Serielle Sanierung von Einfamilienhäusern Energiesprong
Ältere Ein- und Zweifamilienhäuser brauchen bis zu fünfmal mehr Energie als technisch notwendig wäre. Das ist schlecht fürs Klima, und viel zu teuer im Unterhalt. Dennoch haben viele Menschen weder das nötige Geld noch die Zeit, ihr Eigenheim energetisch zu modernisieren. Hier setzt Energiesprong an: Durch standardisierte Prozesse und Vorfertigung abseits der Baustelle lassen sich Häuser seriell sanieren. Und das bei nur kurzer Baustellenzeit.
Energiesprong - Seriells Sanieren
Energiesprong: Die Montage der neuen gedämmten Gebäudeteile dauert nur wenige Tage. Heiztechnik, Fenster, PV-Anlagen sowie Leitungen können direkt integriert werden.
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Bauteile werden abseits der Baustelle vorgefertigt. Foto: dena/Nils Bormann
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Foto: dena | Maarten Vermeiren
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Foto: dena/Nils Bormann
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Foto: dena/Nils Bormann
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Foto: dena | Claudius Pflug
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Foto: dena | Claudius Pflug
"Serielles Sanieren wird bei Mehrfamilienhäusern hierzulande schon häufiger praktiziert, bei Einfamilienhäusern ist es noch selten", stellt Nils Bormann fest. Er berät für die Deutsche Energie-Agentur (dena) Unternehmen sowie Kommunen und betreibt für Deutschland die Marktentwicklung zu Energiesprong: "In dem Prinzip liegt ein großes Potenzial, auch für Einfamilienhäuser, ökologisch wie ökonomisch. Die Gebäude sind nach der Sanierung bestens für die Zukunft ausgelegt: Sie erreichen mindestens den KfW-Effizienzhaus 55 Standard und erzeugen einen Großteil ihrer Energie selbst."
Was ist Energiesprong?
Serielle Sanierung fürs Eigenheim?
Herkömmliche energetische Sanierungen sind oft langwierig, teuer und komplex. Das stellt viele Wohneigentümerinnen und -eigentümer vor große Herausforderungen. Durch unterschiedliche Gebäudetypen, Baujahre und Sanierungszustände ist der Markt für Einfamilienhäuser zwar wesentlich vielfältiger im Vergleich zu Mehrfamilienhäusern. "Dennoch lohnt sich Energiesprong auch für diese Gebäudekategorie, denn sie machen den Großteil des gesamten Gebäudebestands in Deutschland aus und über 80 % dieser Gebäude sind noch sanierungsbedürftig", erklärt Nils Bormann.
Modulares Sanieren: Vorteile auf einen Blick
Schnelle Umsetzung vor Ort:Die Montage der neuen gedämmten Gebäudeteile dauert nur wenige Tage. Heiztechnik, Fenster, PV-Anlagen sowie Leitungen können direkt integriert werden.
Geringe Belastung: Bewohner*innen können während der Sanierung in der Regel im Haus bleiben.
Hoher Energie-Standard: Nach der Sanierung ist das Haus gut gedämmt. Der Energieverbrauch und die Heizkosten sind drastisch reduziert.
Wertsteigerung: Das Gebäude erfüllt hohe Energiestandards. Wertverluste durch schlechte Energieeffizienz werden abgewendet.
Förderfähig: Es gibt staatliche Unterstützung für serielle Sanierungen.
Energiesprong: die Kosten
"Energiesprong-Sanierungen von Eigenheimen sind noch selten. Deshalb, wenn man nur auf die Baukosten schaut, ist es derzeit so, dass diese noch höher sind im Vergleich zu einer konventionellen Sanierung, erklärt Katharina Gapp-Schmeling. Die assoziierte Professorin am Institut für Zukunftsenergie- und Stoffstromsysteme (IZES) berät die dena und weiß als Mitglied im Verband Wohneigentum auch ganz persönlich, wovon sie spricht.
Woran man hingegen spare, sei bei den ganzen "Nebenbei-Kosten", erklärt Gapp-Schmeling: "Das ist einem oft nicht klar, dass man für eine herkömmliche Komplett-Sanierung das Haus räumen und nicht selten für ein halbes Jahr eine Wohnung anmieten muss. Es senkt die Kosten, dass man bei einer seriellen Sanierung theoretisch durchgängig im Haus wohnen bleiben kann." Außerdem komme es bei herkömmlichen Sanierungen oft zu Verzögerungen. Vielfach müsse man schon Bereitstellungszinsen zahlen, obwohl die Sanierung noch gar nicht begonnen habe. "Wenn man das berücksichtigt, wird eine Energiesprong-Sanierung schon interessanter. Langfristig soll die serielle Sanierung durch Weiterentwicklung noch wirtschaftlicher werden und so mehr Menschen offenstehen."
