Wie entwickelt sich der CO2-Preis?
März 2025, aktualisiert November 2025
Wichtig: Die ursprünglich für 2027 geplante Einführung des Europäischen Emissionshandels 2, der Treibhausgas-Emissionen aus den Bereichen Gebäude und Verkehr mit einem Preis versehen soll, verzögert sich voraussichtlich um ein Jahr und startet erst 2028. Auf diesen Kompromiss haben sich die EU-Umweltminister Mitte November verständigt. Das Europäische Parlament hat zugestimmt, Damit kann die Verschiebung voraussichtlich noch vor Ende des Jahres 2025 final beschlossen werden.
Der Emissionshandel auf europäischer Ebene gilt bislang nur für Energieunternehmen und die energieintensive Industrie. Das wird sich 2027 (s.o.) ändern. Im März 2025 ist das "ETS 2-Gesetz" in Kraft getreten, das ab 2027 greifen sollte. Es wird erhebliche Auswirkungen auf die Energiekosten in Deutschland haben - und vor dem Eigenheim nicht Halt machen.

Was bedeutet ETS?
ETS - das Kürzel steht für Emission Trading System (Emissionshandelssystem). Grundidee des 2005 eingeführten System (EU ETS 1) ist, den klimaschädlichen CO2-Ausstoß zu reduzieren, indem fossile Energieträger verteuert werden und so ein Anreiz entsteht, auf klimafreundliche Energieträger umzurüsten. 2023 wurde diese Richtlinie auf europäischer Ebene geändert (EU ETS 2), mit den Entscheidungen von Bundestag und Bundesrat wird sie in nationales Recht umgesetzt. Sie ersetzt den bereits seit 2021 laufenden nationalen Handel für Wärme und Verkehr.
Was ändert sich?
Mit dem ETS 2 wird der CO2-Preis nicht mehr politisch festgelegt, sondern er soll sich frei am Markt bilden - durch Versteigerung der Verschmutzungszertifikate. Diese Zertifikate ersteigern nicht die Endverbraucher, sondern die Unternehmen, die fossile Brennstoffe wie Benzin, Heizöl oder Erdgas verkaufen. Zu befürchten sind höhere Energiekosten und damit steigende Lebenshaltungskosten, wenn die nicht mehr gedeckelten Zertifikat-Preise durch die Unternehmen an die Verbraucher*innen weitergereicht werden. Besonders einkommensschwächere Haushalte, die in energetisch schlecht sanierten Häusern leben, werden überproportional belastet.
Aktuelle Studien
Zu den voraussichtlichen Auswirkungen des Gesetzes haben zwei Institute Studien vorgelegt: das Münchner Forschungsinstitut für Wärmeschutz (FIW) und der Paritätische Gesamtverband in Kooperation mit dem Ökoinstitut. Die Münchner Studienautoren haben anhand aktueller Daten u.a. einen Versuch unternommen, die Kosten für Eigentümer zu beziffern. Zwei Beispiele: Für ein 150 Quadratmeter großes Einfamilienhaus in der schlechteren Effizienzklasse G, das mit Gas beheizt wird, könnten die jährlichen Kosten bei 1815 Euro liegen; mit einer Ölheizung wären es 2407 Euro.
Besser sieht die Situation bei energieeffizienteren Gebäuden aus: Bei einem Einfamilienhaus belaufen sich die jährlichen CO2-Kosten ab 2027 nach Einschätzung des FIW auf schätzungsweise 545 Euro bei einer Gasheizung und auf 722 Euro bei einer Ölheizung.
Was wird teurer?
In Deutschland erhöht der CO2-Preis die Kosten beim Kauf fossiler Brenn- und Kraftstoffe. Dazu gehören: Heizöl, Erdgas, Flüssiggas, Fernwärme (sofern zur Erzeugung Öl oder Gas verbrannt wird), Benzin, Diesel, Flugbenzin, Kohle und Abfälle.
Wie können Eigentümer sparen? - 3 Punkte
Kurzfristig können Heizkosten durch kleinere Maßnahmen senken:
beispielsweise durch die Dämmung von Kellerdecke, Dachboden und Heizungsrohren (das kann auch in Eigenregie realisiert werden.
eine nachhaltigere Lösung sind energetische Verbesserungen der Gebäudehülle wie Dachsanierung, Fensteraustausch und Außenhautisolierung.
Das sollte der erste Schritt sein, bevor zu einem regenerativen Energieträger gewechselt wird.
Wie sehr steigen die Preise?
Letztlich lässt sich aktuell keine seriöse Prognose abgeben, wie hoch der CO2-Preis tatsächlich steigen wird. Expertinnen können anhand der Klimaziele, die erreicht werden sollen, zwar bestimmte Preisszenarien ausrechnen. Doch auch die Politik kann Einfluss nehmen, beispielsweise über die Menge der ausgegebenen Zertifikate, die dann den Preis bestimmt, oder über Förderprogramme, die den Preis für die Verbraucher etwas abfedern.
Der Verband Wohneigentum fordert, gerade finanziell schlechter gestellte Hausbesitzer*innen nicht zu überfordern. Wer das Zurückdrängen fossiler Energieträger ausschließlich über den CO2-Preis regelt und das dem Markt überlässt, wird soziale Brüche produzieren. Gegensteuern lässt sich über eine Weiterentwicklung bestehender Förderinstrumente, beispielsweise über eine soziale Staffelung des Einkommensbonus bei der Heizungsförderung.
Peter Wegner / Katrin Ahmerkamp