Schottergärten ade?

Mit dem Klimawandel nehmen hochsommerliche Hitzeperioden bei uns zu. Die Kommunen stehen vor der Herausforderung, sich an diese wachsende Belastung anzupassen. Dabei geraten auch die seit etwa acht Jahren boomenden Schottergärten wieder verstärkt in den Blick.

modernes Haus mit Schotterfläche
© VWE / Ahmerkamp

Wenn im Sommer die Sonne knallt, sorgen Schottergärten für nachhaltige Heizeffekte. Weil hier keine Pflanzen wachsen, entsteht keine Verdunstungskühle. Gleichzeitig speichern die Steine die Hitze und lassen gerade in bebauten Wohnlagen Hitzeinseln entstehen.

KOMMUNEN REAGIEREN

In Zeiten von Klimawandel und Verlust biologischer Vielfalt ziehen Kommunen bei diesen - auch vom Verband Wohneigentum (VWE) wiederholt als "ökologisch völlig wertlos" kritisierten - Flächen die Notbremse und verhängen einen "Schotter-Stopp". Entsprechende Regelungen gibt es beispielsweise in Xanten, Herford und Halle/Westfalen oder in Erlangen. Im Land Baden-Württemberg sind die "Gärten des Grauens", wie Naturschützer sie nennen, seit Ende Juli explizit verboten. Das generelle Verbot auf Landesebene könnte Nachahmer finden. So starteten die großen Naturschutzverbände
in Nordrhein-Westfalen jetzt eine Volksinitiative gegen das Artensterben und die Ausbreitung von Schottergärten. Auch das Saarland und Thüringen denken über Verbote nach.

BEISPIEL KORSCHENBROICH

Die rund 33.000 Einwohner zählende Stadt Korschenbroich im Rhein-Kreis Neuss geht einen anderen Weg und hat in 2020 ein Förderprogramm zur Entsiegelung beziehungsweise Entschotterung von Vorgarten-, aber auch von Gewerbeflächen gestartet. Wer also in Korschenbroich seine Gartenflächen entsiegelt, kann dafür Geld bekommen. Die Förderhöhe beträgt pro Quadratmeter bei versiegelten Flächen 5 Euro, bei teilversiegelten Flächen 2,50 Euro. Die Eigentümer müssen sich verpflichten, die Begrünung mindestens zehn Jahre zu erhalten.

Porträt von Dr. Theo Verjans
© privat
Dr. Theo Verjans, im Stadtplanungsamt von Korschenbroich zuständig für Umweltthemen, erläutert uns das Angebot als einen kleinen Mosaikstein im großen Thema Klima- und Artenschutz.

Herr Dr. Verjans, Korschenbroich ist eine der ersten Kommunen, die den Rückbau von Schottergärten finanziell unterstützt. Warum haben Sie sich für diese Maßnahme entschieden?
Dr. Theo Verjans: Viele Kommunen sensibilisieren ja in kleinerem Maße schon für das Thema Artenschwund, beispielsweise verteilen sie Samentütchen, um etwas für den Insektenschutz
zu tun. Wir wollten jetzt noch konkreter werden und Anreize schaffen, damit die Bürger mitziehen.

Argumente alleine überzeugen nicht?
Es geht am besten über das Geld. Ich habe in der Klima- und Insektenschutzdebatte oft die Erfahrung gemacht, dass die Problematik zwar von den Leuten erkannt wird, aber viele nicht bei sich selbst anfangen möchten. Wir wollen die Eigeninitiative anregen. Klar ist, dass die Beträge aus unserem Programm nur ein kleiner Anreiz sein können, dafür bekommen Sie natürlich keinen Rückbau.

Wie ist die Resonanz auf dieses Angebot?
Leider gering. Wir vermuten, dass in der Corona-Krise die Menschen mit anderen Dingen beschäftigt sind. Wir wollen das Angebot aber noch bekannter machen.

Wie gravierend ist das Problem mit den Schottergärten in Ihrer Stadt?
Trotz der kritisch geführten Debatte werden immer noch Gärten angelegt und umgewandelt. Mein Eindruck ist, dass der Trend von den Großstädten in die kleineren Städte und Dörfer hineingetragen wird. Wichtig wäre es, auch Gartenbaubetriebe stärker ins Boot zu holen. Sie können auf ihre Klientel einwirken und darauf hinweisen, dass Schottergärten ökologisch nicht sinnvoll und nicht so pflegeleicht sind, wie häufig angenommen. Grundsätzlich können Städte und Kommunen das Problem nicht alleine lösen, die Bürger müssen mitziehen.

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