Bauen, Sanieren und Wohnen mit Zukunft Neuer VWE-Beirat tagt

April 2023

Wie werden wir in Zukunft bauen und wohnen? Diese Frage stand auf der Agenda der Beiratssitzung des VWE Ende März 2023 in Berlin. Besonderer Fokus lag dabei auf der Frage, wie klimafreundliches, nachhaltiges und zukunftsorientiertes Bauen, Sanieren und Wohnen möglich wird, ohne Eigentümerinnen und Eigentümer finanziell zu überfordern.

Der Beirat tagt in Berlin. Zu sehen ist eine Gruppe von menschen, die in einem Sitzungsaal an 2 langen Tischen sitzt.
Die erste Sitzung des VWE-Beirats in neuer Zusammensetzung.   © VWE/Oerenbas

Der aktuelle Beirat des Verbands Wohneigentum (VWE) wurde nach der Bundestagswahl im Herbst 2022 turnusmäßig benannt. Weiterhin dabei sind Daniel Föst MdB, Bau- und wohnungspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, und Dr. Thomas Schmidt, Referatsleiter Gartenbau, Landschaftsbau im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Axel Guthmann, Verbandsdirektor der Bundesgeschäftsstelle Landesbausparkassen (LBS), Annett Jura, Abteilungsleiterin Wohnungswesen und Immobilienwirtschaft im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Dr. Jan-Marco Luczak MdB, Sprecher für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Christina-Johanne Schröder MdB, Sprecherin für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen und Prof. Dietmar Walberg Geschäftsführer der ARGE - Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. wurden im Herbst in den Beirat aufgenommen.

Franziska Mascheck MdB, stellvertretende baupolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, war im März als Gast geladen und anschließend als ordentliches Beiratsmitglied berufen. Der Vorsitzende Ulrich Müller, geschäftsführender Vorstand des KSD Katholischer Siedlungsdienst e.V. und der stellvertretende Vorsitzende Christian Huttenloher, Generalsekretär des DV - Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V., waren schon 2021 in Ihrem Amt bestätigt worden.

Bernhard Daldrup MdB, baupolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion und seit 2018 Beiratsmitglied, und Dr. Hartwig Hamm, ehemaliger Verbandsdirektor Bundesgeschäftsstelle Landesbausparkassen im Deutschen Sparkassen- und Giroverband, wurden aus dem Beirat verabschiedet. Dr. Hartwig Hamm war 2005 Gründungsmitglied und ab 2009 bis 2015 Beiratsvorsitzender. Beide kündigten an, gerne für den weiteren Austausch mit dem VWE zur Verfügung zu stehen und wünschten dem Beirat für die Zukunft weiterhin ein gutes Miteinander.

Zukunftsorientiertes Bauen

Als Expertin war Dr. Anna Braune von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) zur Beiratssitzung eingeladen und informierte über nachhaltiges und zukunftsorientiertes Bauen. Ihr Ansatz sind die Baustoffe: Was wird verwendet, was kann recycelt werden, was sind wohngesunde Materialien?
Gebäude haben einen wesentlichen Anteil am Gesamtenergiebedarf und an den Treibhausgasemissionen in Deutschland und sind daher wichtiger Faktor für den Klimaschutz. Mehr als 70% der entnommenen Rohstoffe in Deutschland benötigt die Bauindustrie. Knapp ein Drittel aller Treibhausgasemissionen eines Gebäudes entstehen bei der Herstellung und Errichtung, also bereits vor dessen tatsächlichen Nutzung. Die Suche nach nachhaltigen Baumaterialien ist in der Baubranche daher von großer Bedeutung.

Immer häufiger wird daher auf umweltfreundliche Alternativen zu herkömmlichen Baustoffen und Haustechniken gesetzt. Ziel ist es, Materialien einzusetzen, die biologisch abbaubar, recycelbar und wiederverwendbar sind. Dabei spielt der Bau mit Holz oder Bambus eine immer größere Rolle. Neue Trends bei den Baumaterialien wie z.B. das Bauen mit Pilzen, Käferholz oder Hanfbeton, sollen die Umwelt schonen. Alte Baumethoden mit Lehm werden ebenfalls wieder stärker in den Fokus gerückt werden und sind auch für ein wohngesundes Raumklima von großer Bedeutung. Zudem kommen ästhetische Ansprüche nicht zu kurz.

