegung in ganz Deutschland aus und gab ihr eine starke Stimme.

Katrin Ahmerkamp

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