Ein Fundament für die Zukunft
Oktober 2025
Mit einem klaren Blick nach vorn feierte der Verband Wohneigentum sein 90-jähriges Bestehen beim Bundesverbandstag 2025 in Berlin. Präsident Peter Wegner eröffnete die Veranstaltung mit dem Appell, das Jubiläum als Aufbruch zu verstehen "für ein starkes, solidarisches und zukunftsfähiges Wohneigentum in Deutschland".
Unter dem Motto "Ohne uns läuft nichts: Zukunftsfähiges Ehrenamt" stand an diesem Abend das Herzstück des Verbands im Mittelpunkt: die über 17.000 Ehrenamtlichen, die mit ihrem Engagement Nachbarschaften prägen und Gemeinschaft gestalten. Moderatorin Katja Nellissen brachte es auf den Punkt: "Heute stellen wir die in den Mittelpunkt, die sonst im Hintergrund wirken."
90 Jahre Verband Wohneigentum - "das ist nicht nur eine beeindruckende Zahl, das ist ein Stück gelebte Geschichte", begrüßte Präsident Peter Wegner Delegierte und Gäste aus Politik und Verbändelandschaft. Er erinnerte daran, dass der Verband in all diesen Jahren stets mehr gewesen sein als eine Interessenvertretung, "nämlich ein Ort der Begegnung und des Miteinanders". Möglich nur durch das Engagement der vielen Ehrenamtlichen, "ohne sie wären unsere Siedlungen und Quartiere weniger bunt, lebendig und lebenswert."
Nach 90 Jahren ließe sich sagen, so Wegner: "Wohneigentum ist kein kurzfristiger Trend sondern ein Lebensprojekt über Generationen hinweg." Eine aktuelle Online-Befragung unter Mitgliedern untermauere das: Neun von zehn Befragten würden sich wieder für Eigentum entscheiden, 95 Prozent sehen ihr Zuhause als Lebensanker. Wegner fasste zusammen: "Wohneigentum ist nicht nur ein Dach über dem Kopf - es stabilisiert unsere Gesellschaft und ist ein Fundament für die Zukunft."
Als Festredner würdigte Sören Bartol, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesbauministerium, eine Verbandsarbeit mit „Leidenschaft, Sachverstand und Herz“. Er überbrachte die Glückwünsche von Ministerin Verena Hubertz und spannte den Bogen von den Anfängen der Siedlerbewegung bis zum modernen Beratungs- und Verbraucherschutzverband. Die Grundhaltung von damals - „teilen, mitanpacken, Verantwortung übernehmen“ - sei Vorbild und Sinnbild für das, was auch heute gebraucht werde.
Das Ehrenamt nannte Bartol „gelebte Verantwortung für das Miteinander im Quartier“. Wertschätzung, Entlastung und Mitmach-Anreize seien entscheidend, damit aus einer Siedlung eine Gemeinschaft werde. Um das zu unterstützen, wolle die Bundesregierung die Mittel für die Städtebauförderung aufstocken. Im Bereich Wohneigentum setze die Bundesregierung auf Programme wie „Wohneigentum für Familien“ und „Jung kauft Alt“, um Eigentumserwerb und Klimaschutz zu verbinden. Weitere Ziele seien eine Vereinfachung der Förderlandschaft, schnellere Bauverfahren und eine sozialverträgliche Wärmewende.
Bartol würdigte zudem den Bundeswettbewerb, den das Bundesbauministerium seit vielen Jahren begleitet. Aus der Zusammenarbeit seien wertvolle Impulse entstanden. Mit wechselnden Schwerpunkten zeige der Wettbewerb immer wieder vorbildliches Engagement.
Bartol resümierte. „Wenn wir Wissen teilen, Lasten fair verteilen und Chancen, nutzen, bleibt Wohneigentum bezahlbar, Nachbarschaft lebendig und unser Land zukunftsfest.“ Ah
Herausforderungen fürs Ehrenamt
Seit 90 Jahren ist das Ehrenamt das Rückgrat des Verbands Wohneigentum. Was braucht es, dass Menschen auch morgen noch gerne ehrenamtlich tätig sind? Welche Wege führen zu einer stärkeren Wertschätzung und attraktiveren Strukturen? Wie kann das Ehrenamt auch künftig in den Alltag einer modernen Gesellschaft integriert werden?
Bundesverbandstag 2025
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Michaela Engelmeier, Vorsitzende Sozialverband Deutschland. Foto: William Veder Eventfotografie
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Uta Winklmann MdB. Foto: William Veder Eventfotografie
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Dr. Serge Embacher vom Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement. Foto: William Veder Eventfotografie
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Peter Wegner, Präsident Verband Wohneigentum. Foto: William Veder Eventfotografie
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Anna Erhard von der Universität Bamberg. Foto: William Veder Eventfotografie
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Moderatorin Katja Nellissen. Foto: William Veder Eventfotografie
Podiumsgespräch
Zu diesem Thema diskutierte ein Podium kenntnisreich und beleuchtete verschiedene Perspektiven auf das Thema. Unter der Überschrift „Ohne uns läuft nichts: Zukunftsfähiges Ehrenamt debattierten Michaela Engelmeier, Vorstandsvorsitzende des Sozialverband Deutschland (SoVD), Dr. Serge Embacher vom Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagament (BBE), Tina Winklmann MdB, Bündnis90/DieGrünen und Mitglied im Ausschuss Sport und Ehrenamt des Deutschen Bundestags, Anna Erhard von der Universität Bamberg sowie Peter Wegner.
Michaela Engelmeier formulierte ganz klar ihre Erfahrung aus dem SoVD: „Unser Verband ist ohne Ehrenamt nicht denkbar“. Sie wies auf die Schwierigkeit hin, neue Generationen für ehrenamtliche Aufgaben zu gewinnen. Hier müssten sich Verbände und Vereine weiterentwickeln und neu aufstellen. Tina Winklmann freute sich, dass es auf politischer Ebene endlich einen eigenen Hauptausschuss gibt zum Thema Ehrenamt, denn „es trägt unsere Gesellschaft und unser Land“. Anna Erhard berichtete aus ihrer Forschung an der Universität Bamberg und nannte Spaß, Freude und Gemeinwohlorientierung als vorrangige Motive fürs unentgeltliches Engagement, „diese Menschen wollen anderen helfen.“ Dr. Serge Embacher brachte die politische Dimension des Themas ein: “Engagementpolitik ist Demokratiepolitik“. Peter Wegner betonte die Bedeutung ehrenamtlicher Arbeit für Leben und Gemeinschaft in Nachbarschaften und Quartieren.
Als mögliche „Stolperfallen“ für Engagement benannte das Podium Generationenkonflikte und emotionale Befindlichkeiten, unzureichende Fördermöglichkeiten, fehlende praktische Unterstützung und ein mangelndes Raumangebot für Austausch und Vernetzung.
Fazit nach der von Moderatorin Katja Nellissen umsichtig geleiteten Diskussion: Es braucht
Bürokratieabbau
Wertschätzung - menschlich und monetär
Flexibilität von Vereinen und Verbänden in ihren Erwartungen an Ehrenamtliche - und umgekehrt
Räume zum Austausch und Vernetzen
"First Mover" - also Menschen, die mit gutem Beispiel vorangehen.
Zu der Diskussion hat der Verband Wohneigentum einen 5-Punkte-Plan fürs Ehrenamt vorgelegt.