Recyclingbeton wird leider aktuell im Hausbau noch selten verwendet. 17.000 Gebäude werden pro Jahr abgebrochen, dessen Materialien für den Häuserneubau genutzt werden könnten. Eine Kreislaufwirtschaft ist zukünftig ebenso anzustreben wie ein langfristiger Erhalt bestehender Gebäude. Denn die Trennung von Stoffen ist oft nicht kostengünstig möglich. Noch ist es lohnender, Bestand zu erneuern und einen langfristigen Erhalt bestehender Gebäude anzuzielen.

Weiterer Aspekt: Auch die Betriebskosten können durch den Einsatz von Haustechnik, die von regenerativen Energiequellen gespeist wird, langfristig gesenkt werden. Denn Öl und Erdgas werden künftig nicht nur durch den CO2-Preis teuer, sondern unterliegt der Gefahr weltpolitischer Lieferengpässe.

Annett Jura, Abteilungsleiterin Wohnungswesen und Bauwesen im BMWSB, berichtete über aktuelle Themen und Vorhaben aus dem Bauministerium. Die neuen Fördermodelle für den Neubau, ein geplanter Gebäuderessourcenpass und Änderungen im GEG zur Einbaupflicht von Heizungen, die mit mindestens 65% erneuerbaren Energien betrieben werden müssen, wurden diskutiert.

Zentrale Frage: Finanzierbarkeit

Bei allen Themen stand die Frage der Finanzierbarkeit von Bauen, Sanieren und Wohnen für alle Eigentümerinnen und Eigentümer im Fokus der Diskussion. Die Beiratsmitglieder waren sich einig, dass Menschen im selbstgenutzen Wohneigentum nicht finanziell überfordert werden dürfen. Umfassende Förderungsmodelle seien ebenso wichtig, wie eine besondere Unterstützung für ältere Menschen und Familien mit Kindern. Darüber hinaus könnten Härtefallregelungen helfen, Eigentümerinnen und Eigentümer zu entlasten, die sich eine Heizungs- bzw. Haussanierung nicht leisten könnten.

Selbstnutzende Eigentümerinnen und Eigentümer dürften zudem nicht mit professionellen Wohnungsbaugesellschaften und gewerblichen Investoren "über einen Kamm geschoren" werden. Für Selbstnutzer brauche es gesonderte Fördertöpfe, intensive Beratung und Unterstützung bei der Umsetzung geforderter Maßnahmen.

Für den Bereich Neubau diskutierten die Beiratsmitglieder neue Wohnformen und seriellen ökologischen Siedlungsneubau als Maßnahmen zur Reduzierung von Baukosten. Durch den gemeinschaftlichen Bau einer größeren Anzahl von identischen, seriellen Häusern, könnten die Kosten für Planung, Material und Bauunternehmen reduziert werden. Das dies möglich ist, zeigt die Geschichte des Siedlungsbaus im VWE. Mit intelligenten Raumkonzepten und optimierten Grundrissen auf kleinerer Wohnfläche ließen sich die Kosten weiter optimieren.

Inspiration im Haus der Zukünfte

An die Sitzung schloss sich ein Besuch im Futurium an, ein Ausstellungs- und Veranstaltungsort in Berlin, der sich der Frage widmet: Wie werden/wollen wir zukünftig leben? Im Futurium werden unter anderem auch zukunftsweisende Ideen zum Wohnen an praktischen Beispielen gezeigt.

Ein Skelettt-ähnliches Gebilde.
© VWE/Oerenbas
Ein besonderes Highlight war die Möglichkeit, Konzepte und Technologien direkt vor Ort erleben und ausprobieren zu können. Wie könnten Häuser in Zukunft aussehen, wie kann intelligente Haustechnik eingesetzt werden, wie sehen PV-Fassaden aus und welche Baumaterialien könnten in Zukunft eingesetzt werden? Intelligente Haustechnik ermöglicht es beispielsweise, das gesamte Haus durch ein zentrales Steuerungssystem zu kontrollieren und zu automatisieren. Das kann für mehr Komfort und Sicherheit sorgen sowie zu einer deutlichen Einsparung von Energie beitragen - und damit zu einer nachhaltigeren Lebensweise. Neben diesen technologischen Neuerungen wurden den Teilnehmenden auch verschiedene neue Häuserformen und Baumaterialien vorgestellt. So gibt es beispielsweise moderne und flexible Raumkonzepte, die sich den Bedürfnissen der Bewohner in verschiedenen Lebensphasen anpassen.

Inspirierend und informativ - so das Fazit nach dem Besuch im Futurium. Die Kombination von innovativen Technologien, nachhaltigen Materialien und flexiblen Raumkonzepten kann Wohnen in der Zukunft komfortabler, umweltfreundlicher und nachhaltiger gestalten.

Verena Örenbas

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