Jung kauft alt oder/und neue Baugebiete?

Es ist nun mal so, dass Poggenhagen "jünger" werden muss, um nicht in eine abwärts gerichtete Altersspirale zu geraten, aus der nur schwer zu entkommen sein wird. Was kann die Politik, der ganze Ort, also tun? Neustadt, das ist bekannt, hält nicht viel von neuen Baugebieten außerhalb der Kernstadt und geht daher mit der Ausweisung in den Dörfern sparsam um. Doch siehe da, im vergangenen Sommer wurde bekannt, dass ein Gelände, östlich und parallel zur Heinrich-Brandes-Straße, als Baugebiet ausgewiesen werden soll.

Baugebiet
Hier sollen die Neubauten entstehen. Bis dahin wird es aber noch ein langer Weg sein.   © US

Kaum war die Meldung publik, da hatten sich je Bauplatz 10 Bewerber gemeldet, Tendenz steigend. Also noch mehr Baugebiete ausweisen?

Mal abgesehen davon, dass täglich 72 Fußballfelder Natur in Deutschland durch Neubauten und deren Anbindungen versiegelt werden, der Klimawandel uns viel mehr Starkregen beschert hat und noch mehr bescheren wird (die Flutkatastrophe an der Ahr und umzu lässt grüßen), wohin soll das Wasser fließen? Selbst die offenen Felder, die zumeist bewirtschaftet sind, stehen lange Zeit unter Wasser. Kaum ein Versickern im Boden, weil landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge den Boden derart verdichten, dass da nichts mehr durch kommt.

Was ist mit dem Bauen selbst? Bis es in einem heute ausgewiesenen Baugebiet zum Baubeginn kommt, vergehen weitere geschätzte 5 Jahre (plus/minus). Die Baupreise steigen stetig und die demografische Entwicklung macht wenig Hoffnung, dass es in absehbarer Zeit wieder mehr Maurer, Dachdecker, Elektriker usw. geben wird: Keine Fachleute, keine Termine, der Baubeginn wird sich weiter verzögern (nur das aktuelle Problem des fehlenden Baumaterials könnte dann vielleicht beseitigt sein).

Noch ein Blick auf die Baupreise, heutiger Stand: Ein modernes Einfamilienhaus kostet schon mal 300.000 Euro, eher mehr. Das Grundstück (500 qm) bei uns steht mit 75.000 Euro zu Buche. Dazu kommen die Anschlüsse, Regenentwässerung, Nebenkosten, Bodenarbeiten und Garten, eine Einbauküche und und und. Pi mal Daumen kommen da locker eine halbe Million (500.000) Euro zusammen! Wie viele junge Familien können sich das leisten? Selbst bei derzeitigem Niedrigzinssatz - und ob der in 5 Jahren noch Bestand hat, ist zweifelhaft.

Welche Alternative gibt es denn oder gibt es gar keine? Vielleicht doch. Es ist kein Geheimnis, unter unseren Mitgliedern und allen anderen Poggenhagenern gibt es nicht wenige, die seit Jahren allein oder zu zweit ein meist geräumiges Ein- oder Zweifamilienhaus bewohnen und denen die Pflege des Hauses und des meist großen Garten mehr und mehr zur Last fällt. Eine Grundstücksteilung mit Verkauf der einen Hälfte, das hat der Ortsrat im letzten Jahr festgestellt, kommt für keinen in Frage. Verkauf und Wegzug nach Neustadt ins betreute Wohnen oder zu den Kindern in die Ferne ist auch nicht immer die beste Idee.

Der Ortsrat hat schon vor einiger Zeit den Plan gefasst, hier im Dorf eine Möglichkeit zu erschaffen, in der Poggenhagener Senioren altersgerecht und in heimischer Umgebung leben können. Es ist nur spekulativ, aber man könnte sich vorstellen, dass diese Anlage auf dem Gelände der Katholischen Kirche ensteht. Es stand schon im Sommer in der Zeitung, dass die Katholische Kirche ihr Poggenhagener Gotteshaus aufgeben will. Der Status als Garnisonskirche ist ohnehin schon nicht mehr gegeben.

Wenn also die Voraussetzungen gegeben sind, werden - das ist eine persönliche Schätzung - bis zu 50 Poggenhagener Bestandsimmobilien frei, die von jungen Familien sofort renoviert und/oder bezogen werden können: Jung kauft alt! Fast alle o.g. Nachteile eines Neubaus entfallen, selbst die Kosten dürften niedriger sein und das Dorf erneuert sich in der Mitte und nicht, wie bei Neubaugebieten, am Rande.

Seit wenigen Tagen konstituiert sich die Poggenhagener Dorfwerkstatt, die sich um die Entwicklung unseres Dorfes kümmern wird. Diese Themen ("Familie und Jugend" und "lebenswertes Leben gerade auch im Alter") stehen dabei hoch oben auf der Agenda und werden u.a. auch von uns, dem Verband Wohneigentum Poggenhagen, bearbeitet werden. Da muss doch was Positives bei rumkommen!

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