"Für mich sind Sie alle Gewinner"
November 2024
Festreden, Celloklänge, Jubelrufe - bei der Preisverleihung zum 28. Bundeswettbewerb des Verbands Wohneigentum ist alles dabei. Vertreter aus den zwölf teilnehmenden Siedlungen und von verschiedenen Ebenen des Verbands Wohneigentum treffen sich Anfang November mit Freunden und Gästen zum Festakt in Berlin, um die Preisträger auszuzeichnen und gemeinsam zu feiern. Staatssekretär Dr. Rolf Bösinger aus dem Bundesbauministerium zeichnet die Preisträger aus.
Gespannte Erwartung, Vorfreude und erste Gespräche schon beim Einlass. Aus welcher Gemeinschaft seid ihr? Und wie war die Anreise? Dann der lange Tisch mit den Namensschildern. Wo liegen denn unsere? Und wo sitzen wir eigentlich? Nach und nach füllt sich der Saal, Stimmengewirr, dann kehrt Ruhe ein. Das Cello eröffnet mit einem Bach-Präludium, bevor Bundesgeschäftsführerin Verena Örenbas die Gäste willkommen heißt und zur Begrüßung an Peter Wegner, Präsident des Verbands Wohneigentum, übergibt.
Resilienz und Unterstützung
Peter Wegner bescheinigt den Gästen aus den Gemeinschaften: "Sie sind die Stars des heutigen Tages. Sie haben sich mit großem Engagement auf den Wettbewerb vorbereitet und sich der Herausforderung gestellt." Er zeigt sich beeindruckt von der Leidenschaft und dem Einsatz, mit dem die Menschen vor Ort bei der Sache gewesen seien. Nach einem kurzen Blick in die Verbandsgeschichte geht Wegner auf das Motto der diesjährigen Wettbewerbsrunde ein: "Wohneigentum - für Generationen handeln. Resiliente Siedlungen - sozial und ökologisch." Resilienz scheine auf den ersten Blick ein überstrapazierter Modebegriff, sei aber "das Herzstück dessen, um das es bei uns geht: Die Fähigkeit Herausforderungen zu meistern und gestärkt aus ihnen hervorzugehen."
In Richtung der Politik betont Wegner: Resilienz allein reiche allerdings nicht, es brauche auch Unterstützung - von der Wertschätzung des Ehrenamts bis hin zu verlässlichen Förderung für Eigentümer, die vor der schwierigen Aufgabe stünden, ihr Haus zukunftsfest gestalten zu müssen.
Auch von Ryan Scott Deane, Landesvorsitzender des Verbands Haus- und Wohneigentum Siedlerbund Berlin-Brandenburg, gibt es Lob für die Wettbewerbsteilnehmer: "Sie haben bewiesen, dass Wohneigentum nicht nur ein Rückzugspunkt ist, sondern ein Ort der Begegnung ist, des Wachstums und der Innovation." Deane ruft dazu auf, die Gegenwart so zu gestalten, "dass auch zukünftige Generationen ein lebenswertes Umfeld vorfinden."
Solidarität und Selbstwirksamkeit
Staatssekretär Dr. Rolf Bösinger aus dem Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB), das die Schirmherrschaft übernommen hatte, geht in seiner Rede unter anderem auf die Weiterentwicklung des Wettbewerbs durch die Jahre hindurch ein: "Was damals mit Obst- und Gemüsegärten begann, hat sich zu einem umfangreichen Katalog an Anforderungen entwickelt, der den Eigenheim-Gemeinschaften heute nicht nur abverlangt, nachhaltig zu bauen, sondern auch das soziale Miteinander zu stärken." Bösinger: "Ihre Siedlungen sind mehr als nur Wohnorte. Sie sind Orte des Zusammenhalts, der Solidarität und der Selbstwirksamkeit. In einer Zeit, in der der gesellschaftliche Grundkonsens oft auf die Probe gestellt wird, leisten Sie einen unschätzbaren Beitrag zur Stabilität unserer Gesellschaft."
