Bundesverbandstag 2022 Wir müssen reden!
Die Energiekosten steigen dramatisch, jetzt kommt die Gasumlage noch on top. Immer mehr Menschen sind von Energiearmut bedroht, zunehmend auch die Mittelschicht. Die drastischen Belastungen schneiden in den Alltag ein. Für Wohneigentümer und -eigentümerinnen stellt sich die Frage, wie sie ihr Haus fit fürs Klima machen können.
Zeit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Alle drei Jahre lädt der Verband Wohneigentum zum Bundesverbandstag ein. Rund 90 Delegierte aus allen Landesverbänden kommen zusammen und stellen im Rahmen der Bundesversammlung die Weichen für die Arbeit des Verbandes in den nächsten Jahren. Unser Bundesverbandstag 2022 findet vom 6. bis 7. Oktober im Herzen Berlins statt. Neben der Bundesversammlung ist mit dem "Tag des Wohneigentums" eine öffentliche Veranstaltung geplant unter der Überschrift: "Lohnt sich das? - Klimagerechtes Wohnen".
Für unsere Klientel sind die Zeiten schwierig. Die eigenen vier Wände standen immer für Sicherheit, Lebensqualität und Selbstbestimmung. Schaffung und Erhalt von Wohneigentum waren schon immer mit Belastungen verbunden, heute gilt dies umso mehr.
Für diejenigen, die sich den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen möchten, haben sich die Bedingungen für die Bildung von Wohneigentum drastisch verschlechtert. Das zeigt der Einbruch bei den Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser im ersten Halbjahr 2022 mehr als deutlich: minus 17 % verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Steigende Baukosten und Zinsen, die Verunsicherung durch Krieg und Krise und die dadurch extrem steigenden Energiepreise sowie das Hin und Her und die Kappungen bei der staatlichen Förderung lassen Bauherren zögern - oder das Vorhaben ganz streichen.
Verunsichert sind aber auch diejenigen, die bereits Wohneigentum besitzen und es selbst bewohnen. Bis 2045 sollen alle Wohnungen und Gebäude klimaneutral sein, das ist Ziel der Bundesregierung und klimapolitisch wünschenswert. Um dieses Ziel zu erreichen, muss der Staat dann aber auch sicherstellen, dass das für die Gesellschaft Wünschenswerte für den Einzelnen zu leisten ist und nicht in der Sanierungsfalle endet. Viele Menschen mit Wohneigentum sehen sich auch vor dem Hintergrund rapide steigender Kosten für Energie und sonstige Lebenshaltung nicht mehr in der Lage, die Investition in eine grundlegende energetische Sanierung "einfach mal so" zu stemmen.
Auch wenn sie wissen, dass diese den Werterhalt ihrer Immobilie gewährleistet und sich in Zeiten steigender Energiepreise schneller amortisiert. Sanieren lohnt sich, aber nur mit staatlicher Förderung, sonst sind klimakompatible Modernisierungen unter den angenommenen Rahmenbedingungen noch nicht wirtschaftlich. Zu diesem Schluss kommt eine vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), zu dessen Mitgliedern auch der Verband Wohneigentum gehört, und der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF) 2021 in Auftrag gegebene und 2022 aktualisierte Studie.
Wer sich also breite Akzeptanz unter den Eigentümern wünscht, muss die Förderprogramme auskömmlich ausstatten und vor allem Planungssicherheit gewährleisten. Fordern und Fördern müssen zusammengedacht werden!
Wohneigentum neu denken
Beim Thema Wohnen sind wir in einer Umbruchzeit. Einfach weiter so wie bisher - das ist klimapolitisch nicht mehr vertretbar. Der Verband Wohneigentum trägt die Klimaziele der Bundesregierung mit. Wir müssen diskutieren, beispielsweise über eine Reduzierung von Wohnflächen, serielles bzw. modulares Bauen bei Ein- und Zweifamilienhäusern, über eine Ausweitung von Programmen wie "Jung kauft Alt", mit denen Bestandsgebäude in sterbenden Innenstädten wieder lebendig werden, oder die Verwendung neuer Baumaterialien. Das sind nur einige der Themen, die uns schon länger beschäftigen.
In den vergangenen zwei Jahren ist allerdings der Eindruck entstanden, dass ein gesellschaftlicher Konsens zerbricht, der das Eigenheim als ein Aufstiegsversprechen und wichtigen Bestandteil des Wohnungsmarktes akzeptiert. Dabei liegen die guten Gründe fürs Wohneigentum auf der Hand: Vermögensstreuung, Alterssicherung, Familientauglichkeit oder die größere Wohnzufriedenheit, um nur einige zu nennen.
Das Eigenheim darf nicht zu einem Luxusgut werden. Dafür machen wir uns stark.
Ihr
Manfred Jost