Zudem wird serielles Sanieren aktuell (Stand Mai/2025) gefördert: Über die Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) ‚KfW 261‘ erhält man bei serieller Sanierung zusätzlich einen 15 % Extra-Tilgungszuschuss.
Sanierung komplett, nicht Schritt für Schritt
Derzeit wird eine Sanierung nach dem Energiesprong-Prinzip meist als Vollsanierung umgesetzt. Dies entspricht aber nicht den Bedürfnissen von selbstnutzenden Hauseigentümer*innen, weiß "Siedlerkind" Katharina Gapp-Schmeling: "Sie sagen: Ich habe nicht so ein hohes Budget, ich mache jetzt die Fenster und fünf Jahre später mache ich die Fassade."
Dies ist, so Nils Bormann, der wesentliche Unterschied zur seriellen Sanierung an Mehrfamilienhäusern: "Die Wohnungswirtschaft saniert nicht nur ein Gebäude, sondern ihren kompletten Bestand. Für sie sind Komplettsanierungen besser planbar. Bei den Einfamilienhäusern haben wir genau das Gegenteil und häufig Gebäude, die schon teilsaniert sind. Deswegen arbeiten wir aktuell daran das Konzept so weiterzuentwickeln, dass auch Teillösungen möglich werden und dadurch die Kosten sinken."
Verlauf einer seriellen Sanierung
Wenn Sie Ihr Haus nach Recherche und Beratung mit serieller Sanierung a la Energiesprong fit für die Zukunft machen möchten, sollten Sie auf die dena-Website gehen und sich einen Anbieter in Ihrer Region heraussuchen (oder zwei, zum Vergleich). Ist Ihr Gebäude geeignet, kann dieser nach einem ersten, unverbindlichen Termin vor Ort einen groben Kostenvoranschlag erstellen. Auch eine Energieberatung sollte man direkt zu Beginn des Prozesses mit einbinden, sofern diese nicht durch den Anbieter erfolgt. Sie hilft auch bei der Beantragung von Fördergeldern. Hat man sich dann für einen Anbieter entschieden, erfolgt eine detaillierte, digitale Bestandsaufnahme. "Da wird mithilfe von Messtechnik ein 3D-Scan vom Gebäude gefertigt", erklärt Katharina Gapp-Schmeling. "Hier wird millimetergenau festgehalten: Wie breit ist mein Gebäude? Wo sind Unebenheiten in der Bestandsfassade?"
Dann folgt die Feinplanung, bei der die Wünsche der Hausbesitzenden einbezogen werden: Soll nur die Fassade saniert werden, inklusive Fenster, soll das Dach auch erneuert werden, soll es direkt mit PV-Anlage eingebaut werden? Es gibt auch die Möglichkeit, direkt eine neue Heizungstechnik mitgeliefert zu bekommen. "Dann werden die Bauteile in einer Halle vorgefertigt, allein das bringt eine hohe Qualität, weil es unter kontrollierten Bedingungen erfolgt und nicht womöglich bei Regen, wie bei einer herkömmlichen Sanierung", führt Gapp-Schmeling aus. In der Zwischenzeit gibt es nur wenige Arbeiten direkt vor Ort auf dem Grundstück, beispielsweise das Dämmen des Haussockels. Die eigentliche Montage der Bauteile geht dann innerhalb weniger Tage vonstatten, meist mit einem großen Kran. Für den muss Platz sein auf dem Grundstück." Auch der Garten muss bestmöglich geschützt werden: bezogen auf Bodenverdichtungen und bezogen auf die Bepflanzung, die teilweise nach der Sanierung erneuert werden muss.
Konzept muss in die Breite
Fazit: Es müssen dringend praxisnahe, schnellere und bezahlbare Sanierungslösungen her, resümiert Bormann. „Damit serielle Sanierung bei Einfamilienhäusern kein Nischenprodukt bleibt, arbeitet das Energiesprong-Team der dena bereits mit Dienstleistern, Kommunen und Wohnungsunternehmen zusammen, um Lösungen für die breite Masse zu entwickeln. Ziel ist es, ganze Quartiere zu modernisieren - schnell, effizient und nachhaltig.“
Was kann seriell saniert werden?
• Fassade, integriert mit Fenstern z. T. bereits mit Verschattungselementen, Lüftung
• Fassade gedämmt und z.T. bereits mit Leitungen
• Dach, z. T. direkt mit PV-Anlage
• Heizung/Warmwasser-Technik
Weitere Informationen:
Infos zu Energiesprong im Eigenheim
Förderung von serieller Sanierung: KfW 261
Wie verläuft der Prozess? Energiesprong-Infopaket
Anna Florenske