Zum Stichwort Klimawandel erklärt Bösinger, dass im Rahmen der deutschen Anpassungsstrategie aktuell Maßnahmen erarbeitet würden, die den Fokus auf den Schutz von Gebäuden vor Hitze und Starkregenereignissen legten, "ihre Projekte zeigen, wie das im Eigenheim realisiert werden kann." Er betont zudem die entscheidende Bedeutung von Eigenheimen bei der Wärmewende und hob hier die Förderprogramme der Bundesregierung hervor. Bösinger: "Wir müssen erneuerbare Energien stärker nutzen und viele von Ihnen tun dies bereits mit PV-Anlagen, Wärmepumpen oder anderen innovativen Techniken. Es ist beeindruckend zu sehen, wie sie Eigeninitiative ergreifen (…)."
Strukturen und Netzwerke
Verbandsvizepräsident Bernd Heuer hat in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Wettbewerbsjury direkt einige Zahlen zum aktuellen Wettbewerb parat: 3000 Kilometer im Bus, 50 Kilometer zu Fuß und 5 Kilometer mit dem Rad habe das Juryteam zurückgelegt, "von Kiel im Norden bis Wolfach im Süden, von Essen im Westen bis Werneuchen im Osten". Sein besonderer Dank gilt seinen Mitstreitern und Mitstreiterinnen, die "nicht nur fachlich, sondern auch mit viel Herzblut und Engagement bei der Sache gewesen sind": Florian Becker, Geschäftsführer des Bauherren-Schutzbunds; Martin Breidbach, Bundesgartenberater des Verbands Wohneigentum; Anja Monschau, Geschäftsführerin der Familienheim und Garten Verlagsgesellschaft mbH, und Heinrich Rose, Architekt und Vorsitzender des Siedlungsfördervereins Hessen. Heuer hebt die Bedeutung der Gemeinschaften als Kern des Verbands Wohneigentum seit seiner Gründung hervor: "Von Anfang an stand die Stärkung des sozialen Miteinanders, der gegenseitigen Unterstützung und der politischen Interessenvertretung im Zentrum unserer Arbeit."
Der Juryvorsitzende erläutert die vier Bewertungskriterien des Wettbewerbs: soziales Leben, Ökologie und Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Barrierefreiheit, auf deren Grundlage sich die Jury ihr Urteil gebildet und dabei auch die unterschiedlichen Voraussetzungen der Siedlungen berücksichtigt habe. Heuer: „Es ist wichtig anzuerkennen, dass die Gemeinschaften, die sich an dem Wettbewerb beteiligt haben, einen wertvollen Beitrag in der Gesellschaft leisten. Sie schaffen Strukturen und Netzwerke, die in Zeiten politischer, klimatischer und wirtschaftlicher Herausforderungen von unschätzbarem Wert sind. Oft sind es diese Gemeinschaften, die Lösungen finden, die über das hinausgehen, das von der öffentlichen Hand allein bewältigt werden kann.“
Nach so viel Lob steigt die Spannung im Saal, als die Preise vergeben werden. Bis zuletzt hat die Jury dichtgehalten, niemand weiß, wer die Nase vorne hat. Die Vertreter*innen aus den Gemeinschaften werden nacheinander nach vorne auf die Bühne gebeten und mit einer kurzen Bildershow in ihrer Besonderheit vorgestellt. Staatssekretär Dr. Rolf Bösinger zeichnet die Preisträger aus und überreicht die Urkunden mit Blume und Scheck. Ganz Mutige machen direkt auf der Bühne ein Selfie mit Staatssekretär und Präsident.
Begeisterter Applaus für alle, viele Gruppenfotos und gegenseitige Glückwünsche, bevor es zum Kennenlernen, Austauschen und Feiern ins „Get together“ ging. Eine tolle Veranstaltung, ist überall zu hören, eine große Wertschätzung für die Arbeit der Gemeinschaft. Denn, wie hatte es Staatssekretär Dr. Bösinger formuliert: „Für mich sind Sie alle Gewinner.“
Katrin Ahmerkamp